Wer fliegt, heizt den Planeten auf. Geschätzte drei Prozent der von Menschen verursachten Erderwärmung werden dem Kohlendioxidausstoß von Flugzeugen zugeschrieben. Die EU hat den Flugzeugbauern in ihrem Bericht "Flightpath 2050" vorgegeben, in den nächsten Jahrzehnten den Ausstoß ihrer Jets drastisch zu senken. Doch während die Autoindustrie von Elektrofahrzeugen (Tesla) oder Hybriden (Toyota) seit Jahren aufgemischt wird, hat die Luftfahrtbranche noch keine nennenswerten Erfolge vorzuweisen, wenn es um emissionsarme Elektrotechnik geht.
Das soll sich jetzt ändern. Der größte europäische Hersteller Airbus lässt seit März das vollelektrische Flugzeug E-Fan fliegen. Und seine Pläne gehen noch deutlich weiter, als nur diesen weißen Zweisitzer in Serie zu produzieren.
Die Maschine ist 6,7 Meter lang, hat eine Spannweite von 9,5 Metern und wird von zwei 30-Kilowatt-Motoren betrieben. E-Fan soll so viel kosten wie andere Maschinen seiner Größe: 300 000 US-Dollar. Ende 2017 wird die Produktion in Serie beginnen. Vorgänger von E-Fan ist die vollelektrische Version des kleinen CriCri ("Grille"), die Airbus seit 2010 fliegen lässt.
Im Moment fliege E-Fan mit seinen Batterien 35 Minuten, sagte Airbus-Technikchef Jean Botti am Freitag in München. Ziel sei aber eine Stunde. Langfristig will Botti eine Version mit drei Stunden Flugzeit entwickeln lassen.
Ein Problem seien aber die schweren Lithium-Polymer-Akkus. "Das bereitet uns Kopfschmerzen", sagte Botti. Airbus schaue sich Elektroautos an, "um von ihnen etwas zu lernen". Mehrere Partner sollen mitarbeiten, auch eine Zusammenarbeit mit Siemens lotet das Unternehmen aus.
Reine Elektroflugzeuge dürften aber auf absehbare Zeit nicht in großem Umfang auf den kommerziellen Markt kommen. Das E-Fan verkauft Airbus zunächst nur an Flugschulen zum Pilotentraining. An dem kleinen Flugzeug will das Unternehmen seine Elektromotoren weiterentwickeln, bevor es die nächste Stufe in Angriff nimmt: mittelgroße Passagiermaschinen mit Hybridantrieb.
Der Plan, den Botti nun verkündet hat, ist ambitioniert: Mit Hybrid-Technik will Airbus sich Anteile am Markt der kleinen Passagierjets erobern, die 70 bis 90 Menschen an Bord haben können und vor allem auf regionalen Strecken eingesetzt werden. In dem Segment sind derzeit allerdings der kanadische Hersteller Bombardier und Embraer aus Brasilien führend. Airbus hat im Herbst ein Datum genannt: 2030 soll ein Flieger des Unternehmens mit Hybridantrieb bis zu 100 Menschen in die Luft bringen.
Die Hybrid-Jets von Airbus sollen "voll elektrisch" starten und landen, sagte Botti - eine Art Toyota Prius der Lüfte. Denkbar ist es Experten zufolge aber auch andersherum: Maschinen würden mit Verbrennungsmotoren starten, landen und Notsituationen meistern, die normale Reisegeschwindigkeit aber mit dem Elektromotor erreichen. Dazu müssten allerdings erst entsprechend leistungsstarke Batterien konstruiert werden.
Gebaut werden sollen die neuen Flugzeuge in Bordeaux von einer Tochter namens VoltAir, die Airbus noch vor dem Sommer gründen will.
Einen großen Airliner mit mehreren Hundert Plätzen wird Elektrotechnik allein aber nicht antreiben können. Selbst Regionaljets bräuchten mehr Energie als ein Dieselzug, sagte Botti.
Experimente mit elektrisch betriebenen Flugzeugen gibt es seit den siebziger Jahren, die kommerzielle Luftfahrt ist bei dem Thema aber bisher nicht sehr weit gekommen. Bisher galt es schon als Erfolg, dass die Lufthansa 2011 einen Airbus A320 elektrobetrieben auf dem Rollfeld des Frankfurter Flughafens herumfahren ließ.
In einer älteren Version dieses Artikels wurde die Leistung des E-Fan falsch beschrieben und in Watt statt Kilowatt angegeben. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.