Luftfahrt:500 neue Airbus-Jets für Indien

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Eine Airbus-Maschine der indischen Fluggesellschaft Indigo. (Foto: PUNIT PARANJPE/AFP)

Die Billigfluggesellschaft Indigo vergibt einen der größten Aufträge der Luftfahrtgeschichte - nach Europa. Der Airline-Chef ist gerührt.

Von Jens Flottau, Paris

Vor zwei Jahren schien Pieter Elbers in einer Sackgasse gelandet zu sein. 20 Jahre lang war er bei KLM Royal Dutch Airlines, von 2014 an als Vorstandschef, und seit Jahren schwelte der Konflikt mit Ben Smith, Chef der Mutterfirma Air France-KLM Group. Es ging um Rivalitäten zwischen Air France und KLM, um den Grad der Freiheit, den sich Elbers und seine Leute herausnehmen wollten, zumal sie stets mehr Geld verdienten als die Kollegen in Paris. Irgendwann war es genug, und Elbers verkündete seinen Abschied. Er war gerade 50 geworden.

"Einer der Tage, die man niemals vergisst", sagt der Firmenchef

Am Montag Nachmittag dann tauchte Elbers strahlend im Airbus-Chalet auf. Es war der erste Tag des Aerosalon von Le Bourget, der größten Luftfahrtmesse des Jahres. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Vormittag das Gelände abgeschritten und hatte sich die Flugvorführungen angeschaut. Doch es war Elbers überlassen, den ersten großen Deal zu verkünden: Sein neuer Arbeitgeber Indigo kauft 500 Flugzeuge der A320neo-Familie für Kurz- und Mittelstrecken bei Airbus, einer der größten jemals erteilten Aufträge. "In einem Berufsleben gibt es ein paar Tage, die man niemals vergisst. Heute ist einer davon", sagte ein sichtlich angefasster Elbers.

Indigo ist eine der erstaunlichsten Erfolgsgeschichten der Branche. Die private Fluggesellschaft wurde 2006 gegründet und sollte als Pionier das Prinzip der Billig-Airlines auch in Indien etablieren. Indien und Luftfahrt, die naheliegende Assoziation war bis dahin Air India, und es war keine gute. Denn der Staatscarrier war bekannt für seine Ineffizienz, seine veraltete, kleine Flotte, die Unpünktlichkeit und die horrende Bürokratie. Was Air India tun und lassen sollte, entschied letztlich die Regierung, nicht das Management.

Die indische Regierung will das Flughafennetz ausbauen

Drei Jahre nach dem Start machte Indigo erstmals Gewinne, nach neun Jahren ging das Unternehmen an die Börse, bis 2018 war die Flotte schon auf 200 Flugzeuge gewachsen. Mittlerweile fliegt Indigo zu 78 Zielen im Inland und 26 im Ausland. Schon vor der gewaltigen Bestellung vom Montag hatte Indigo eine Flotte von knapp 300 Flugzeugen und fast 500 weitere beauftragt. Nun also sind es rund 1000 Flugzeuge, die Airbus für die indische Airline in den nächsten Jahren bauen soll - rechnerisch etwa zwei Jahresproduktionen der A320neo-Familie.

Indien ist der derzeit am schnellsten wachsende Markt in der Luftfahrt - laut Airbus wird die Nachfrage auf den Inlandsstrecken jährlich um rund sieben Prozent wachsen, gut dreimal so schnell wie in Europa oder Nordamerika. Die Frage ist allerdings, ob die Infrastruktur all das Wachstum hergibt. Die indische Regierung plant, das Flughafennetz deutlich auszubauen. Derzeit sind rund 140 Airports in der Lage, große Passagierjets abzufertigen. In den nächsten zwei Jahren sollen 80 weitere dazukommen. Indigo profitiert davon, dass für längere Distanzen in dem Land weder Auto noch Zug eine echte Alternative sind. Außerdem wächst eine große Mittelschicht heran, die sich zumindest gelegentliche Flugreisen leisten kann.

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