In nordischen Ländern haben Frauen die besten Chancen auf eine Karriere. Vor allem Island fördert Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Das geht aus einer Studie des britischen Rechtsdienstberatungsleister Claims hervor. Die Experten haben die Einkommen und Aufstiegschancen von Frauen analysiert und daraus ein Ranking erstellt. Dafür haben sie Daten des Weltwirtschaftsforums ausgewertet. Das Ergebnis: Die ersten Plätze belegen die nordischen Länder Island, Finnland und Norwegen - Deutschland folgt auf Platz 15. Der Grund für die Unterschiede liegt laut Experten in der Familienpolitik der jeweiligen Länder.
Denn der Arbeitsmarkt wird ungerechter für Frauen, sobald sie Mütter werden. Dann arbeiten sie eher in Teilzeit, verdienen weniger und leisten mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer. "Die skandinavischen Länder haben schon viele Jahre früher als Deutschland damit begonnen, Kitaplätze auszubauen und eine Art Elterngeld einzuführen", sagt Katharina Wrohlich vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. In Island bekommt jeder Elternteil sechs Monate Elternzeit fest zugeteilt. Außerdem kann das Elterngeld doppelt so hoch ausfallen wie in Deutschland.
Zudem ist die politische Kultur eine andere: In Island haben Frauen immer wieder für Gleichberechtigung gestritten und protestiert. Heute verdienen sie etwa 40 500 Euro brutto im Jahr - das ist doppelt so viel wie in Griechenland. Das Parlament in Island besteht fast zur Hälfte aus weiblichen Abgeordneten. 1980 wählten die Isländer mit Vigdís Finnbogadóttir als erstes Land der Welt eine Premierministerin. Auch ist in Island die Lohngleichheit besonders ausgeprägt. Seit 2018 sind ungleiche Löhne von Männern und Frauen gesetzlich verboten. Zudem fördert das Land Frauen in Führungspositionen - 40 Prozent Frauen müssen in den Vorständen von großen Unternehmen sein.
Platz zwei des Rankings belegt Finnland. Hier übertrifft die Beschäftigungsquote von Frauen die der Männer. Sie liegt bei 77 Prozent. Norwegen auf Platz drei loben die Experten für die Aufstiegschancen für Frauen und den Schutz der Rechte für Arbeitnehmer. Außerdem ist dort die Kinderbetreuung gut ausgebaut. Platz vier belegt Schweden, hier sind 58 Prozent der Hochschulabsolventen weiblich und es gibt strenge Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung. In allen Ländern herrscht eine hohe Lohngleichheit und es arbeiten viele Frauen in der Politik. "Der Blick in die Zukunft stimmt optimistisch", teilt Claims mit, "die Impulse aus Skandinavien werden hoffentlich einen weltweiten Wandel hin zu einem inklusiven und diversen Arbeitsmarkt bewirken."
Deutschland belegt Rang 15 in der Studie. Hierzulande sei es ein typisches Muster, dass Mütter in Teilzeit wechseln und dort dann bleiben. "In Teilzeit macht man jedoch keine Karriere und der Lohn steigt auch nicht mehr", sagt Wrohlich. Das verschärfe die Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt.
Die Politik müsse finanzielle Anreize schaffen für die gleichmäßige Aufteilung der Erwerbs- und Sorgearbeit, sagt Wrohlich. Das Elterngeld könne reformiert werden, sodass es sich wie in Island für beide Elternteile lohnt, einige Monate zu Hause zu bleiben. Auch Unternehmen könnten Müttern entgegenkommen mit flexiblen Arbeitszeiten und Orten. Außerdem könnten sie Frauen ermutigen, ihre Arbeitszeit wieder zu erhöhen.