Halbleiterindustrie:Infineon plant neues Mega-Werk in Dresden

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Aus solchen Siliziumscheiben, den Wafern, werden am Ende Halbleiter hergestellt - künftig noch mehr in Dresden. (Foto: imago images/Sven Simon)

Der Münchner Chiphersteller reagiert auf die weltweit hohe Nachfrage nach Halbleitern und investiert fünf Milliarden Euro in Sachsen. Die Fabrik soll in Turbo-Geschwindigkeit entstehen.

Von Caspar Busse

Es ist einer der ganz wenigen Chipkonzerne mit Sitz in Europa, die weltweit überhaupt noch von Bedeutung sind. Jetzt will Infineon den Standort Deutschland nochmal deutlich stärken. Wie das Münchner Dax-Unternehmen am Montag Nachmittag überraschend mitteilte, soll in Dresden ein neues Chipwerk gebaut werden. Dazu sollen insgesamt fünf Milliarden Euro investiert werden, es wäre die größte Einzelinvestition, die Infineon bisher getätigt hat. Damit sollen in Dresden bei Infineon direkt weitere 1000 Jobs entstehen, dazu dürften weitere indirekte Arbeitsplätze bei Zulieferern und Dienstleistern kommen.

Der Neubau stehe unter dem Vorbehalt "angemessener öffentlicher Förderung", teilte Infineon weiter mit. Die Verhandlungen dazu laufen offenbar. Die Politik in Brüssel und in Berlin hatte zuletzt mitgeteilt, dass die Chipindustrie nun massiv gefördert werden soll. Bei voller Auslastung soll das neue Werk einen Umsatz von etwa fünf Milliarden Euro bringen. Laut der Planung könnte das Werk bereits im Herbst 2026 produktionsbereit sein, das ist erstaunlich schnell, Insider sprechen bereits von einem Turbo-Bau. Die Zeit drängt, denn die Nachfrage nach Chips ist gerade sehr hoch.

Infineon hat bereits einen großen Standort in Dresden

Infineon ist bereits in Dresden präsent, Siemens hatte einst nach der Wende dort einen Halbleiter-Standort aufgebaut, der nach der Abspaltung der Chip-Sparte nun zu Infineon gehört. Auch andere große Halbleiterunternehmen produzieren in der sächsischen Landeshauptstadt, dort ist ein sogenanntes Cluster entstanden, das Produktion, Forschung und Zulieferer umfasst. Weil Infineon bereits massiv in Dresden vertreten ist, könnte das Werk schnell gebaut werden, heißt es.

Weltweit gibt es seit der Corona-Pandemie einen Engpass bei Halbleitern, die großen Autohersteller etwa mussten bereits die Produktion drosseln oder aussetzen. Auch andere Branchen haben große Probleme. Deshalb sollen nun weltweit neue Chipwerke gebaut werden. Intel etwa will unter anderem in Magdeburg investieren. Die Hauptstandorte von Infineon sind neben Dresden Villach in Österreich und Kulim in Malaysia. In Villach wurde zuletzt ein neues Werk gebaut, für weniger als zwei Milliarden Euro.

Infineon ist ein wichtiger Lieferant für die Autoindustrie, aber auch für viele andere Branchen, so auch für die Hersteller von Windkraft- oder Solaranlagen. In den vergangenen Jahren war die Chipindustrie von Europa weg nach Asien und in die USA abgewandert. Nun soll die hohe Abhängigkeit Europas von Asien und den USA wieder reduziert werden, deshalb unterstützt die Politik den Bau neuer Produktionsstätten in Europa.

Die Geschäfte bei Infineon laufen derzeit sehr gut. Die Automobil-, Industrie- und Erneuerbare-Energien-Märkte, die Infineon hauptsächlich mit seinen Chips beliefert, zeigten "eine zunehmende Dynamik und dauerhaft starke Wachstumsfaktoren", begründete das Unternehmen die Investition und die Erhöhung seiner Ziele. Künftig soll der Umsatz im Jahr um mehr als zehn Prozent wachsen statt - wie bisher erwartet - um neun Prozent. Die operative Umsatzrendite soll mit 25 Prozent deutlich höher liegen als die bisher erwarteten 19 Prozent.

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