Ola Källenius:Schwieriger erster Auftritt des neuen Daimler-Chefs

Lesezeit: 3 Min.

Legte am Mittwoch seine ersten Quartalszahlen als neuer Daimler-Chef vor: Ola Källenius. (Foto: dpa)
  • Angesichts der schwierigen Lage der Autokonzerne in Deutschland hatten sich an diesem Mittwoch viele Autoexperten von dem neuen Daimler-Chef Källenius erste Hinweise darauf erhofft, wie er Daimler in die Zukunft führen wolle.
  • Doch Källenius äußerte sich nur vorsichtig - obwohl das Unternehmen den ersten Verlust seit Jahren einfuhr.

Von Stefan Mayr, Stuttgart

Der neue Daimler-Chef Ola Källenius versuchte, bei seinen ersten Einlassungen vor Analysten Entschlossenheit zu demonstrieren. Das wirkte zwar durchaus glaubhaft. Allein - in einer ersten Telefonkonferenz blieb er viele Details schuldig: All jene, die erwartet hatten, dass der 50-jährige Schwede erste konkrete Konzepte verkünden würde, wie er den Stuttgarter Autobauer effizienter und zukunftssicher machen will, bekamen trotz mehrmaliger Nachfragen keine Antwort. Stattdessen vertröstete Källenius auf den 14. November. Erst dann, bei einem Kapitalmarkttag in London, werde er umfassend erklären, wie und wohin er das Automobilunternehmen führen werde.

"Ich will nichts Halbgares erzählen", betonte Källenius. "Heute kann ich nur sagen: Wir haben in allen Bereichen Effizienzprogramme gestartet und nochmals intensiviert." Zudem werde das "Produktportfolio weiter überprüft" und die "Transformation unseres Unternehmens konsequent fortgesetzt".

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Zwei Gewinnwarnungen

Källenius ist seit zwei Monaten Vorstandschef des Daimler-Konzerns, seitdem hat er bereits zwei Gewinnwarnungen veröffentlicht. Der Aktienkurs stürzte ab, aber gerade noch rechtzeitig vor seiner ersten Quartalszahlen-Präsentation gab es am Vortag auch eine gute Nachricht: Der chinesische Autobauer BAIC beteiligte sich mit fünf Prozent an dem schwäbischen Premium-Hersteller. Diese Nachricht trieb den Börsenkurs um bis zu fünf Prozent nach oben. Das stärkte Källenius vor der Fragerunde mit den Analysten den Rücken.

Der vormalige Entwicklungsvorstand übernahm Mitte Mai den Vorstandsvorsitz von Dieter Zetsche. Es war kein guter Zeitpunkt, um durchzustarten - die Liste der Herausforderungen ist lang: Die weltweite Konjunktur steht an der Schwelle zur Rezession, die Auto-Industrie steht vor ihrer größten Umwälzung hin zu Elektrifizierung und Digitalisierung, das lästige und teure Thema Abgas-Manipulation schwelt vor allem bei Daimler weiter und es gibt Produktionsprobleme in den USA.

Obendrein steht der Konzern vor einer massiven Umstrukturierung. Bis November sollen drei unabhängige Sparten "Mercedes Benz AG", "Daimler Trucks AG" und "Daimler Mobility AG" auf eigene Beine gestellt werden. Das alles kostet viel Geld und Energie, es verwundert also nicht, wenn Källenius einräumt: "Das zweite Quartal war nicht einfach und alles andere als zufriedenstellend." Immerhin - etwas Zuversicht ist vorhanden: "Beim Blick nach vorne erwarten wir im zweiten Halbjahr spürbare Verbesserungen", ergänzte er.

In jedem Fall werde er die Modellpalette und Motorenvielfalt verkleinern und das konzerninterne "Effizienz-Programm" intensivieren. Zudem hoffe er, dass die "lieferantenbedingten" Produktionsprobleme demnächst gelindert würden. Mehrmals sagte Källenius, er sei "vorsichtig optimistisch". Das klingt einerseits nach schwedisch-schwäbischen Understatement, zeigt aber auch, dass die erwartete Trendwende vielleicht nicht ganz so ausfallen könnte wie erwünscht.

Der erste Verlust seit Jahren

Im zweiten Quartal hatte der Dax-Konzern erstmals seit vielen Jahren ein Minus eingefahren: Källenius verkündete einen Nettoverlust von 1,2 Milliarden Euro (im Vorjahreszeitraum machte Daimler noch 1,8 Milliarden Gewinn).

Der Umsatz legte zwar um fünf Prozent auf 43 Milliarden Euro zu. Doch allein schon aufgrund drohender Kosten durch Verfahren und Klagen wegen der umstrittenen Abgasreinigung bei Diesel-Motoren erhöhte der Konzern die Rückstellungen nach Analystenschätzungen um rund zweieinhalb Milliarden Euro.

Insgesamt haben sich die Sonderbelastungen im Quartal nach Angaben von Källenius auf 4,2 Milliarden Euro summiert. Beim operativen Ergebnis für das Gesamtjahr prognostiziert er einen Rückgang um mehr als 15 Prozent, nachdem das Betriebsergebnis schon im vorigen Jahr um gut ein Fünftel auf elf Milliarden Euro abgesackt war.

Mehr denn je bekräftigte Källenius seine Offenheit für Kooperationen auch mit direkten Wettbewerbern: "Wo wir Win-Win-Situation finden können, werden wir sehr pragmatisch sein - auch mit Wettbewerbern." Wenn sich die Möglichkeit ergebe, könne er sich sogar eine Zusammenarbeit bei Verbrenner-Antrieben vorstellen. "Es ist wichtig, künftig noch effizienter an Technologien der Zukunft zu arbeiten."

Daimler mache das nun gemeinsam mit BMW - bei Themen wie Autonomes Fahren oder digitale Mobilitäts-Dienstleistungen. Über weitere gemeinsame Projekte, etwa eine etwaige gemeinsame Plattform für Kompakt-Fahrzeuge, sagte er nichts. Er schloss sie aber auch nicht aus. Die Frage, ob gar ein Zusammengehen mit BMW geplant sei, verneinte er: "Da gibt es keinen Plan."

Die Aktie stieg nach Källenius' Präsentation um zwischenzeitlich bis zu drei Prozent. Bei einer Marktkapitalisierung von 51 Milliarden Euro bezeichnen manche Experten den Konzern als Übernahme-Kandidaten, vor allem, weil ihm im Gegensatz zu Volkswagen und BMW starke Ankeraktionäre fehlten. Ola Källenius sieht dieses Problem nicht: Er räumt zwar ein, dass der Aktienkurs "Potenzial" habe, spricht aber von einer "breiten und stabilen Aktionärsstruktur".

Auto-Analyst Arndt Ellinghorst von der Beratungsgesellschaft Evercore ISI spricht Källenius nach dessen erster Quartals-Präsentation ein gutes Zeugnis aus: "Der Auftritt ist im Rahmen der schlimmen Zahlen recht gut gelaufen." Das Geschäftsjahr 2019 werde nun ohnehin "abgeschrieben". Die große Frage sei allerdings, "wieso soll 2020/21 besser werden, wenn dann die extremen CO2-Ziele erreicht werden müssen, die Lkw-Märkte nachgeben und Daimler weiter viel in neue Technologien investieren muss." Überhaupt fragt sich Ellinghorst: "Wann ist deutsches Premium wieder etwas wert?" Derzeit erwirtschafte Peugeot acht bis neun Prozent Rendite, während Mercedes weit darunter liege. Das zeigt: Auch die nächsten Quartale werden für Ola Källenius alles andere als einfach werden.

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