Diesel-Affäre:Aufsichtsrat verwehrt Stadler goldenen Handschlag

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Stadler im April 2016 (Foto: dpa)
  • VW trennt sich von Rupert Stadler als Audi-Vorstandschef.
  • Eine Abfindung für die Vertragsauflösung erhält Stadler aber offenbar nur, wenn das laufende Ermittlungsverfahren gut für ihn endet.
  • Aktuell sitzt der Manager in Untersuchungshaft, die Staatsanwaltschaft München verdächtigt ihn des Betrugs und wirft ihm zudem vor, er habe die Ermittlungen im Abgas-Skandal behindern wollen.

Von Max Hägler, Paris, und Klaus Ott

Gut vier Jahre wäre Rupert Stadler noch Vorstandschef der Volkswagen-Tochter Audi geblieben, wenn nicht die Abgasaffäre und seine Verhaftung dazwischen gekommen wären. Vier Jahre, in denen Stadler wahrscheinlich mehr als 20 Millionen Euro an Gehalt und Boni kassiert hätte.

Jetzt werden seine Verträge als Audi-Chef und als Vorstandsmitglied bei VW aufgelöst. Und zwar so, dass damit ausdrücklich kein "goldener Handschlag" verbunden sei, wie es aus Konzernkreisen heißt. Stadler bekommt demnach deutlich weniger als zehn Millionen Euro für die Vertragsauflösung, aber unter "Auszahlungsvorbehalt". Das heißt: Das Geld erhält er nur, falls das Ermittlungsverfahren gegen ihn gut für ihn endet. Jetzt bekäme er erst einmal gar keine Abfindung, ist aus Konzernkreisen zu hören.

Die Staatsanwaltschaft München II verdächtigt Stadler des Betrugs und wirft ihm zudem vor, er habe die Ermittlungen behindern wollen. Der frühere Audi-Chef sitzt seit Juni in Augsburg-Gablingen in Untersuchungshaft. Er bestreitet alle Vorwürfe. Bis das Verfahren gegen ihn rechtskräftig abgeschlossen ist, kann es noch Jahre dauern. So lange muss Stadler warten, bis fest steht, ob er noch eine Art Abfindung bekommt oder nicht. Stadlers Anwalt war am Dienstag nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

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Gegen einen goldenen Handschlag für Stadler hatten sich die Vertreter des Betriebsrates, der IG Metall und des Landes Niedersachsen im Aufsichtsrat von Volkswagen verwahrt. Aus dem Umfeld des Aufsichtsrates heißt es, ein Entgegenkommen für Stadler wäre den Beschäftigten und den Bürgern auf keinen Fall zu vermitteln gewesen. Mit den Hauptaktionären von VW, den Familien Porsche und Piëch, soll es darüber noch Diskussionen gegeben haben. Dabei sei aber klar geworden, dass für das Land Niedersachsen wie auch für Betriebsrat und Gewerkschaft eine sofort anstehende Millionen-Zahlung an Stadler nicht in Frage komme.

Der langjährige Audi-Chef erhält einstweilen offenbar nur noch rückwirkend Boni für die vergangenen Jahre, die noch nicht ausgezahlt worden sind und die erst noch berechnet werden müssen. Darauf habe er Anspruch, heißt es aus Konzernkreisen. Stadler hatte bei VW und Audi zuletzt rund fünf Millionen Euro im Jahr an Gehalt und Boni bekommen; das meiste davon waren Boni.

Darüber hinaus gibt es bei Stadler laut dem jüngsten Geschäftsbericht von Volkswagen Pensionszusagen in Höhe von 22 Millionen Euro, die aber erst viel später fällig werden würden. In Kreisen der Arbeitnehmervertreter heißt es, darauf habe Volkswagen "vollen Zugriff", falls es Anlass für Schadenersatzforderungen gegen Stadler geben sollte.

VW hatte bekannt gegeben, dass Stadler mit sofortiger Wirkung aus dem Unternehmen ausscheide und nicht mehr für den Volkswagen-Konzern tätig sei. Er sehe sich aufgrund der Untersuchungshaft nicht in der Lage, seine Aufgaben als Vorstandsmitglied zu erfüllen, und wolle sich stattdessen auf seine Verteidigung konzentrieren. Die vertragliche Abwicklung seines Ausscheidens sei an "Verlauf und den Ausgang des Strafverfahrens geknüpft".

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