Konjunktur:Altmaier: Nach Corona-Flaute kommt der Boom

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"Das Wachstum wird in diesem Jahr geringer ausfallen, als wir alle uns vorgestellt haben": Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (Foto: Getty Images)

Die Wirtschaft entwickelt sich offenbar deutlich schwächer, als es die Bundesregierung im Frühjahr erwartet hatte. Aber das kommende Jahr könnte besser werden - wenn die Voraussetzungen stimmen.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier erwartet nach eigenen Worten erst im kommenden Jahr eine boomende Konjunktur in Deutschland. "Das Wachstum wird in diesem Jahr geringer ausfallen, als wir alle uns vorgestellt haben", sagte der CDU-Politiker im ARD-"Morgenmagazin". Er bestätigte dabei indirekt die bereits durchgesickerten Prognosen der Regierung für das Wirtschaftswachstum in Deutschland. Insidern zufolge rechnet die Bundesregierung nach dem coronabedingten Einbruch des Bruttoinlandsprodukts 2020 mit einem Plus von nur noch 2,6 Prozent statt der im Frühjahr in Aussicht gestellten 3,5 Prozent.

Als Gründe für diese Korrektur nach unten nannte Altmaier die Rohstoffknappheit und die gestiegenen Energiepreise. Die deutsche Wirtschaft wachse zwar kräftig, sagte der scheidende Ressortchef. "Aber sie wird erst richtig zu einem Boom werden im nächsten Jahr mit über vier Prozent." Insidern zufolge rechnet die Regierung konkret mit einem Zuwachs von 4,1 Prozent, das sind 0,5 Punkte mehr als bislang gedacht.

Altmaier sprach von einer historisch einmaligen Knappheit an Vorleistungsgütern. Voraussetzung für ein starkes Wachstum im kommenden Jahr ist Altmaier zufolge aber, dass sich die internationalen Lieferketten stabilisieren. So müssten mehr Mikrochips auch in Europa hergestellt werden. Die Nachfrage nach deutschen Produkten auf den Weltmärkten bleibe nach wie vor hoch: "Wenn sich die Lieferengpässe schrittweise auflösen, kommt es in 2022 zu deutlichen Aufholeffekten."

Der Wirtschaftsminister geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft zum Ende des ersten Quartals 2022 wieder ihr Vor-Corona-Niveau erreicht und überschreitet. "Ein Quartal später als ursprünglich angenommen worden ist", sagte Altmaier. "Voraussetzung ist natürlich, dass der Wachstumskurs nicht abgewürgt wird in den nächsten Monaten." Denn die stark steigenden Corona-Infektionszahlen können nach den Worten des Ministers zu negativen wirtschaftlichen Auswirkungen führen - auch ohne neuen Lockdown. "Wir haben vor uns einen zweiten Pandemie-Winter", sagt der CDU-Politiker. Daher sei es wichtig, weiterhin Masken zu tragen und Vorsichtsregeln zu beachten.

Die Bundesregierung erwartet weiter, dass die Inflationsrate bereits zum Jahreswechsel 2021/22 wieder ein deutlich niedrigeres Niveau erreicht - weil dann Sonderfaktoren wegfallen wie die Rücknahme der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung des zweiten Halbjahres 2020. Diese schlägt inzwischen voll auf die Teuerung durch. Seit Januar gelten wieder die regulären Mehrwertsteuersätze. Waren und Dienstleistungen werden also tendenziell teurer. In ihrer Herbstprojektion rechnet die Bundesregierung mit Inflationsraten von 3,0 Prozent im Jahr 2021 und 2,2 Prozent im Jahr 2022. Im September lag die Inflationsrate angeheizt vor allem von höheren Energiekosten bei 4,1 Prozent.

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