Geldpolitik:EZB beschließt umfassendes Notfallpaket

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Die Zentrale der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Ziel der Notenbank ist es, die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise einzudämmen. Deshalb beschloss sie Erleichterungen für Banken und weitet das umstrittene Anleihenkaufprogramm aus.

Coronavirus, Ölpreisschock, Börsencrash - Europas Währungshüter sind unter Handlungsdruck. Schneller als erwartet ist die seit November amtierende EZB-Präsidentin Christine Lagarde nun als Krisenmanagerin gefordert: In seiner Sitzung am Donnerstag beschloss der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ein Notfallpaket, um die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise einzudämmen.

Dazu baut die EZB unter anderem ihr Anleihen-Kaufprogramm aus: Bis zum Jahresende will sie bis zu 120 Milliarden Euro zusätzlich in Anleihenkäufe stecken. Diese waren in den vergangenen Jahren ein wichtiges, aber auch umstrittenes Instrument der Währungshüter im Kampf gegen eine schwache Konjunktur und eine aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation. Außerdem kündigte die EZB neue Liquiditätsspritzen für Banken an, die Kapitalanforderungen sollen gelockert werden. Der für dieses Jahr geplanten Banken-Stresstest wird verschoben. Ziel ist es, den Kreditfluss an die Wirtschaft zu stützen. Dabei hat die Notenbank insbesondere kleinere und mittelgroße Unternehmen im Blick, die wegen der Virus-Krise in Bedrängnis geraten.

Ihren Schlüsselzins zur Versorgung der Banken mit Geld beließ die EZB dagegen bei 0,0 Prozent. Bereits seit März 2016 liegt er auf diesem Rekordtief. Auch den Einlagensatz hielten sie auf dem bisherigen Niveau von minus 0,5 Prozent. Banken müssen damit weiterhin Strafzinsen zahlen, wenn sie über Nacht überschüssige Gelder bei der Notenbank horten. Allerdings gibt es für die Institute inzwischen Freibeträge.

Auch andere Notenbanken haben bereits reagiert

Die US-Notenbank Fed reagierte bereits in der vergangenen Woche auf die Entwicklung und senkte am 3. März überraschend ihren Leitzins - und zwar gleich um einen halben Prozentpunkt in einen Korridor von 1,0 bis 1,25 Prozent. Anfang dieser Woche erhöht die Fed zusätzlich ihre Geldspritzen für das Finanzsystem, um eine ausreichende Versorgung der amerikanischen Banken mit Zentralbankgeld sicherzustellen. In Großbritannien verkündete die Bank of England am Mittwoch nach einer außerordentlichen Sitzung, dass der britische Leitzins um 0,5 Punkte auf 0,25 Prozent gesenkt wird. Die schwedische Reichsbank stellte Liquiditätshilfen in Aussicht. Auch im asiatischen Raum haben mehrere Notenbanken Maßnahmen zur Stabilisierung der Finanzmärkte ergriffen. Die Region leidet besonders unter der Krise und dem wirtschaftlichen Stillstand in China.

Die Zentralbanken wollen mit ihren Maßnahmen vor allem demonstrieren, dass sie trotz einer seit Jahren ultralockeren Geldpolitik handlungsfähig sind. Ökonomen halten die Einflussmöglichkeiten der Geldpolitik derzeit aber für begrenzt. "Anders als in der globalen Finanzkrise werden die Zentralbanken bei der Bekämpfung des wirtschaftlichen Schadens durch das Coronavirus nur wenig helfen können", sagt DIW-Präsident Marcel Fratzscher. Größtes wirtschaftliches Problem sei ein Zusammenbrechen globaler Wertschöpfungsketten und fehlendes Vertrauen von Konsumenten.

© SZ.de/dpa/Reuters/vd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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