Kriminalität:Die Diebe sind zurück

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Hightech beim Ladendiebstahl: Mithilfe isolierter Taschen können Kriminelle auch alarmgesicherte Waren mitgehen lassen. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Lange hatten die Geschäfte geschlossen - und Diebe waren quasi arbeitslos. Nach der Pandemie wird aber wieder geklaut, was das Zeug hält.

Von Max Muth

Die Wirtschaft brummt wieder. Nach zwei Jahren Pandemie-Pause ist das Geschäft vieler Branchen wieder auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeit angelangt. Eine neue Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI zeigt nun: Das gilt auch für Ladendiebstähle. Demnach hat der Handel im vergangenen Jahr rund 3,7 Milliarden Euro durch Diebstahl verloren - rund 15 Prozent mehr als im Vorjahr.

Was nach einem dramatischen Anstieg klingt, ist dem EHI-Handelsexperten Frank Horst zufolge allerdings eher eine Rückkehr zur Normalität: "Im Grunde sind nun die Werte der Vor-Corona-Zeit wieder erreicht worden", so der Branchenkenner. In den beiden von der Corona-Pandemie geprägten Jahren 2020 und 2021 waren Ladendiebstähle deutlich zurückgegangen. Auf den ersten Blick mag das wenig intuitiv erscheinen, hätten Kriminelle doch mit FFP2-Maske problemlos unerkannt klauen können. Allerdings fehlte vielen Dieben vermutlich das wichtigste für ihr Geschäft: die Gelegenheit. Viele Einzelhandelsgeschäfte waren während der Pandemie über längere Zeit geschlossen.

Tatsächlich gibt es einen Anhaltspunkt, dass Diebe versuchen, die Umsatzeinbußen der zwei Corona-Jahre wettzumachen: die polizeiliche Kriminalitätsstatistik. Hier gab es sogar coronabereinigt einen ordentlichen Anstieg, und zwar um 5,8 Prozent gegenüber 2019. Allerdings gehen die Behörden von einer hohen Dunkelziffer aus. Viele Händler mutmaßen, dass der Anstieg beim Diebstahl auch mit den 2022 stark gestiegenen Preisen zusammenhängen könnte. "Vor allem in der starken Preisentwicklung wird ein erhöhtes Diebstahlrisiko gesehen. Höhere Preise und Werte machen Diebstahl attraktiver", so EHI-Experte Horst.

1,45 Milliarden Euro geben Unternehmen dafür aus, dass nicht geklaut wird

Andere Experten widersprechen. Für den manchmal vermuteten Zusammenhang zwischen den aufgrund der Inflation steigenden Preisen und einem Anstieg bei den Ladendiebstählen gebe es keine wissenschaftlichen Anhaltspunkte, so der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth.

Die Studie des Handelsforschungsinstituts sagt auch etwas über die Herkunft der Diebe aus. Demnach sind Kunden und Kundinnen - oder auch Personen, die sich als solche ausgeben - für rund 65 Prozent der Diebstähle verantwortlich. Rund 25 Prozent der Diebstähle werden von den eigenen Mitarbeitern der Warenhäuser getätigt. Auf dem letzten Platz der Diebesstatistik landen mit rund zehn Prozent die Servicekräfte und Liefernden.

Um ihre Waren vor Dieben zu schützen, gaben die Handelsunternehmen der Studie zufolge im vergangenen Jahr rund 1,45 Milliarden Euro aus. Etwa für Sicherheits- und Präventionsmaßnahmen wie Artikelsicherung, Kameraüberwachung oder Detektiveinsätze.

Doch es sind nicht nur Diebe, die Händlern den Umsatz schmälern. Auch schlechte Organisation und Preisfehler kosten die Branche einiges: rund 870 Millionen Euro sollen es 2022 gewesen sein.

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