Energiebranche: Atomausstieg:Die 22-Milliarden-Euro-Frage

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Eon und RWE verlangen einen finanziellen Ausgleich für den beschleunigten Atomausstieg. Einer Studie zufolge verursacht dieser Vermögensschäden von bis zu 22 Milliarden Euro - und bricht die Gewinnentwicklung bald ein.

Was kostet die vier großen Energiekonzerne der beschlossene Atomausstieg? Noch sind die Zahlen unklar. Eon-Chef Johannes Teyssen sprach von einem "Milliardenbetrag", laut FAZ von einem "zweistelligen Milliardenbetrag". Nach einer Studie Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) verursacht sie bei den großen deutschen Kernkraftbetreibern einen Vermögensschäden von bis zu 22 Milliarden Euro. Rund ein Viertel der Marktkapitalisierung von Eon und RWE gingen durch den Beschluss der schwarz-gelben Koalition, bis 2022 alle Atommeiler abzuschalten und die ältesten Kernkraftwerke ab sofort endgültig vom Netz zu nehmen, verloren.

Die vier großen Energiekonzerne rechnen nach dem Atomausstieg mit massiven Verlusten. (Foto: dpa)

Eon hatte erst vor wenigen Tagen angekündigt, gegen die Abgabe zu klagen, und fordert von der Bundesregierung einen Ausgleich für die entgangenen Milliarden. Ein Wegfall der Brennelementesteuer, den die Branche erwartet hatte, hätte die Vermögensverluste um fünf bis sechs Prozent begrenzt.

Nicht mehr zu halten seien die Prognosen der Unternehmen über die Gewinnentwicklung im laufenden Geschäftsjahr, hieß es in der LBBW-Studie weiter. Bei Eon dürfte das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) eine Milliarde Euro, bei RWE um 0,7 Milliarden Euro niedriger ausfallen, schrieben die Autoren der Untersuchung. Die Unternehmen hatten bisher 10,7 Milliarden bis 11,4 Milliarden Euro (Eon) beziehungsweise rund 8,6 Milliarden Euro (RWE) prognostiziert.

Die beschleunigte Energiewende ist nach Ansicht der Analysten der LBBW eine "harte Nuss" für die Kernkraftbetreiber. Nur noch für eine zeitlich begrenzten Rahmen könnten die Versorger auf sprudelnde Gewinne ihrer Atomkraftwerke zugreifen. Der Ausstieg sei aber auch mit Chancen verbunden, die den finanziellen Schaden dämpften beziehungsweise kompensieren könnten.

Vattenfall kündigte derweil an, ebenfalls auf einer Entschädigung für die Abschaltung seiner deutschen Atomkraftwerke zu bestehen. "Für uns könnte der deutsche Atomausstieg im Geschäftsjahr 2011 hunderte Millionen Euro Verlust bedeuten", sagte Konzernchef Oystein Løseth der französischen Wirtschaftszeitung Les Echos. Die Schlüsselfrage für den Konzern sei daher, ob es eine Kompensation geben werde, und zwar "durch einen Transfer von Stromvolumen von sofort stillzulegenden AKW auf solche, die erst 2022 abgeschaltet werden sollen".

In den Ausbau der schwedischen Atomkraft werde Vattenfall weiter investieren. Der zu 100 Prozent vom schwedischen Staat gehaltene Konzern besitzt in Deutschland die Mehrheit an den vom Netz genommenen Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel und ist zu 20 Prozent am AKW Brokdorf in Schleswig-Holstein beteiligt. Laut dem am Dienstag beschlossenen Atomausstieg soll Brokdorf etwa 2021 vom Netz gehen.

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