Energieversorgung:Gaspreis steigt um mehr als 20 Prozent

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LNG-Terminal in Bilbao/Spanien. Die Branche fürchtet Engpässe beim Flüssiggas in Europa. (Foto: Javier Larrea/imago images)

Europäisches Erdgas wird an der Börse in Amsterdam plötzlich deutlich teurer gehandelt. Was dahintersteckt.

Der Großhandelspreis für europäisches Erdgas ist am Mittwoch wegen möglicher Probleme beim Angebot stark gestiegen. Es werde befürchtet, dass ein Streik von Arbeitern in einigen Flüssiggasanlagen in Australien zu Lieferengpässen beim sogenannten LNG-Gas führen könnte, hieß es am Markt. Am frühen Nachmittag wurde der richtungsweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat an der Börse in Amsterdam zu 38,30 Euro je Megawattstunde (MWh) gehandelt. Das waren etwa 21 Prozent mehr als am Vortag.

Grundsätzlich sinken die Gaspreise seit Ende des vergangenen Jahres, wenngleich es immer mal wieder Preissprünge gab - einen so deutlichen wie derzeit zuletzt im Juni. Trotz des kräftigen Anstiegs liegt der Preis für europäisches Erdgas weiterhin deutlich unter dem Niveau, das er kurz vor Beginn des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 hatte. Allerdings hatte Erdgas vor dem Jahr 2021 im Großhandel durchgehend merklich weniger als 20 Euro je Megawattstunde gekostet.

Unterdessen werden die Gasspeicher in Deutschland weiter gefüllt. Jüngsten Daten des europäischen Speicherverbandes GIE zufolge betrug der Füllstand in allen deutschen Speichern zuletzt 89,62 Prozent. Die Gasreserven werden seit Monaten nahezu ununterbrochen aufgefüllt und liegen deutlich über dem Vergleichswert des Vorjahres. Gründe für den höheren Stand sind unter anderem Importe von Flüssiggas.

Gute Nachrichten verbreitete am Mittwoch das Münchner Ifo-Institut. Nach einer Schätzung kommt die Gaspreisbremse die deutschen Steuerzahler sehr viel billiger als erwartet. Das Wirtschaftsforschungsinstitut erwartet Kosten von 13,1 Milliarden Euro. Das sei ein Drittel der ursprünglich vorgesehenen Summe von 40,3 Milliarden Euro. "Ursache ist, dass die Gaspreise seitdem stark gefallen sind", sagte Ifo-Experte Max Lay. "Im Jahre 2024 rechnen wir mit null Ausgaben, denn bereits jetzt fallen viele neuabgeschlossene Gasverträge von Normalverbrauchern unter die Preisgrenze von 12 Cent für die Kilowattstunde."

Industriekunden müssten schon seit ein paar Monaten nicht mehr als die durch die Preisbremse festgelegten 7 Cent zahlen. Allerdings warnte Lay: "Auch wenn sich die Energiemärkte beruhigt haben, ist die Schätzung der Kosten für den Staat weiterhin mit hoher Unsicherheit verbunden, da ihr eine Prognose der Marktpreise für die jeweiligen Verbrauchsgruppen zugrunde liegt."

Von den 13,1 Milliarden Euro entfallen dem Experten zufolge knapp 12,4 Milliarden auf Haushalte sowie kleine und mittlere Unternehmen. Knapp 700 Millionen entfallen auf die Industrie. Nicht entlastet würden Gaskraftwerke und größere Wohneinheiten.

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