EU-Kommission:Google droht weiteres europäisches Kartellverfahren

Google droht ein EU-Verfahren wegen Kartellverstößen in seinem Kerngeschäft: dem Verkauf von Werbung im Netz. (Foto: Andrew Kelly/Reuters)

Die EU-Kartellaufsicht sieht offenbar Verstöße bei Googles Kerngeschäft, dem Verkauf von Werbung im Internet.

Von Max Muth

Google drohen Milliardenstrafen der EU-Kartellbehörden wegen Geschäftspraktiken des Unternehmens bei Werbung im Netz, dem sogenannten Ad-Tech-Bereich. Der Nachrichtendienst Bloomberg berichtet unter Berufung auf anonyme Quellen, dass die EU bereits am Mittwoch ein sogenanntes "Statement of Objections" gegen Google veröffentlichen will. Der SZ liegt eine Bestätigung dieser Information vor.

Die in dem Bloomberg-Bericht zitierten Quellen sprechen vom "bedeutendsten Kartellverfahren in der Amtszeit dieser EU-Kommission". Für Google könnte ein solches Verfahren sehr teuer werden. Nach EU-Recht kann eine Kartellstrafe bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes betragen. Google macht mit Werbung im Internet über 80 Prozent seines Gewinns. Allein 2022 nahm Google damit 225 Milliarden Dollar ein.

Von Google gab es zu dem Bericht zunächst keinen Kommentar. Das Unternehmen ist im Werbemarkt im Netz in einer besonderen Situation gegenüber Mitbewerbern, weil Google nicht nur Anzeigen verkauft, sondern auch die Plattform betreibt, auf der sie ausgespielt werden. Daher weiß Google extrem viel über Menschen, die auf ihren Werbeflächen wie etwa der Google-Suche unterwegs sind, und kann dieses Wissen nutzen, um Anzeigen gezielter als andere auszuspielen.

Die EU hatte 2021 eine Untersuchung gegen das Werbegeschäft des Unternehmens im Netz gestartet. Dabei ging es darum, wie Google den Zugang von Konkurrenten zu Nutzerdaten für die Online-Werbung behindert hat. Im Januar 2023 hatte bereits das US-Justizministerium Google wegen der "Monopolisierung digitaler Werbung" verklagt.

Google hatte zuletzt 2019 eine Strafe von rund 1,5 Milliarden Dollar wegen Kartellbedenken bezüglich ihrer Online-Werbung akzeptiert. Insgesamt hat die EU bereits Kartellstrafen in Höhe von rund 8,25 Milliarden Euro gegen Google verhängt.

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