Biotechnologie:Frisches Geld für die Forschung

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Forschung bei Curevac in Tübingen: Das Biotechunternehmen arbeitet mit Hochdruck an einem neuen Corona-Impfstoff. (Foto: Andreas Gebert/Reuters)

Curevac will beim US-Börsengang bis zu 245 Millionen Dollar einnehmen.

Von Elisabeth Dostert, München

Das Tübinger Biotechnologieunternehmen Curevac will beim Gang an die US-Technologiebörse Nasdaq bis zu 245 Millionen Dollar einsammeln. Das teilte das Unternehmen am Montag mit. Die Stammaktien sollen zwischen 14 und 16 Dollar kosten. Angeboten werden 13,3 Millionen Aktien. Die Zeichner können darüber hinaus binnen 30 Tagen bis zu knapp zwei Millionen weitere Aktien erwerben. Großaktionär Dietmar Hopp wird im Rahmen einer Privatplatzierung für 100 Millionen Euro Aktien zu dem beim Börsengang erzielten Preis je Aktie erwerben.

Die Erlöse aus dem Börsengang und der Privatplatzierung, insgesamt rund 330 Millionen Dollar, will das Unternehmen in die Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 und die Erweiterung der Produktionskapazitäten stecken, aber auch in lange vor der Pandemie begonnene Projekte wie auf der Boten-RNA basierte Krebstherapien oder einen Impfstoff gegen Tollwut.

Auch der Corona-Impfstoff an dem Curevac basiert auf der Boten-RNA. Sie liefert den Bauplan für ein Viruseiweiß und provoziert im Körper eine Immunantwort. Die erste klinische Phase läuft seit Juni. Mit Ergebnissen rechnet Curevac im vierten Quartal, dann soll laut Börsenprospekt die klinische Phase 2b/3 beginnen. Konkurrenten wie das Mainzer Unternehmen Biontech und der US-Konzern Moderna, beide ebenfalls an der Nasdaq notiert, sind deutlich weiter. Schon in den vergangenen Monaten hat Curevac kräftig Geld eingesammelt. In der im Juli abgeschlossenen Finanzierungsrunde holte sich das Unternehmen 640 Millionen Dollar, davon allein 343 Millionen Dollar bei der staatlichen Förderbank KfW. Da Curevac weniger als 1,07 Milliarden Dollar Umsatz macht, gilt das Unternehmen nach US-Recht als "Emerging Growth Company", als Wachstumsunternehmen. So genügen beim Börsengang zwei testierte Jahresabschlüsse. 2019 setzte Curevac 17,4 Millionen Euro um, bei einem Verlust von fast 100 Millionen Euro. Curevac hat noch kein einziges Produkt auf dem Markt.

Wann die Erstnotiz an der Nasdaq erfolgen wird, steht noch nicht fest. Üblicherweise dauert es von der offiziellen Ankündigung bis zur Erstnotiz vier Wochen. Die Aktie von Biontech kostete zu Wochenbeginn an der Nasdaq rund 75 Dolllar, Mitte Juli lag sie auch schon einmal über 100 Dollar. Die Schwankungen sind beträchtlich. In wenigen Wochen wird auch jede Meldung, die Curevac über die Fortschritte oder gar Rückschläge bei der Entwicklung des Corona-Impstoffes macht, kursrelevant sein. Nach Angaben des Verbandes der forschenden Pharmaunternehmen (VFA) gibt es weltweit mindestens 172 Impfstoffprojekte. Welche erfolgreich sein werden, ist offen.

© SZ vom 11.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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