Gleichstellung:Geldstrafen für Unternehmen ohne Frauen im Vorstand

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey

Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD) arbeitet zusammen mit der Justizministerin an einer Frauenquote auch für die Vorstände.

(Foto: dpa)
  • In den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen nimmt die Zahl der Frauen zu. Anders in den Vorständen.
  • Für den Frauenanteil in Vorständen und den obersten Managementebenen müssen sich Firmen zwar eine Zielmarke geben.
  • Jüngst lag diese Marke bei 70 Prozent aller Betriebe allerdings bei null. Das soll künftig nur noch mit "stichhaltiger Begründung" möglich sein.

Von Henrike Roßbach, Berlin

Alle Jahre wieder, etwa einen Monat nach Weihnachten, veröffentlicht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung sein Managerinnen-Barometer. Diesen Mittwoch ist es wieder so weit: Die Wissenschaftlerinnen des Instituts werden vorrechnen, wie viele Frauen sie in mehr als 500 deutschen Unternehmen gezählt haben - in den Vorständen und Aufsichtsräten. Zuletzt sah es in den Aufsichtsräten immer ganz gut aus, was allerdings zu großen Teilen ein Ergebnis der dort geltenden gesetzlichen Frauenquote von 30 Prozent ist. In den Vorständen dagegen geht es nach wie vor eher langsam voran - auch wenn der Softwarekonzern SAP vergangenes Jahr eine Frau an die Spitze des Vorstands berufen hat, als erster Dax-30-Konzern.

Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD) beobachtet das alles schon seit geraumer Zeit mit einer gewissen Unzufriedenheit, daran lässt sie bei so gut wie keinem frauenpolitischen Auftritt einen Zweifel. Am Wochenende kündigte sie nun abermals eine härtere Gangart gegenüber Unternehmen an, die sich allzu hartnäckig gegen ehrgeizige Ziele in Sachen Frauen in Führungsposition wehren. Unternehmen könnten "nicht einfach so" das Ziel von dauerhaft null Frauen im Vorstand haben, sagte sie der Welt am Sonntag. Für große Unternehmen, die dafür "keine stichhaltige Begründung angeben", wolle die Regierung deshalb "empfindliche Geldstrafen" einführen.

Giffey hat dabei die Zielgrößen für Frauen in Vorständen und obersten Managementebenen im Blick, die börsennotierte oder mitbestimmungspflichtige Firmen sich seit 2016 setzen müssen. Allerdings dürfen sich die Firmen auch null Frauen als Ziel vornehmen, wovon sie reichlich Gebrauch machen. Vor knapp zwei Monaten erst hatte ein Ministeriumssprecher den Anteil der Firmen mit der Zielvorgabe von null Frauen im Vorstand auf 70 Prozent aller Betriebe mit einer Zielgröße beziffert.

Im Koalitionsvertrag ist davon die Rede, dass die Regierung "ein besonderes Augenmerk" auf Unternehmen ohne Frauen in Führungspositionen legen will, die sich eine Zielgröße "null" geben". Um die Wirksamkeit des bestehenden Gesetzes zu verbessern, sollen Unternehmen künftig sanktioniert werden können, wenn sie gegen die Meldepflicht für ihre Zielvorgaben oder gegen die Begründungspflicht für die Zielvorgabe "null" verstoßen. An einem entsprechenden Gesetzentwurf arbeitet Giffeys Haus zusammen mit dem Justizministerium schon länger.

Giffey und SPD-Justizministerin Christine Lambrecht würden allerdings lieber weiter gehen, als es der Koalitionsvertrag vorsieht. Ende November ließ Lambrecht durchblicken, dass sie und Giffey sich in ihrem Gesetzentwurf auch eine Quote für die Vorstände vornähmen. Die Union sieht das allerdings bislang skeptisch. Giffey bekräftigte ihren Ansatz nun aber: "Wenn ein großes Unternehmen vier und mehr Vorstände hat, ist es kein Verstoß gegen die Menschenwürde, wenn auch eine Frau dabei ist", sagt sie. Das hätte große Signalwirkung. "Reine Männerklubs in Führungsetagen sind einfach nicht mehr zeitgemäß."

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