Immobilien:2023 etwas mehr Zwangsversteigerungen in Sachsen-Anhalt

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Ein Auktionator hält während einer Versteigerung einen Hammer in der Hand. (Foto: Daniel Naupold/dpa)

Jahrelang nahm die Zahl der Verfahren zur Zwangsversteigerung von Immobilien in Sachsen-Anhalt ab. Der Trend scheint gebremst.

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Eisleben/Magdeburg (dpa/sa) - In Sachsen-Anhalt ist die Zahl der Zwangsversteigerungen nach Jahren des deutlichen Rückgangs 2023 leicht gestiegen. Zum Ende des Jahres liefen an den Amtsgerichten 1963 Verfahren, ein Jahr zuvor waren es 1952 gewesen, wie eine Statistik des Justizministeriums zeigt. Die Zahl der neu eingegangenen Verfahren lag 2023 mit landesweit 847 deutlich über dem Wert von 2022 (738), aber noch unter dem von 2021 (899). Seit dem Jahr 2013 waren die Zwangsversteigerungen von Jahr zu Jahr deutlich zurückgegangen. Damals hatte der Bestand der Verfahren bei 5260 gelegen, 2278 Eingänge wurden an den Gerichten verzeichnet.

Auch bundesweit sind erstmals seit Jahren wieder mehr Immobilien zwangsversteigert worden. Nach im Januar veröffentlichten Recherchen des Fachverlags Argetra wurden 2023 Gerichtsverfahren für 12.332 Häuser, Wohnungen und Grundstücke eröffnet, etwas mehr als im Vorjahr mit 12.077 Immobilien. Laut den Experten zeigte eine Mischung aus schwacher Konjunktur, hoher Inflation und einem schwachen Immobilienmarkt Auswirkungen bei den Bürgen. Argetra analysiert die Termine für Zwangsversteigerungen an allen knapp 500 Amtsgerichten hierzulande.

Der Bund Deutscher Rechtspfleger (BDR) in Sachsen-Anhalt sieht einen deutlichen Trend hin zu sogenannten Teilungsversteigerungen. Dahinter stünden Erbengemeinschaften oder auch Ehegemeinschaften, die sich auflösten. Die Versteigerungen von Immobilien in diesem Zusammenhang hätten flächendeckend zugenommen, sagte der BDR-Landesvorsitzende Christoph Stammer. Während es bei den Zwangsversteigerungen im Wesentlichen um Finanzprobleme gehe, seien die Teilungsversteigerungen stärker streitbefangen. Hier spiegele sich die Lebensrealität der Menschen, sagte Stammer. Die Rechtspfleger sind wichtiger Teil des Justizsystems. Sie wickeln etwa die Zwangsversteigerungen ab. Zu ihren Aufgaben gehören aber auch Teile der Insolvenzverfahren, Familien- und Betreuungssachen, wie es hieß.

Das Amtsgericht Eisleben gehörte neben Magdeburg im Jahr 2023 zu den Gerichten mit den höchsten Eingangszahlen. Zudem erhöhte sich dort der Bestand der Zwangsversteigerungsverfahren seit dem Jahr 2022 deutlich von 98 auf 126. „2023 waren vor allem leer stehende, unattraktive Hausgrundstücke und Abbruchgrundstücke innerhalb von Stadtkernen Gegenstand von Zwangsversteigerungen am Amtsgericht Eisleben“, sagte eine Gerichtssprecherin. Anders als in den Vorjahren gebe es weniger die klassischen Gläubiger, sondern zunehmend öffentliche Gläubiger wie Stadtkassen oder Abwasserzweckverbände. Sie wollten öffentlich-rechtliche Forderungen wie Grundsteuern oder Anschlussbeiträge vollstrecken.

„Dies wiederum ist die Folge eines Generationswechsels in den Vollstreckungskassen der Städte und Verbandsgemeinden: Das Forderungsmanagement vollstreckt nunmehr nach einer erfolglosen Zwangsvollstreckung in das bewegliche Vermögen zunehmend auch in das unbewegliche Vermögen“, hieß es weiter. 2023 seien die Werte der zwangsversteigerten Immobilien zurückgegangen, sofern die Zwangsversteigerungen von öffentlichen Gläubigern betrieben wurden. Denn Gegenstand seien vor allem leer stehende, marode Grundstücke gewesen.

In Magdeburg war die Art der zwangsversteigerten Immobilien einem Sprecher zufolge breit gestreut: Ein- und Mehrfamilienhäuser, Wohnungen und Gewerbeobjekte. In den Vorjahren seien in der Masse Einfamilienhäuser betroffen gewesen. Zugenommen hätten Zwangsversteigerungsverfahren zur Aufhebung der Gemeinschaft. Sie hätten zwischenzeitlich die Anzahl der Vollstreckungsversteigerungen übertroffen, hieß es. Die Werte der versteigerten Immobilien seien insgesamt relativ stabil geblieben.

Aus einem Marktreport des Center for Real Estate Studies (CRES) des Instituts der Steinbeis School for Real Estate and Management geht hervor, dass Sachsen-Anhalt zu den Bundesländern mit den meisten Zwangsversteigerungen je 100.000 Einwohner gehört. Demnach wurde im vergangenen Jahr ein Wert von 62,3 erreicht. Sachsen-Anhalt lag damit hinter dem Saarland, in dem es 74,2 Zwangsversteigerungen je 100.000 Einwohner gab und Thüringen mit 70,8.

© dpa-infocom, dpa:240309-99-275732/4

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