Für einen Politiker ist Ronald Pofalla ziemlich geräuschlos verschwunden. Ganz ohne Skandal, ohne öffentlichen Druck nach einer Wahlniederlage. Im Gegenteil: Die CDU feierte gerade ihr bestes Ergebnis in 20 Jahren - doch Pofalla, ehemaliger Kanzleramtschef und langjähriger Wegbegleiter Angela Merkels, übernahm keinen Posten in der neuen Regierung.
So ganz ist es mit der großen Politik aber offenbar doch nicht vorbei für den 54-Jährigen. Pofalla soll als Chef-Lobbyist in den Vorstand der Deutschen Bahn wechseln. Das berichten die Nachrichtenagentur Reuters und die Saarbrücker Zeitung unter Berufung auf mit der Personalie vertraute Personen. Pofalla soll demnach für politische Kontakte in Berlin und vor allem in Brüssel zuständig werden. Dafür werde ein entsprechender Posten neu geschaffen.
Bei der nächsten Aufsichtsratssitzung im März könnte Pofalla ernannt werden. Ein Bahn-Sprecher sagte, das Unternehmen nehme grundsätzlich nicht zu Personalfragen Stellung. Ein Vorstandsposten bei der Bahn wird mit 1,3 bis 1,8 Millionen Euro im Jahr vergütet.

Politiker in der Wirtschaft:Seitensprünge zahlen sich aus
Als Entwicklungshilfeminister hat Dirk Niebel über Waffenexporte mitentschieden. Nach seiner Politiker-Laufbahn wird er Lobbyist beim Rüstungskonzern Rheinmetall. Der FDP-Mann setzt damit eine bemerkenswert lange Liste prominenter Seitenwechsler fort. Überblick in Bildern.
Pofalla hat allerdings noch ein Mandat für den Bundestag, das er nun wohl niederlegen wird. Der direkte Wechsel von Staatsminister Eckart von Klaeden (CDU) aus dem Kanzleramt zum Daimler-Konzern hatte für erhebliche Kritik gesorgt. Pofalla hatte bereits angekündigt, vor einem Wechsel in die Wirtschaft eine so genannte Abkühlphase einzulegen.
Die Bahn hat seit dem Amtsantritt von Unternehmenschef Rüdiger Grube keinen Vorstand für Politik mehr. Grube wollte sich darum selbst kümmern. Auseinandersetzungen gab es vor allem mit EU-Verkehrskommissar Siim Kallas. Der will die enge Verbindung zwischen staatlich subventioniertem Schienennetz und dem Konzern aufbrechen, um Benachteiligungen von Wettbewerbern besser verhindern zu können.
Linktipp: Wieso sich Ex-Kanzleramtsminister Ronald Pofalla für einen Ausstieg aus der Spitzenpolitik entschloss, hat SZ-Korrespondent Stefan Braun in diesem Artikel beschrieben.