Wirtschaft:Europa wird als Industrie-Standort unattraktiver

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Über alle Branchen hinweg beklagen Unternehmen verschlechterte Standort-Bedingungen in Europa. Besonders unzufrieden ist die Industrie. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Das zeigt eine Umfrage der Deutschen Industrie und Handelskammer. Handlungsbedarf sehen die Unternehmen vor allem in einem Bereich.

Europa hat als Standort für Industriebetriebe deutlich an Attraktivität eingebüßt. Fast zwei Drittel der Unternehmen aus diesem Bereich gaben in einer Umfrage der Industrie- und Handelskammern an, in den vergangenen fünf Jahren eine Verschlechterung ausgemacht zu haben. Nur fünf Prozent sehen eine Verbesserung. "Dieser Trend muss umgehend gestoppt werden", sagte Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) am Mittwoch in Berlin. Über alle Branchen hinweg machen 56 Prozent der Firmen eine Verschlechterung der Standortbedingungen aus. Die Umfrage basiert auf Antworten von bundesweit 3000 Unternehmen. Nach der Europawahl im Frühsommer müsse die nächste EU-Kommission Maßnahmen ergreifen, um den Standort zu stärken.

Wansleben forderte Freihandelsabkommen und weniger Bürokratie. Bei letzterer sehen 95 Prozent der Unternehmen einen dringenden Handlungsbedarf. Als weitere Prioritäten werden eine sichere Energieversorgung und der Schutz vor Cyber-Angriffen genannt. Wansleben sagte, die Lage der Wirtschaft sei eigentlich noch schlechter als die Stimmung. Die nächste EU-Kommission müsse daher eine Antwort auf die "blanke Not" der Unternehmen geben. Bei Lippenbekenntnissen dürfe es nicht bleiben. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Umfrage des Ifo-Instituts im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen. Demnach sagten 89 Prozent der mehr als 1000 befragten Familienunternehmen, dass die Bürokratiebelastung zugenommen habe. "Die ökonomische Stärke Europas ist in Gefahr: Niedrige Wachstumsraten, hohe Staatsverschuldung und eine überbordende Bürokratie, die vor allem aus Brüssel kommt, lähmen die europäische Wirtschaft. Deshalb ist es wichtig, die Weichen neu zu stellen und die EU-Politik an der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit auszurichten", forderte Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen.

Die befragten Betriebe würden ihre Aussichten in Europa pessimistisch bewerten. Rund die Hälfte erwarte ein negatives Geschäftsumfeld. Laut DIHK-Umfrage gibt es aber weiterhin starke Vorteile durch die Europäische Union. Genannt werden vor allem Faktoren wie politische Stabilität (82 Prozent), eine gemeinsame und stabile Währung (76), einheitliche EU-Normen und Standards (68), der Zugang zu europäischen Märkten (66), weniger Wettbewerbsverzerrungen (64) und eine Fachkräftegewinnung aus anderen EU-Mitgliedsstaaten (61).

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