Industrie - Frankfurt am Main:Land Hessen rettet Höchster Porzellanmanufaktur

Industrie - Frankfurt am Main: Tasse und Untertasse aus der Höchster Porzellanmanufaktur stehen im Werksverkauf vor dem Logo der Manufaktur. Foto: Arne Dedert/dpa
Tasse und Untertasse aus der Höchster Porzellanmanufaktur stehen im Werksverkauf vor dem Logo der Manufaktur. Foto: Arne Dedert/dpa (Foto: dpa)

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Frankfurt/Wiesbaden (dpa/lhe) - Die Höchster Porzellanmanufaktur ist gerettet. Das Land Hessen übernimmt Teile des traditionsreichen Unternehmens und hat sich mit dem Insolvenzverwalter auf neues Konzept geeinigt, wie beide Seiten am Mittwoch mitteilten. Damit soll das Erbe der 1746 gegründeten Porzellanmanufaktur bewahrt werden.

Der Vereinbarung zufolge wird das Unternehmen Teil der Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG), wie Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) und Insolvenzverwalter Frank Schmitt mitteilten. Die landeseigene Kunsthochschule wird demnach mit neuem Konzept das handwerkliche und künstlerische Wissen für Forschung und Lehre nutzen. Geplant sei die Gründung eines "Institute for Advanced Material Studies". Der Standort der Porzellanmanufaktur in Frankfurt-Höchst bleibt erhalten. Die HfG werde den Mietvertrag und vier von acht Beschäftigten übernehmen, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters.

Für die Vermögenswerte wie Öfen, historische Formen und Werkzeuge sowie die schon im Juli erworbenen Markenrechte der Manufaktur zahlt das Land nach eigenen Angaben knapp 300 000 Euro. Zusätzlich werde der Etat der HfG mit Doppelhaushalt 2023/2024 des Landes um jährlich 1,5 Millionen Euro aufgestockt. Mit der Stadt Frankfurt liefen ferner Gespräche über Hilfen für die Manufaktur durch ihre Heimatstadt.

"Das Land Hessen steht zu seinen Traditionen", sagte Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) in Wiesbaden. An der Hochschule für Gestaltung Offenbach werde künftig die Porzellankunst aus Hessen gelehrt und bewahrt. "Es ist im Interesse des Landes, dieses Kulturgut zu erhalten", ergänzte Finanzminister Michael Boddenberg.

Bernd Kracke, Präsident der HfG Offenbach, sprach von einer "Jahrhundertchance" und einer einzigartigen Zukunftsperspektive für die Kunsthochschule. "Wir sind bereit für die so spannende wie komplexe Aufgabe, eine traditionsreiche historische Manufaktur mit vitaler Kreativität aus Kunst und Design zu beleben."

Die Höchster Porzellan-Manufaktur, die zweitälteste in Deutschland nach der Staatlichen Porzellan-Manufaktur in Meißen bei Dresden, hatte schon öfter vor dem Aus gestanden. Das Unternehmen hatte bereits 2018 Insolvenz anmelden müssen, wurde dann aber von einem asiatischen Investor übernommen - mit wenig Erfolg: Anfang Juni dieses Jahr musste die Höchster Porzellanmanufaktur erneut Insolvenzantrag stellen. In der Folge suchte Insolvenzverwalter Schmitt von der Kanzlei Schultze & Braun nach Investoren und wandte sich auch an die hessische Landesregierung.

Der positive Abschluss der Gespräche mit dem Land sei "ein wichtiger Meilenstein" in der langen Geschichte Höchster Porzellanmanufaktur, sagte Insolvenzverwalter Schmitt. Das Land übernehme nun die Verantwortung für die weiteren Geschicke des Unternehmens.

Die Suche nach einem Investor war nach der Insolvenz fehlgeschlagen. Ein privatwirtschaftlicher, langfristiger Betrieb der Manufaktur sei nicht gelungen, "auch wegen der Explosion der Energiepreise", hieß es. Energie spielt in der Porzellanproduktion eine wichtige Rolle.

© dpa-infocom, dpa:221228-99-36157/4

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