Home-Office:Wenn sich eine Landesbank moderner gibt als das Silicon Valley

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Viele Mitarbeiter schätzen ihre Arbeitsergebnisse im Home-Office besser ein, als im Büro. (Foto: Bartek Szewczyk/Imago)

Für viele Mitarbeiter ist das Home-Office ganz normal geworden. Die Bayerische Landesbank hat das erkannt. Das Silicon Valley dagegen noch nicht - und greift deswegen zu ungewöhnlichen Mitteln.

Von Theo Harzer

Eigentlich ist die gesetzliche Verpflichtung zum Home-Office bereits im März 2022 ausgelaufen. Trotzdem haben es viele Arbeitgeber ihren Mitarbeitern ermöglicht, weiterhin von zu Hause aus zu arbeiten. So auch die Bayerische Landesbank, die ihre Home-Office-Vereinbarung nun noch einmal verlängert hat. Diese war ursprünglich bis Ende des Jahres 2023 gültig, die neue Vereinbarung tritt ab dem 1. Oktober in Kraft und gilt mindestens bis Ende 2025. Darin ist geregelt, dass Home-Office und Büroarbeit weiterhin gleichgestellt sind - unbefristet. Angestellte haben so theoretisch die Möglichkeit, fünf Tage pro Woche von zu Hause aus zu arbeiten, es sei aber gewünscht, dass sie zu gewissen Anlässen im Büro erscheinen. Dazu zählen Team- und Projektbesprechungen sowie Termine mit Kunden oder Vorgesetzten. Sollte die Anwesenheit eines Mitarbeiters aus einem dieser Gründe erforderlich sein, müsse die Bank ihn allerdings früh genug darüber informieren.

Mit derlei Maßnahmen soll auf die Bedürfnisse der Angestellten Rücksicht genommen werden. Denn die Nachfrage nach Home-Office ist auch nach der Corona-Pandemie unvermindert hoch. Bei der Bayern LB liege die Präsenzquote montags und freitags bei nur 20 Prozent, an den restlichen Wochentagen zwischen 40 und 50 Prozent.

Die Beliebtheit des Home-Office unter Angestellten belegt auch eine empirische Studie der Technischen Universität Darmstadt aus dem Juni 2023. Sie ergab, dass Angestellte im Home-Office zufriedener und produktiver arbeiten. So schätzten 62 Prozent der mehr als 1000 Befragten ihre Arbeitsergebnisse im Home-Office besser ein, als im Büro. 81 Prozent der Befragten gaben an, mit ihrem Job von zu Hause zufrieden zu sein. Für Personen, die im Büro arbeiten, galt das nur bei 57 Prozent. Andreas Pfnür, Leiter des Fachgebiets Immobilienwirtschaft und Betriebswirtschaftslehre, resümiert auf der Webseite der Universität: "Die Studienergebnisse zeigen deutlich: Die Beschäftigten begreifen Remote Work als einen fundamentalen gesellschaftlichen Zugewinn, der zukünftig für sie nicht mehr verhandelbar ist."

Ironischerweise ordert Zoom seine Mitarbeiter zurück ins Büro

Es gibt aber auch Firmen, die ihre Angestellten nach dem Auslaufen der Corona-Maßnahmen zurück in das Büro beorderten. So haben etwa Amazon, Apple oder ironischerweise die Videokonferenz-Plattform Zoom festgelegt, dass ihre Angestellten zumindest teilweise wieder im Büro erscheinen müssen. Google kam sogar auf die Idee, seine Mitarbeiter mit einem Sonderangebot für das unternehmenseigene Gästehaus zurück ins Office zu locken: Für 99 Dollar die Nacht sollen Mitarbeiter in dem Hotel auf dem Google-Campus bei San Francisco unterkommen. So wolle man den Mitarbeitern den Übergang zum hybriden Arbeitsplatz erleichtern. Das kuriose daran: Laut der Immobilienplattform Zillow liegt die durchschnittliche Miete für ein Apartment in San Francisco bei knapp 3600 Dollar. Google-Angestellte könnten mit dem Home-Office-Verzicht also sogar noch Miete sparen.

Während die Bayern LB also die Wichtigkeit von zeitgemäßen Home-Office-Regeln erkannt zu haben scheint, gibt in Teilen des Silicon Valleys ein fast altmodisch anmutendes Verhältnis zum Home-Office den Ton an. Den Mitarbeitern im innovativsten Tal der Welt dürfte das nicht gefallen.

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