Hilfsprogramm für Griechenland:Schäuble rückt ein bisschen mit der Wahrheit raus

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat neue Griechenlandhilfen bestätigt. (Foto: John Kolesidis/Reuters)

Athen braucht ein drittes Hilfspaket, das war Experten seit Langem klar. Deswegen ist es gut, dass Finanzminister Schäuble das schon vor der Bundestagswahl im September öffentlich eingesteht. Allerdings sollte der CDU-Politiker den Deutschen auch etwas anderes sagen.

Ein Kommentar von Claus Hulverscheidt, Berlin

Die gute Nachricht ist: Wolfgang Schäuble hat viereinhalb Wochen vor der Bundestagswahl zugegeben, dass Griechenland ein drittes Hilfsprogramm benötigen wird, und nicht viereinhalb Wochen nach der Wahl. Den Vorwurf des Wahlbetrugs wird man ihm also nicht machen können, wenn Anfang 2014 die Verhandlungen über das Paket beginnen.

Getrübt wird der gute Eindruck allerdings dadurch, dass der Bundesfinanzminister behauptet, nie etwas anderes gesagt zu haben. Diese Form der geschichtsklitternden Wahrheitsdehnung ist leider ein Merkmal Schäuble'scher Politik.

In der Sache ist das Eingeständnis des Ministers weniger aufregend, als es vielleicht klingt. Dass Griechenland am Neujahrstag 2015 nicht reif für eine Rückkehr an die Kapitalmärkte sein würde, war allen Experten seit Langem klar. Das Land braucht also für eine Übergangszeit weitere öffentliche Hilfe - und diese Hilfe sollte es erhalten, schließlich wäre es für die Geldgeber nach dem Streit und der vielfältigen Schelte der vergangenen Jahre verrückt, am Ende doch noch aufzugeben.

Die Frage ist allerdings: Woher soll das Geld kommen? Weitere Kredite wie auch ein zweiter Schuldenschnitt sind aus unterschiedlichen Gründen eigentlich keine brauchbaren Optionen. Bleiben direkte Transfers an die Griechen, man könnte auch sagen: Geldgeschenke. Auch das sollte Schäuble den Bürgern sagen, und zwar ebenfalls am besten noch vor der Wahl.

© SZ vom 21.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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