E-Autos:Wie Tesla aus der Gefahrenzone kommen will

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Tesla-Chef Elon Musk hat große Probleme mit der Auslieferung seiner Fahrzeuge. (Foto: Brendan McDermid/Reuters)
  • Im ersten Quartal dieses Jahres macht Tesla mehr als 700 Millionen Dollar Verlust.
  • Elon Musk deutet an, dass Tesla bald das Kapital erhöhen könnte.
  • Zudem stellte er kürzlich eine neue Geschäftsidee vor: Tesla-Fahrzeuge sollen ohne Fahrer Geld verdienen.

Von Christina Müller und Hans von der Hagen, München

Es dürfte kein Zufall sein, dass Elon Musk gleich im ersten Satz seines jüngsten Briefes an die Aktionäre beschreibt, wie viel Geld Tesla noch hat: 2,2 Milliarden Dollar stehen dem Autohersteller jetzt noch zur Verfügung. Allein im ersten Quartal wurden 1,5 Milliarden Dollar verbraucht.

Musk schreibt natürlich nicht, dass das Geld knapp wird - vielmehr begründet er den starken Rückgang unter anderem mit der Begleichung eines Kredites in Höhe von 920 Millionen Dollar. Doch die Frage, ob Tesla jetzt nicht doch langsam mal neues Geld braucht, zumal das Unternehmen im ersten Quartal 2019 mit mehr als 700 Millionen Dollar einen der bislang höchsten Verluste schrieb, wurde dann in der Telefonkonferenz nach Veröffentlichung der Ergebnisse nachgereicht: Hätte es Tesla nicht leichter, wenn das Kapital erhöht würde, fragte ein Analyst.

Schwierige Geschäfte

Musk, der bislang auf solche Fragen oft unwirsch reagierte, blieb geradezu sanft: Es sei schon so, sagte er, dass sich Tesla jetzt vielleicht eine Kapitalerhöhung verdient habe. Möglicherweise ist der Tesla-Chef nach den vergangenen Wochen nun auch selbst etwas erschöpft von dem, was sein Finanzchef Zachary Kirkhorn als das schwierigste Quartal in der Geschichte Teslas bezeichnete.

Nicht ohne Grund: Auch wenn die Umsätze auf Jahressicht um mehr als ein Drittel zulegten, brachen sie im Vergleich zum Vorquartal um mehr als 40 Prozent ein. Musk verwies in diesem Zusammenhang auf die großen Probleme bei der Auslieferung der Fahrzeuge, vor allem bei denen, die nach Asien oder Europa verschifft wurden und werden. "Wenn höhere Auslieferungen und Kostensenkungen sich vollständig auswirken, erwarten wir eine Rückkehr zum Gewinn im dritten Quartal", erläuterte Musk.

Angesichts der enttäuschenden Zahlen dürfte es kein Zufall gewesen sein, dass Tesla wenige Tage zuvor die nächste Geschäftsidee vor Publikum anpries: Während andere Hersteller sich noch bemühen, Assistenzsysteme in Serie zu bringen, bei denen sich der Fahrer zumindest zeitweise vom Verkehr abwenden darf, kündigte Musk an, das Tesla-Besitzer bereits 2020 ihr Auto als Robotaxi zum Geld verdienen auf die Straßen schicken könnten.

Die Hardware dazu sei schon in allen Fahrzeugen verbaut, die derzeit produziert würden. Und auch die Software soll im nächsten Jahr so weit sein, dass Teslas ohne Fahrer unterwegs sind. "Es ist finanziell verrückt, irgendetwas anderes als einen Tesla zu kaufen", kündigte Musk an. Wer sich für ein anderes Auto entscheidet, werde sich spätestens in drei Jahren fühlen, "als hätte er ein Pferd gekauft".

Der Autopilot soll durch verschiedene "Aggressivitäts-Modi" die Züge eines menschlichen Fahrers bekommen, antwortete Musk auf die Frage eines Zuschauers, wie sich ein fahrerloser Wagen im dichten Stadtverkehr von Los Angeles bewegen könne, wo man ohne ein gewisses Maß an Egoismus nicht voran kommt. Die Botschaft des Tesla-Chefs: Wer konservativ und sicher fährt, ist später am Ziel, wer in den aggressiven Modus wechselt, riskiert dagegen einen Blechschaden.

Die Ankündigung eines Ridesharing-Dienstes mit Robotaxis ist in Zeiten von roten Zahlen ein weiterer Strohhalm, an den sich Musk klammert. Es soll ein Zeichen an die Investoren sein, dass Tesla in absehbarer Zeit profitabel sein wird. Mit einer selbstfahrenden Sharing-Flotte würde nicht mehr der Verkauf der Autos im Mittelpunkt stehen. Dann läge das Hauptgeschäft in der Vermietung der Robotaxis. Das zeigte der Tesla-Chef anhand einer Beispielrechnung: 30 000 Dollar soll ein einziges Robotaxi pro Jahr einbringen, selbst wenn es die Hälfte der Zeit ohne zahlenden Kunden unterwegs ist. Dabei sollen die Kosten für die Nutzer deutlich geringer sein als zum Beispiel beim Konkurrenten Uber.

Dabei ist es unwahrscheinlich, dass Tesla schon im nächsten Jahr mit einer Robotaxi-Flotte Geld verdient. Dafür ist die Technik noch lange nicht ausgereift. Der Autopilot macht in seiner Entwicklung deutliche Fortschritte. Doch den Beweis, dass ein Tesla unter sämtlichen Bedingungen komplett autonom fahren kann und nicht nur auf vorher ausgesuchten Strecken, hat Elon Musk bisher nicht erbracht. Auch ein kleiner Zusatz, der nur einmal kurz in Klammern auf einer Folie auftauchte, könnte den Start des Robotaxi-Geschäfts um Jahre nach hinten schieben. "Die behördliche Genehmigung steht noch aus", heißt es dort.

© SZ vom 26.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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