Globale Rezession:Krise schadet Osten stärker als befürchtet

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Bisher schien sich Ostdeutschland in der globalen Wirtschaftskrise relativ gut zu behaupten. Doch nun warnen Experten vor einem unerwartet großen Einbruch.

Es ist eine unangenehme Überraschung: Die globale Finanzkrise hat Ostdeutschland nach Einschätzung von Konjunkturexperten wesentlich stärker erfasst als bislang angenommen. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sagt nach einem Bericht der Leipziger Volkszeitung allein für die Industrie in den neuen Ländern einen Rückgang von mehr als 15 Prozent in diesem Jahr voraus.

Strumpffabrik in Ostdeutschland: Im verarbeitenden Gewerbe der Neuen Länder gehen derzeit viele Jobs verloren. (Foto: Foto: dpa)

Insgesamt werde die Produktion 2009 um 4,5 Prozent sinken und damit unter den Stand von 2006 zurückfallen, heißt es dem Blatt zufolge in der jüngsten IWH-Einschätzung, die in der kommenden Woche veröffentlicht werden soll.

Demnach setzt der weltweite Nachfrageeinbruch vor allem dem verarbeitenden Gewerbe als bisherigem Wachstumsführer immer stärker zu. Auch die ostdeutschen Ausfuhren stiegen dem Bericht zufolge 2008 mit sieben Prozent nur noch halb so stark wie in den vorangegangenen fünf Jahren.

Stellenangebot dramatisch eingebrochen

Der Abwärtstrend bei der Zahl der Erwerbstätigen, die im vierten Quartal 2008 um 13.000 Personen zurückgegangen sei, setzte sich laut IWH 2009 ebenfalls fort. Allein in den ersten drei Monaten diesen Jahres verloren demnach weitere 36.000 Beschäftigte ihren Job.

Insgesamt sei das Stellenangebot in der ostdeutschen Wirtschaft dramatisch eingebrochen, heißt es der Zeitung zufolge in dem IWH-Papier. Es habe im vergangenen Jahr rund 18 Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen.

Für die zweite Jahreshälfte drohe eine weitere deutliche Verschlechterung. Viele Unternehmen, die zur Kurzarbeit übergegangen seien, müssten nun ihren Personalbestand anpassen. Die Arbeitslosenquote werde von 13,3 Prozent im vergangenen Jahr 2009 auf 14 Prozent zunehmen. Würde die Zahl der Pendler in die alten Länder mit hinzugerechnet, fehlten im Osten mehr als 1,65 Millionen Arbeitsplätze.

IWH-Ost-Experte Udo Ludwig rechnet aber dennoch mit keinem Dammbruch. Hätte eine derartige globale Rezession die ostdeutsche Wirtschaft vor zehn Jahren getroffen, wären die Folgen weitaus dramatischer gewesen, sagte Ludwig der Zeitung.

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