Internationaler Währungsfonds:Merkels Griechenland-Dilemma

Entweder verzichtet die Kanzlerin in der Griechenland-Krise auf die Hilfe des IWF oder sie muss Schulden erlassen. Beides hat sie nie gewollt.

Kommentar von Alexander Mühlauer, Brüssel

Vor fünf Jahren hat Angela Merkel die Griechenland-Rettung an drei Buchstaben geknüpft: IWF. Damals holte die Bundeskanzlerin den Internationalen Währungsfonds an Bord; und schon damals genoss der IWF in der Unionsfraktion den Ruf eines knallharten Sanierers, der sich auch von demonstrierenden Rentnern und streikenden Müllfahrern nicht vom Weg abbringen lässt.

Diesen Sanierer glaubte die Kanzlerin bereits vor fünf Jahren an ihrer Seite haben zu müssen, um die Milliardenkredite für Athen in den eigenen Reihen durchsetzen zu können. Daran hat sich bis heute nichts geändert; außer der Tatsache, dass der IWF (vorerst) nicht mehr an Bord ist.

Neues Kreditpaket
:IWF drängt auf Schuldenerleichterung für Griechenland

Der IWF will nur über neue Kredite nachdenken, wenn Griechenlands Schuldenlast gemindert wird. Das Athener Parlament debattiert seit Stunden über die Details des Programms.

Wenn die Abgeordneten des Bundestags an diesem Mittwoch über ein drittes Griechenland-Paket abstimmen, wissen sie nicht, ob der IWF sich daran beteiligen wird. Der Fonds aus Washington hat klare Bedingungen für weitere Milliardenkredite gestellt. Erstens: Griechenland braucht einen radikalen Schuldenerlass. Zweitens: Ein solcher Erlass ist ganz allein Sache der Euro-Länder, der IWF hält sich komplett heraus. Und drittens: Der IWF selbst wird nicht auf Geld verzichten.

Die Kanzlerin muss also etwas tun, was sie nie wollte: entweder auf die Hilfe des IWF verzichten oder Griechenland weitere Schulden erlassen. In Athen hätte man jedenfalls nichts gegen einen Ausstieg des IWF - denn der Fonds verlangt deutlich höhere Zinsen als die Euro-Partner.

© SZ vom 17.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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