Erneuerbare Energien:Windräder in Berlin: Kommt frühere Flughafen Tegel infrage?

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Von einem Windrad in Pankow ist die Stadt Berlin sichtbar. (Foto: Annette Riedl/dpa)

Geeignete Flächen für Windräder sind in Großstädten schwer zu finden. Kommt in Berlin das Tempelhofer Feld dafür in Frage - oder der ehemalige Flughafen Tegel? Das ist mehr als umstritten.

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Berlin (dpa/bb) - Windräder gibt es in Berlin bisher kaum. Die Suche nach geeigneten Standorten läuft. Der Experte für Stadtentwicklung der Berliner CDU-Fraktion, Christian Gräff, hält Windkraftanlagen auch auf dem früheren Flughafengelände in Tegel für möglich. „Grundsätzlich kann ich mir das sowohl in Tegel als auch zum Beispiel auf dem Tempelhofer Feld vorstellen“, sagte er dem „Tagesspiegel“ (Montag). Auch bei neuen Stadtquartieren sollten Windenergieanlagen geplant und die Quartiere von vorneherein entsprechend großflächiger angelegt werden, sagte Gräff, der Sprecher seiner Fraktion für Stadtentwicklung und Bauen ist.

Zumindest Überlegungen in diese Richtung gibt es bei der Tegel Projekt GmbH. „Wenn wir am Standort Berlin TXL geothermische Wärme mit der Stromgewinnung aus der Luft verbinden, könnten wir einen weiteren Beitrag zur Erreichung der Berliner Klimaziele leisten“, sagte deren Geschäftsführer Frank Wolters.

Ein Sprecher der Wirtschaftsverwaltung sagte am Montag, die Ergebnisse einer vom Senat in Auftrag gegebenen Potenzialstudie seien in der zweiten Jahreshälfte zu erwarten. Die Analysen und Abstimmungen dazu liefen noch.

Unter Federführung der Wirtschaftsverwaltung und mit Beteiligung der Senatsverwaltung für Umwelt und Klimaschutz sowie der für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen soll die Studie geeignete Standorte für große Windenergieanlagen identifizieren.

Sie ist bereits im Dezember 2022 gestartet und wird vom Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik zusammen mit der Bosch & Partner GmbH durchgeführt, die auch die Windpotenzialstudie für das Bundeswirtschaftsministerium erarbeitet haben.

Die Sprecherin des Naturschutzbundes (Nabu) Berlin, Janna Einöder, sieht Windenergieanlagen auf den früheren Flughäfen kritisch. „am Flughafen Tegel gibt es ein großes Vogelschutzgebiet“, sagte sie dem „Tagesspiegel“. Und auch auf dem Tempelhofer Feld seien Vögel unterwegs.

Die Berliner Grünen sind ebenfalls skeptisch. „Es gibt ein Tempelhofer-Feld-Gesetz, das keine Bebauung vorsieht und worauf Herr Gräff keine Antwort hat“, sagte der Sprecher für Energie und Klimaschutz der Grünen-Fraktion, Stefan Taschner, der Deutschen Presse-Agentur. „Berlin wird unabhängig davon seine Ziele aus dem Bundesgesetz umsetzen müssen.“

Wo das am sinnvollsten sei, werde die besagte Potenzialstudie zeigen. Von Franziska Giffey (SPD) als der zuständigen Senatorin würde er sich mehr Engagement wünschen, sagte Taschner. „Durch PR-Termine erreichen wir keine Klimaziele.“

Die Sprecherin für Umwelt und Klimaschutz der SPD-Fraktion, Linda Vierecke, sagte, sie sei grundsätzlich dafür, alle Maßnahmen zu überprüfen, die zur Einsparung von Emissionen beitragen könnten. Dazu gehörten natürlich auch Windkraftanlagen. „Tempelhof und Tegel halte ich nicht für geeignete Standorte für ein solches Vorhaben. Die wenigen innerstädtischen Erholungsgebiete sollten wir dafür nicht nutzen.“

Die Flächen seien für Natur- und Artenschutz immens wichtig, sagte Vierecke. „Ich denke, wir sollten in Berlin, in innenstadtnahen Gebieten, verstärkt auf Photovoltaik setzen, da wir da noch ein Riesenpotenzial haben. Auch Kleinwindanlagen auf Häusern können vereinzelt Sinn machen - da, wo genug Wind weht.“

Nach dem Windenergieflächenbedarfsgesetz sollen bis 2032 zwei Prozent der deutschen Landesfläche für Windkraftanlagen genutzt werden. Bis Ende des Jahres 2027 muss das Land Berlin danach 0,25 Prozent und bis Ende des Jahres 2032 dann 0,5 Prozent seiner Landesfläche für den Ausbau ausweisen.

Derzeit gibt es Berlin weit erst sechs größere Windräder. Ziel des Senats ist es, weitere geeignete Areale auszuweisen. Noch der rot-grün-rote Senat hatte sich darauf verständigt, zügige Genehmigungen für Windenergieanlagen von landeseigenen oder privaten Betreibern auf geeigneten Flächen zu ermöglichen.

Nabu und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hatten sich vor gut zehn Tagen bereits kritisch zum Ausbau der Windenergie in Berlin geäußert.

© dpa-infocom, dpa:230821-99-905002/3

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