Bundeswirtschaftsminister:Pflanzenanbau unter Solardächern: Habeck besucht Testzentrum

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Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck bei einem Unternehmensbesuch. (Foto: Britta Pedersen/dpa)

Bundeswirtschaftsminister Habeck will die Solarenergie in Deutschland schneller ausbauen. Dabei soll ein Modell für die Landwirtschaft zum Zug kommen: Unten Gemüse- oder Obstanbau - oben Photovoltaik. In einem Testzentrum in Brandenburg will Habeck erfahren, wie das funktionieren kann.

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Rathenow (dpa) - Gemüse soll in Deutschland angesichts der geplanten Energiewende künftig mehr und mehr auch unter Solarmodulen wachsen. Landwirtschaftliche Flächen werden bei Agri-Photovoltaik-Anlagen doppelt genutzt: Diese Technologie ermögliche Gemüseanbau oder Tierhaltung und parallel die Gewinnung von Sonnenenergie. Tomaten oder Äpfel beispielsweise wachsen so unter Solarmodulen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck besucht an diesem Dienstagnachmittag (16.00 Uhr) ein Forschungs- und Innovationszentrum in Rathenow im Havelland, in dem solche Verfahren entwickelt werden.

Der Grünen-Politiker will den Ausbau der Solarenergie auf Gebäuden und Freiflächen beschleunigen. Dabei sieht er auch mehr Möglichkeiten für Agri-PV, wie die Doppelnutzung auf Landwirtschaftsflächen kurz genannt wird. Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) sagte jüngst, er sei überzeugt, dass Agri-PV eine große Zukunft vor sich habe.

Auch der Deutsche Bauernverband erkennt ein großes Potenzial, weil der Landwirtschaft anders als bei herkömmlicher Freiflächen-Photovoltaik kein Land zur Bewirtschaftung verloren geht. Noch gibt es aber erst wenige solcher Anlagen. „Wir stehen noch am Anfang der Entwicklung von Agri-PV“, sagte der stellvertretende Generalsekretär des Bauernverbandes, Udo Hemmerling. Nach Verbandsangaben gibt es in Deutschland bislang 20 solcher Anlagen.

In Bayern ging vor kurzem eine Hopfen-Agri-PV-Anlage in Betrieb. In Rheinland-Pfalz etwa wachsen Apfelbäume unter waagrecht aufgestellten Solarflächen.

Das Unternehmen Sunfarming betreibt im brandenburgischen Rathenow eine Testanlage, die Habeck jetzt besucht. Seit zwei Jahren laufen dort Kühe, Hühner und Gänse unter Solarmodulen. Auch verschiedene Pflanzen wie Tomaten werden in Kombination mit der Solarstrom-Erzeugung angebaut. Vorteile sind Experten zufolge neben einem Starkregenschutz unter anderem auch eine geringere Verdunstung und Austrocknung des Bodens. Laut Sunfarming sollen auch bei Fürstenwalde (Oder-Spree-Kreis) solche Anlagen entstehen.

Zur Energiewende in Deutschland soll nach dem Willen der Bundesregierung zu einem wesentlichen Teil Solarstrom beitragen. Im November 2022 waren rund 2,5 Millionen Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von fast 64 Gigawatt auf Dächern und Grundstücken von Haushalten und Unternehmen installiert. Das waren 14 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, während die installierte Energieleistung um 13 Prozent zulegte. Zum Vergleich: Die Bundesregierung plant für 2030 mit einer verdreifachten Kapazität von 215 Gigawatt.

Für eine solchen Ausbau entsteht laut Bauernverband ein Flächenbedarf von etwa 80 000 Hektar Freiflächen-Photovoltaik. „Die politischen Rahmenbedingungen sollten so gesetzt werden, dass ein möglichst großer Teil davon Agri-PV wird und wenig Fläche dauerhaft der Landwirtschaft entzogen wird“, sagte Hemmerling.

Die Förderung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sei für Agri-PV aber noch nicht ausreichend, hieß es. Doppelte Ernte bedeute nicht doppeltes Geld, da diese technischen Systeme teurer seien. Im Baurecht werden solche Anlagen teils bereits privilegiert. Das Unternehmen Sunfarming, das mehrere Projekte entwickelt, ist überzeugt, dass Agri-PV in Zukunft zum Standard wird.

© dpa-infocom, dpa:230724-99-516568/3

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