Deutsche Autokonzerne:Aufbruchstimmung in der ganzen Branche

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Luxusautos sind wieder gefragt: Kämpften Daimler, Audi und BMW noch vor kurzem mit der Finanzkrise, schreiben sie inzwischen wieder Milliardengewinne. Sie verdanken das dem Geschäft in China und den USA.

Die deutsche Autoindustrie findet schneller aus der größten Krise ihrer Geschichte als erwartet: Wegen der überraschend kräftigen Nachfrage nach Luxusautos will Daimler in diesem Jahr noch zwei Milliarden Euro mehr verdienen als geplant.

Mercedes-Fahrzeuge bei einer Automesse in Peking. "Es ist ein bisschen so wie in Deutschland Mitte der fünfziger Jahre", sagt der Autoexperte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. "Immer mehr reiche Chinesen kaufen sich große teure Autos, weil sie ein grenzenloses Wachstum erwarten." (Foto: dpa)

Der Rivale Audi will in diesem Jahr so viele Autos verkaufen wie nie zuvor. Auch BMW hatte seine Jahresprognose nach oben korrigiert.

Daimler-Chef Dieter Zetsche erhöhte am Dienstag die Gewinnprognose schon zum zweiten Mal in diesem Jahr deutlich. Er rechnet nun mit einem Gewinn von sechs Milliarden Euro; bislang war der Konzern von vier Milliarden Euro ausgegangen.

Im vergangenen Jahr hatte der Konzern noch einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro verbucht und massiv Arbeitsplätze abgebaut. "Unsere Strategie zahlt sich aus", sagte Zetsche. "Wir haben in allen Geschäftsfeldern beim Absatz und beim Umsatz eine sehr dynamische Entwicklung."

Sonderschichten und verschobene Ferien

Im zweiten Quartal stieg der Umsatz um mehr als fünf Milliarden Euro auf 25,1 Milliarden Euro, der Gewinn kletterte auf 2,1 Milliarden Euro. Der weltweite Absatz von Autos und Lkws stieg gegenüber dem Vorjahr um 27 Prozent auf 496.500 Fahrzeuge. Die Marke Mercedes-Benz hatte das stärkste zweite Quartal aller Zeiten.

Die Aufbruchstimmung hat inzwischen die gesamte Branche erfasst. Wo noch bis vor kurzem kurzgearbeitet wurde, müssen nun Sonderschichten eingelegt und Ferien verschoben werden.

Erst am Montagabend hatte Audi-Chef Rupert Stadler bei einer Autopräsentation in München die Krise für beendet erklärt. "Wir sind positiv überrascht, wie wir ins Jahr 2010 gestartet sind", sagte er. Konkrete Zahlen für das erste Halbjahr will Stadler am Freitag vorlegen.

Doch schon jetzt ist klar: Die VW-Tochter Audi will ihren bisherigen Rekordabsatz von einer Million Autos aus dem Jahr 2008 in diesem Jahr übertreffen. Auch der Münchner Hersteller BMW, der seinen Quartalsbericht am kommenden Dienstag vorlegt, spürt den Aufschwung in der Branche deutlich.

Schwacher Euro stützt

Zuletzt hatte BMW-Chef Norbert Reithofer erklärt, er rechne damit, seinen Absatz im Gesamtjahr um etwa zehn Prozent auf mehr als 1,4 Millionen Fahrzeuge anheben zu können. Auch der Gewinn solle steigen.

Ursprünglich hatte die Branche befürchtet, dass nach einem schwierigen 2009 ein weiteres Krisenjahr folgen könnte. Dass sich die Branche dennoch so schnell erholt und wieder Rekordzahlen anpeilt, hat sie auch dem schwachen Euro zu verdanken, der deutsche Autos im Ausland erschwinglicher macht.

Vor allem aber die boomenden Geschäfte in China und den USA schieben den Absatz an. China ist für teure Oberklasseautos wie die Mercedes S-Klasse, den 7er BMW oder den Audi A8 inzwischen der wichtigste Absatzmarkt und dürfte es zumindest vorerst auch bleiben.

"Es ist ein bisschen so wie in Deutschland Mitte der fünfziger Jahre", sagt der Autoexperte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. "Immer mehr reiche Chinesen kaufen sich große teure Autos, weil sie ein grenzenloses Wachstum erwarten."

Die Hersteller sind derzeit aber auch auf Chinas Millionäre angewiesen: Sie gleichen das noch schwache Geschäft in Europa aus. Schon jetzt aber warnen Experten vor einer Abkühlung des chinesischen Marktes.

© SZ vom 02.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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