Tourismus:Warum Großstadt-Hotels besonders unter der Krise leiden

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Das Hotel Hessischer Hof in Frankfurt schließt. Die Unternehmensgruppe Prinz von Hessen begründete den Schritt mit hohen Verlusten infolge der Corona-Pandemie und den schlechten Aussichten in der Business- und Messehotellerie. (Foto: Michael Holz/dpa)

Städtereisen sind derzeit kaum gefragt, Dienstreisen werden immer seltener. Besonders hart trifft es Städte wie Frankfurt oder Zürich.

Von Lea Hampel, München

Fragt man dieser Tage Hotelkettenchefs nach ihren Sorgen, dann nennen sie mit gequältem Gesichtsausdruck oft einzelne Städte. Nicht selten sind das beispielsweise Zürich oder Frankfurt. Niederlassungen in Städten, insbesondere Großstädten, sind innerhalb der für die Touristikbranche ohnehin desaströsen Corona-Pandemie die großen Sorgenkinder.

Das hat mehrere Gründe. Einige liegen auf der Hand: Viele Menschen zieht es derzeit in die Einsamkeit und die Natur. Camping boomt, Baumhäuser sind ausgebucht, Ferienhäuser begehrt - überall, wo der Mensch möglichst wenige Menschen trifft und trotzdem weg von zu Hause sein kann, können Anbieter derzeit Höchstpreise aufrufen.

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Städte aber, und Aufenthalte dort, sind traditionell das Gegenteil. Eine Städtereise, dienstlich wie privat, wird ja oft genau aus diesem Grund geplant: um Menschen zu treffen, Restaurants zu besuchen, sich Ausstellungen anzuschauen, abends auszugehen. All das findet aber nicht mehr wie vor der Pandemie statt, wenn es überhaupt existiert. Deshalb sind Städtereisen weniger gefragt.

Für viele Hotels ist aber ein weiterer Faktor wichtiger: die Dienstreisen. Im Jahr vor der Pandemie haben deutsche Unternehmen laut dem Verband Deutsches Reisemanagement noch 55,3 Milliarden Euro für geschäftliche Reisen ausgegeben. Diese Zahl dürfte Ende 2020 wesentlich niedriger liegen.

Ein viel größerer Anteil an Besprechungen wird heute digital abgehalten. Mal eben von München aus in den Flieger für zwei Stunden Meeting in Hamburg, das machen nur die wenigsten noch. Zum einen wollen gar nicht mehr alle Menschen auf Dienstreise. Nur acht Prozent der Dienstreisenden, ergab eine Umfrage des Deutschen Reiseverbandes, fühlen sich unterwegs so sicher wie vor der Pandemie. Zum anderen ist es günstiger, wenn Besprechungen online abgehalten werden. Vor allem Branchen, die digital ohnehin schon gut aufgestellt sind, nutzen die Gelegenheit, ihre Organisationsstrukturen entsprechend zu ändern. Deshalb sind auch Frankfurt und Zürich besonders betroffen, wo traditionell die Finanzbranche stark ist.

Was diese beiden Städte mit weiteren Großstädten außerdem gemeinsam haben: Hier war zuvor viel internationales Publikum, und zwar aus der Geschäftsreisen- wie der Privatreisensparte. Auch das ist weniger geworden.

So mancher Hotelmanager denkt derzeit deshalb nach, wie es nach der Krise weitergehen kann. Weil schon jetzt klar ist: Wer künftig reist, sucht Stadt und Hotel wesentlich sorgfältiger aus.

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