Deutsche Börse:Commerzbank fliegt aus dem Dax

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Mit der Commerzbank muss sich ein Gründungsmitglied des prominentesten deutschen Börsenindexes aus dem Dax verabschieden. (Foto: dpa)
  • Die Commerzbank muss ihren seit Jahrzehnten angestammten Platz im Deutschen Aktienindex räumen. An ihrer Stelle zieht der Bezahldienst Wirecard ein.
  • Das Unternehmen ist mit etwa 24 Milliarden Euro an der Börse derzeit mehr als doppelt so viel wert wie die Commerzbank.
  • Noch viel mehr verändert sich in den kleineres Indizes.

Von Harald Freiberger, München

Gerade feierte der Deutsche Aktienindex (Dax) seinen 30. Geburtstag, nun kommt für das Börsenbarometer und seine kleineren Brüder M-Dax, S-Dax und Tec-Dax die größte Reform, die es je gab. Am Mittwochabend verkündete die Deutsche Börse die Veränderungen im Detail. So fliegt mit der Commerzbank ein Gründungsmitglied aus dem Dax heraus, der die 30 größten deutschen Aktiengesellschaften widerspiegelt. Dafür steigt der Online-Zahlungsdienstleister Wirecard aus Aschheim bei München auf. Maßgeblich für die Index-Mitgliedschaft sind Gesamtwert und Umsätze der Aktie an der Börse. Wirecard ist mit etwa 24 Milliarden Euro an der Börse derzeit mehr als doppelt so viel wert wie die Commerzbank.

Noch viel mehr verändert sich in den kleineres Indizes. Das liegt daran, dass die Börse eine historische Entwicklung korrigiert, die nicht mehr zeitgemäß ist: die Trennung in den Indizes zwischen Technologie-Aktien und allen anderen Aktien. Vor 20 Jahren, als neue Technologien wie das Internet, Software, Medien und Biotech boomten, führte sie einen speziellen Index ein, der junge Aktien aus diesem Bereich zusammenfasste: den Nemax-50. Er erlebte zunächst einen gewaltigen Aufschwung, stürzte aber ab, als die Blase nach dem Jahr 2000 platzte. Später wurde er in "Tec-Dax 30" umbenannt. Seitdem waren Technologie und Rest der Welt an der Börse getrennt: Im M-Dax, der die 50 nächstgrößten Werte nach dem Dax zusammenfasst, und im S-Dax (weitere 50 Werte) gab es keine Technologie-Aktien.

Die Trennung zwischen Technologie und allen anderen Branchen hat sich überlebt

Diese Trennung zwischen herkömmlichen und neuen Branchen ist im Zeitalter der Digitalisierung nicht mehr sinnvoll, da jedes Unternehmen heute irgendwo auch ein Technologie-Unternehmen ist. Deshalb sind Tec-Dax-Aktien künftig auch Mitglied im M-Dax und im S-Dax. Damit es nicht zu viele Verlierer gibt, stockt die Börse den M-Dax gleichzeitig von 50 auf 60 Mitglieder auf und den S-Dax von 50 auf 70. Der Tec-Dax wird dagegen künftig an Bedeutung verlieren, da sich seine Aktien auch über den M-Dax und den S-Dax kaufen lassen. Außerdem kommen die drei Technologie-Dickschiffe SAP, Telekom und Infineon, die bisher nur im Dax vertreten sind, künftig auch in den Tec-Dax und werden diesen dominieren.

Die Veränderungen treten am 24. September in Kraft. In den Tagen davor könnte es zu Turbulenzen kommen, vor allem wegen der zunehmend gefragten Indexfonds (ETF), die Dax & Co. eins zu eins nachbilden. 16 Milliarden Euro stecken bereits in Dax-ETFs. Das entspricht 1,5 Prozent aller 30 Dax-Aktien, die 1,1 Billionen Euro wert sind. Die ETF-Anbieter müssen zum Stichtag beispielsweise Commerzbank verkaufen und Wirecard kaufen.

"Wir verfügen über ein großes Netzwerk von 750 Brokern und Investmentbanken, die den Aktienhandel für uns abwickeln", sagt Serkan Batir, Leiter Portfoliomanagement in Deutschland beim Marktführer iShares. Sie verteilten Käufe und Verkäufe auf eigenes Risiko über einen längeren Zeitraum, indem sie sich vorher positionieren oder mit Optionen arbeiten. "Die Profis werden darauf achten, dass es nicht zu sehr in eine Richtung geht", sagt Batir. Anleger müssten sich trotzdem auf eine höhere Liquidität um den Stichtag herum einstellen, auch Kursschwankungen könne es geben. Aktien, die aus dem Index herausfallen, dürften im Kurs sinken - und umgekehrt.

© SZ vom 06.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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