Forschung:Fahrzeuge für übermorgen: Test von „Citybots“ in Frankfurt

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Eine Antriebseinheit des „Citybots“ mit Bewässerungsmodul fährt über eine Teststrecke bei Fulda. (Foto: Andreas Arnold/dpa/Archivbild)

Bei der Bewältigung des innerstädtischen Verkehrs sollen autonome Fahrzeuge einmal eine große Rolle spielen. In Frankfurt werden „Citybots“ getestet, die vielfach einsetzbar sein sollen.

Von Michael Bauer, dpa

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Weniger Staus in den Städten, weniger Lärm, weniger Schadstoffe, mehr Sicherheit: Auf dem Frankfurter Stadiongelände wird derzeit am Verkehr der Zukunft geforscht. Im Mittelpunkt: vielseitig einsetzbare Roboterfahrzeuge. Die Citybots sind ohne Fahrer unterwegs und sollen Menschen und Güter befördern, aber auch Abfalleimer leeren und durstige Bäume im Park bewässern können.

Je nach Aufgabe bekommen die Fahrzeuge des Fuldaer Entwicklers Edag verschiedene Aufbauten an die Zugmaschine angehängt. Sie sollen auch einmal auf Flughäfen, in Industrieunternehmen und auch in Städten eingesetzt werden.

„Ich fahre jetzt zur Haltestelle Adler Business Club“, verkündet die freundliche Stimme des Citybots, bevor er sich am Mittwoch im Deutsche Bank Park in Bewegung setzt. In seiner Passagierkabine können beispielsweise Menschen herumgefahren werden, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Ein kurzer Befehl genügt, und es lässt sich ein Rollstuhl hinein- und herausfahren: „Hey Citybot, fahre die Rampe aus!“

Ein anderer Citybot mit einem Wassertank auf der Ladefläche fährt bei der Vorstellung des Projekts zu einem Baum und wässert ihn. „Das Kind lernt jetzt hier das Laufen“, erklärt Edag-Entwickler Johannes Barckmann. Nach Ansicht von Oliver Bäcker, Leiter von EintrachtTech, der Digitaltochter des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt, bietet das 400.000 Quadratmeter große Stadiongelände ein „ideales Testfeld“, um die Roboterfahrzeuge unter realistischen Bedingungen einzusetzen und dabei Erkenntnisse für einen späteren Einsatz in Innenstädten zu gewinnen. An einen Einsatz der Citybots bei Bundesligaspielen wird bei dem bis Ende Mai laufenden Test aber nicht gedacht.

Zu den vielen Fragen, die bei dem Test beantwortet werden sollen, gehört auch die nach der Akzeptanz der futuristischen Fahrzeuge. „Die Besucher hier auf dem Stadiongelände sind überrascht und super interessiert“, berichtet Bäcker. Die Reaktionen seien bislang sehr positiv. Aus Sicherheitsgründen werden die Citybots auf ihren Fahrten am Stadion noch von einem Menschen begleitet und sind nur mit zehn Stundenkilometern unterwegs.

Das Gelände wird nach Angaben der Projektbeteiligten als „vereinfachtes Innenstadtmodell im verkleinerten Maßstab“ aufgefasst. In direkter Nähe zu den Teststrecken sind auch die Leitwarte sowie der Werkstatt- und Wartungsbereich untergebracht.

Die spanischen Städte Barcelona und Saragossa haben laut Barckmann bereits Interesse an den Citybots angemeldet. Eventuell soll bereits in diesem Jahr ein Test der fahrerlosen Fahrzeuge auf dem Flughafen Kassel-Calden - etwa bei der Kofferbeförderung - folgen.

Bis die mit Brennstoffzellen betriebenen Fahrzeug aber wirklich in Städten unterwegs sind, könnten allerdings noch viele Jahre vergehen, da dies eine sehr anspruchsvolle Aufgabe sei, sagt Brackmann und verweist auf städtische Ausschreibungen, rechtliche Rahmenbedingungen und Zulassungen und die gesellschaftliche Akzeptanz.

Die hessische Digitalministerin Kristina Sinemus (CDU) hält das vom Bund geförderte Projekt für eine zukunftsweisende Idee. „Für die Mobilitätswende ist die Digitalisierung der Schlüssel und wir wollen in Hessen Vorreiter für innovative Transportlösungen werden“, sagte sie auf Anfrage. „Die Citybots zeigen das große Potenzial der Digitalisierung und wie urbane Mobilität funktionieren kann.“ Systeme, die von künstlicher Intelligenz gesteuert werden, könnten die Verkehrssicherheit erhöhen und dabei helfen, Staus zu vermeiden und Schadstoffemissionen zu verringern.

Der Citybot ist nicht das einzige derartige Projekt, an dem Forscher in Hessen derzeit tüfteln. Forschende der TU Darmstadt sind an der Entwicklung eines vollautonomen Fahrzeugs mit dem Namen „AutoElf“ beteiligt. Es soll ohne Fahrer bis zu vier Fahrgäste transportieren können. Nach Angaben der TU soll auch dieses Projekt einen Beitrag für einen „ökologischen und sicheren Verkehr“ leisten.

© dpa-infocom, dpa:240312-99-314874/4

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