Plastik:Wie die EU-Kommission Verpackungsmüll eindämmen will

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Jede Bürgerin und jeder Bürger in der EU verursacht durchschnittlich pro Jahr fast 180 Kilo an Verpackungsabfällen. (Foto: Rolf Vennenbernd/picture alliance/dpa)

Materialien sollen künfig so lange wie möglich geteilt, wiederverwertet und repariert werden. Verboten wären dann etwa Einwegverpackungen für Essen to-go.

Von Josef Kelnberger, Brüssel

Viele Einwegprodukte sind in der Europäischen Union bereits seit vergangenem Jahr verboten. Teller, Messer, Gabeln, Trinkhalme, Rührstäbchen, Luftballonstäbe aus Plastik - alles per Gesetz verbannt, um die Umwelt zu entlasten. Nun hat sich die EU zum Ziel gesetzt, die Schäden, die der Umwelt durch Produktverpackungen entstehen, zu begrenzen. Frans Timmermans, der für Klimafragen zuständige Vizepräsident der Kommission, stellte am Mittwoch einen Gesetzentwurf vor, der die ständig wachsende Flut von Verpackungsmüll eindämmen soll. Nur so, sagte Timmermans, könne die EU ihr Ziel erreichen, bis 2050 klimaneutral zu werden.

"Kreislaufwirtschaft" lautet das Zauberwort der EU für diese Art der Gesetzgebung. Sie will ein Modell von Produktion und Verbrauch durchsetzen, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet und repariert werden. Mit dem neuen "Kreislaufpaket" will die Kommission nun vor allem die Menge von Verpackungen einschränken. Timmermans nannte das "Overpackaging", also die Praxis von Unternehmen, ihre Produkte durch Verpackungen größer wirken zu lassen, als sie tatsächlich sind. Verboten werden sollen Einwegverpackungen für Lebensmittel und Getränke beim Verzehr in Restaurants und Cafés, Einwegverpackungen für Obst und Gemüse und auch für kleine Shampoo-Flaschen in Hotels.

Darüber hinaus will die Kommission wiederverwertbare Verpackungsmaterialen fördern und dafür sorgen, dass sie auf wirtschaftlich vertretbare Weise recycelt werden können. Und drittens soll es verbindliche Ziele für die Verwendung von recycelten Kunststoffen geben, die die Hersteller in neue Kunststoffverpackungen einbauen müssen.

Nach Berechnungen der Kommission kommen auf jede Bürgerin und jeden Bürger in der EU durchschnittlich pro Jahr fast 180 Kilo an Verpackungsabfällen. 50 Prozent des Papiers und 40 Prozent aller Kunststoffe, die in der EU verwendet werden, sind demnach für Verpackungen bestimmt, Tendenz steigend. Mit dem neuen Gesetz will die Kommission die Verpackungsabfälle pro Mitgliedstaat und pro Kopf bis 2040 um 15 Prozent im Vergleich zu 2018 reduzieren. Der Entwurf muss nun mit dem Parlament und dem Rat der Mitgliedsländer abgestimmt werden.

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