Steigende Preise:Wie Verbraucher beim Heizöl sparen können

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Die Preise für Heizöl haben sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. (Foto: Reinhold Becher/imago images)

Viele Hausbesitzer fragen sich angesichts des geplanten Öl-Embargos gegen Russland, wann sie ihren Tank auffüllen sollten. Den perfekten Zeitpunkt gibt es nicht, dafür aber einige Lösungsansätze.

Von Kaja Adchayan

Viele Jahre galt für Verbraucher der Rat, im Frühling oder Sommer den Tank ihrer Ölheizung zu füllen, um möglichst günstig an den fossilen Brennstoff zu kommen. Doch diese Strategie funktioniert nicht mehr. "Der Preis für Heizöl wird stark von weltweiten Faktoren wie Krisen und Kriegen beeinflusst", sagt Hans Weinreuter, Energieexperte bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

Haben schon in den 1970er-Jahren die beiden Ölkrisen und 2008 die Weltwirtschaftskrise den Heizölpreis befeuert, ist es heute der Krieg in der Ukraine. Kurz nach der Invasion Russlands in das Nachbarland stieg der Preis pro Liter auf mehr als zwei Euro.

Haushalte in Deutschland fragen sich nun, wann sie den Tank ihrer Ölheizung auffüllen sollten. Das von der EU geplante Embargo für russisches Öl scheint beschlossene Sache, ein weiterer Preisanstieg denkbar. Also jetzt volltanken, um im Herbst nicht noch mehr zahlen zu müssen? Oder abwarten und hoffen, dass die Preise wieder sinken? Eine klare Antwort gibt es darauf nicht. "Niemand weiß im Moment, in welche Richtung sich die Preise mittelfristig entwickeln werden", erklärt Weinreuter.

Verbraucher sollten sich ein Preislimit setzen

Je nach Sicherheitsbedürfnis der Verbraucher und finanziellem Budget können sie ihren Öltank guten Gewissens halb oder direkt ganz auffüllen, sagt er. Eine allgemeingültige Empfehlung will er nicht aussprechen, beide Strategien seien in Anbetracht der volatilen Situation nachvollziehbar.

Oliver Klapschus, Geschäftsführer des Vergleichsportals Heizöl 24, empfiehlt, die Entwicklung der Preise im Blick zu behalten. "Verbraucher sollten über den Sommer die Preise engmaschig beobachten und sich ein persönliches Preislimit setzen." Um Stress im nachfragestarken Herbst zu vermeiden, rät er, die Bestellungen spätestens Mitte August aufzugeben.

Später können Verbraucher zwar auch noch Heizöl kaufen, die Wahrscheinlichkeit, dass der Preis im Herbst noch fällt, ist aufgrund der erfahrungsgemäß hohen Nachfrage kurz vor der beginnenden Heizperiode jedoch gering. Zudem kommt es aufgrund der höheren Bestellvolumen in dieser Zeit oft zu längeren Lieferzeiten. Regionale Händler können die Ware oftmals schneller liefern als Anbieter aus anderen Ländern, sind aber nicht immer die günstigsten.

Um trotz der aktuell hohen Heizölpreise Geld zu sparen, empfiehlt Weinreuter, das Heizöl mit mehreren Personen als Sammelbestellung zu ordern. Je größer die Menge, desto günstiger der Preis. Die Beteiligten sollten jedoch nicht zu weit weg voneinander wohnen, sonst besteht die Gefahr, dass der Lieferant die Bestellung ablehnt. Daneben empfiehlt es sich, nur mit Personen zu bestellen, die vertrauenswürdig sind, um Zahlungsausfälle zu vermeiden.

Durch energetische Sanierung sinkt der Verbrauch

Von Vorabzahlungen rät Verbraucherschützer Weinreuter ab. Vor der Lieferung können Händler und Käufer einen verbindlichen Preis vereinbaren, der nach Erhalt der Ware gezahlt wird. Das ist der Regelfall. Es kann jedoch auch passieren, dass sich der Lieferant wegen der aktuellen Schwankungen nicht auf eine feste Preiszusage einlassen will. Dieses Risiko sollten Verbraucher nicht eingehen, sagt Weinreuter. Auf Portalen wie Heizöl 24, Esyoil, Fastenergy und Brennstoffboerse können Verbraucher die Angebote von Händlern vergleichen und meist auch Heizöl bestellen.

Langfristig können Haushalte Kosten einsparen, indem sie in Dämmung und moderne Heiztechnik investieren. Das belegt eine aktuelle Studie im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands und der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz. Demnach können Verbraucher am effektivsten den massiv gestiegenen Energiekosten entgegensteuern, wenn sie ihre Häuser energetisch sanieren.

Heizöl-24-Chef Klapschus hat im Verlauf des Krieges in der Ukraine verschiedene Verhaltensmuster bei den Nutzern beobachtet. "Unmittelbar nach Kriegsausbruch gab es die Panikkäufe", sagt er. Danach seien die Verbraucher aufgrund der stark gestiegenen Preise zurückhaltender geworden. Sie bestellten höchstens 1000 Liter. Eine Volltankung für einen Haushalt liegt in der Regel bei etwa 3000 Liter. Die zweite Welle der Panikkäufe folgte laut Klapschus nach Bekanntwerden der Pläne für ein Öl-Embargo. Inzwischen habe sich die Lage etwas entspannt, es gibt wieder vermehrt großvolumige Bestellungen - vermutlich vor allem getrieben von der Unsicherheit, wie sich die Preise in den kommenden Monaten entwickeln werden.

Leichte Entspannung auf globaler Ebene

Pro Liter zahlen Verbraucher aktuell zwischen 1,20 Euro und 1,40 Euro. Das ist fast doppelt so viel wie noch vor zwei Jahren. 2020 hatte der pandemiebedingte Nachfrageeinbruch den Preis kräftig nach unten gedrückt, zwischenzeitlich lag er bei gerade einmal 40 Cent pro Liter. Dieses Niveau wird so schnell nicht wieder erreicht, ist sich Klapschus sicher. Da sich auf globaler Ebene aber eine leichte Entspannung abzeichne, sei es durchaus denkbar, dass die Preise in den kommenden Monaten - wenn auch nur leicht - sinken könnten.

Signifikante Preisstürze wird es nach Einschätzung von Klaus Bergmann, Geschäftsführer des Wettbewerbers Esyoil, aber nur geben, wenn es zu einer tiefen Rezession der Wirtschaft kommt. "Grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass die Preise weiter steigen", sagt er. Noch ist unklar, wie das Öl-Embargo in der Praxis aussehen wird, doch Ersatzlieferanten zu finden, dürfte auf jeden Fall teuer werden, denn es gibt kein Land, das Öl so günstig anbietet wie Russland.

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