Drogenpolitik:Cannabis-Legalisierung bringt 2,7 Milliarden Euro jährlich

Drogenpolitik: Mal Jolle, mal Tüte: Der Joint hat viele Spitznamen.

Mal Jolle, mal Tüte: Der Joint hat viele Spitznamen.

(Foto: AFP)
  • Eine Studie schätzt die möglichen Vorteile für den deutschen Staatshaushalt, wenn Cannabis legalisiert würde.
  • Durch zusätzliche Steuern und sinkene Polizeikosten bliebe dem Staat ein Plus von rund 2,7 Milliarden Euro im Jahr.

Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland würde jährlich etwa 2,7 Milliarden Euro für den Staatshaushalt bringen. Das geht aus einer Berechnung hervor, die der Wettbewerbsökonom Justus Haucap für den Hanfverband erstellt hat (PDF).

Die Rechnung betrifft den Schwarzmarkt, daher können keine offiziellen Daten genutzt werden. Stattdessen basieren die Kalkulationen auf möglichst guten Schätzungen. Angenommen wird eine Cannabis-Nachfrage von 250 Tonnen pro Jahr, ein Verkaufspreis von zehn Euro pro Gramm und ein Großhandelspreis von 5,90 Euro pro Gramm. Aus diesen Eckwerten ergibt sich das geschätzte Steuereinkommen.

Diese würde sich nach der Berechnung so zusammensetzen: Berücksichtigt wird eine mögliche Cannabis-Steuer - analog zur Tabaksteuer - sowie eine Umsatzsteuer, was rund 1,1 Milliarde Euro jährlich bringen würde. Wenn Cannabis legal verkauft wird, würden 20 000 Arbeitsplätze geschaffen. Die Arbeitgeber würden Steuern und Beiträge an die Sozialversicherungen abführen. Das ergäbe nochmals knapp 500 Millionen Euro. Weniger arbeiten müssten nach einer Legalisierung die Polizisten, das würde den Staat um rund 1,1 Milliarden Euro entlasten. So kommt der Ökonom auf eine Summe von 2,7 Milliarden Euro. Nicht berücksichtigt sind potenzielle Einsparungen bei Staatsanwaltschaften und Gerichten.

"Das Verbot von Cannabis hat ein mieses Preis-Leistungsverhältnis"

Haucap ist Professor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und einer der profiliertesten Wettbewerbsökonomen in Deutschland. Bis 2012 war er Vorsitzender der Monopolkommission, die die Bundesregierung berät. Vorgestellt wurde die Kalkulation auf der "Cannabis Normal"-Konferenz des Deutschen Hanfverbands. "Das Verbot von Cannabis hat ein mieses Preis-Leistungsverhältnis", sagte Hanfverband-Geschäftsführer Georg Wurth. "Diese Studie werden wir zur Argumentation gegenüber der Politik nutzen."

Der Verband hat auch eine Umfrage in Auftrag gegeben. 59 Prozent sprechen sich dafür aus, den Besitz geringer Cannabis-Mengen zum Eigenverbrauch nicht mehr strafrechtlich zu verfolgen. 46 Prozent stimmen zu, dass Cannabis für Volljährige legal und reguliert erhältlich sein sollte.

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