Exportweltmeister:China - Du bist Deutschland

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Die Bundesrepublik darf sich nicht mehr Exportweltmeister nennen - das ist nun China. In einer weiteren Disziplin hat China den USA den Spitzenplatz streitig gemacht.

Deutschland war Exportweltmeister. Seit Jahren liefert sich das Land mit China ein Kopf-an-Kopf-Rennen um diesen Titel - jetzt hat China Deutschland abgelöst. Die Volksrepublik führte von Januar bis November Waren im Wert von 1,07 Billionen Dollar aus, Deutschland hingegen Waren im Wert von umgerechnet 1,05 Billionen Dollar (734,6 Milliarden Euro), wie die vom Statistischen Bundesamt vorlegte Exportstatistik zeigt. Der Trend bei den deutschen Exporten ging zuletzt wieder leicht nach oben.

China wächst in einem ungeheurem Tempo.Im Bild: Ein Feuerwerk vor der Kulisse des Eis- und Schneefestivals im chinesischen Harbin. (Foto: Foto: AFP)

Eine "gute Nachricht"

Die deutsche Außenhandelsbilanz für das gesamte Jahr 2009 steht erst Anfang Februar fest, allerdings lassen die Zahlen der ersten elf Monate des vergangenen Jahres kaum mehr daran zweifeln, dass sich China den Titel des Exportweltmeisters gesichert hat.

Ein Sprecher des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen sagte, der Stabwechsel sei "nicht unerwartet". Seit Jahren hätten sich Deutschland und China ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert, oft seien Währungsentwicklungen das Zünglein an der Waage gewesen.

Für die deutsche Exportwirtschaft sei die Entwicklung aber eine "gute Nachricht", da ein reicher werdendes China in den kommenden Jahren gute Geschäfte bieten werde.

Der chinesische Vize-Handelsminister Zhong Shan hatte bereits Ende Dezember gesagt, sein Land werde Deutschland 2009 an der Spitze der Ausfuhren vermutlich ablösen.

Beide Länder bedienen freilich auf dem Weltmarkt völlig unterschiedliche Zielgruppen: Während China vor allem Konsumgüter wie Kleidung, Spielwaren oder Fernseher produziert, führt Deutschland Autos aus und beliefert Unternehmen weltweit mit hochspezialisierten Maschinen.

Insgesamt führte Deutschland laut Statistischem Bundesamt im November 2009 Waren im Wert von 73,7 Milliarden Euro aus. Das waren 3,1 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Im Vergleich zum Oktober legten die Exporte allerdings um 1,6 Prozent zu.

Knapp zwei Drittel der Exporte (44,3 Milliarden Euro) gingen den Angaben zufolge in Länder der Europäischen Union. Im Gegenzug führte die Bundesrepublik im November Waren im Wert von 56,3 Milliarden Euro ein. Die deutsche Außenhandelsbilanz verbesserte sich im November auf einen Überschuss von 17,2 Milliarden Euro, so hoch wie seit Juni 2008 nicht mehr.

"Guter alter Freund Exportsektor"

Analysten werteten die leichte Erholung der deutschen Exportwirtschaft als Hoffnungsschimmer für die wirtschaftliche Entwicklung im laufenden Jahr. "Die deutsche Wirtschaft kann sich zumindest auf einen guten alten Freund verlassen: ihren starken Exportsektor", sagte Carsten Brzeski von der ING-Bank. Alexander Koch von Unicredit sagte: "Die Exporte bleiben derzeit der wichtigste Wachstumsmotor."

Zugleich hat China auch die USA als größten Automarkt überholt. In der Volksrepublik wurden 2009 mehr als 13,5 Millionen Pkws und Lastwagen verkauft, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Freitag mitteilte. Damit liegt China Experten zufolge auch ohne die etwa 650.000 verkauften Schwerlaster vor den Vereinigten Staaten. In den USA lag der Jahresabsatz bei 10,4 Millionen Pkw und Kleintransportern und damit so niedrig wie seit 27 Jahren nicht mehr.

Experten führen das starke Wachstum vor allem auf die staatlichen Konjunkturhilfen und Kaufanreize zurück. Aber auch das vergleichsweise schwache Marktwachstum 2008 habe zu dem rasanten Anstieg der Wachstumsraten in vergangenen Jahr beigetragen. 2010 rechnen Analysten angesichts andauernder Steuererleichterungen beim Kleinwagenkauf mit einem Zuwachs von rund zehn Prozent. Der chinesische Fahrzeugverband will sich kommende Woche zur Lage der Branche äußern.

Volkswagen behauptete 2009 seine Führungsposition auf dem chinesischen Markt. Europas größter Autohersteller verkaufte nach Angaben vom Donnerstag in der Volksrepublik einschließlich Hongkongs 1,4 Millionen Fahrzeuge seiner Pkw-Marken VW und Audi, 37 Prozent mehr als vor Jahresfrist.

© sueddeutsche.de/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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