Impfstoffe:Biontech hebt Prognose an

Lesezeit: 2 min

Biontech-Impfung Mitte Mai in Mexiko-Stadt. (Foto: PEDRO PARDO/AFP)

Allein mit dem Corona-Impfstoff Comirnaty will das Mainzer Unternehmen in diesem Jahr 16 bis 17 Milliarden Euro umsetzen. Das bringt nicht nur dem Konzern einen Wachstumsschub.

Von Elisabeth Dostert

Es ist schon fast keine Überraschung mehr nach all den Meldungen über weitere Lieferverträge in den vergangenen Wochen, über Auffrischungsimpfungen und die Zulassung des Impfstoffes für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren. Ein weiteres Mal hebt das Mainzer Unternehmen Biontech nun seine Prognose für das Gesamtjahr an. Für 2021 erwartet das Unternehmen aus Mainz einen Umsatz mit seinem Covid-Impfstoff Comirnaty zwischen 16 und 17 Milliarden Euro auf Basis einer Liefermenge von bis zu 2,5 Milliarden Dosen, heißt es im Bericht für das dritte Quartal 2021.

Die Spanne ist nicht mehr so weit wie im Halbjahresbericht, den Biontech im August veröffentlicht hatte. Das Jahr geht zu Ende, das Gesamtergebnis wird ein Stück berechenbarer. Bis zum 2. November haben Biontech und sein Partner Pfizer laut Quartalsbericht mehr als zwei Milliarden Dosen BNT162b2, Comirnaty ist der Handelsname, ausgeliefert. Gespräche über zusätzliche Lieferungen im Jahr 2022 laufen den Angaben zufolge. 2021 wollen die beiden Firmen zwischen 2,7 und drei Milliarden Dosen herstellen. 2022 sollen die Produktionskapazitäten auf bis zu vier Milliarden Dosen steigen. In den vergangenen Monaten haben Biontech und Pfizer ihr Netzwerk weiter gesponnen - auch in Afrika und Südamerika.

Biontech wirbt für Auffrischungsimpfungen

Die Impfrate sei noch zu niedrig, sagte Biontech-Vorstandschef Uğur Şahin in einer Telefonkonferenz mit Investoren. Er plädierte für eine Auffrischungsimpfung, also eine dritte Dosis, für die gesamte Bevölkerung. Daten, die Özlem Türeci, Vorstand Medizin, präsentierte, zeigen zumindest, dass eine dritte Dosis das Risiko, schwer an Covid zu erkranken oder gar zu sterben, deutlich senkt.

Aus der kleinen Firma aus Mainz mit wenig Umsatz und hohen Verlusten, die Biontech im Jahr 2020 noch war, ist ein profitabler Konzern geworden. Im dritten Quartal 2021 steigerte Biontech seinen Umsatz dank des Impfstoffs auf 6,1 Milliarden Euro, vor Jahresfrist waren es noch nicht einmal 70 Millionen Euro. Biontech und seine Partner Pfizer und Fosun haben sich die Welt aufgeteilt. Auf Deutschland und die Türkei, die Biontech direkt bedient, entfallen Impfstoffumsätze in Höhe von knapp 1,4 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis im dritten Quartal 2021 beziffert der Konzern auf 4,7 Milliarden Euro, vor Jahresfrist standen da noch fast 190 Millionen Euro Verlust. Der Gewinn vor Steuern lag im dritten Quartal 2021 bei 4,7 Milliarden Euro nach 208 Millionen Euro Verlust im Vorjahreszeitraum. Allein im dritten Quartal 2021 flossen rund 1,5 Milliarden Euro Ertragssteuern, vor Jahresfrist waren es 2,5 Millionen.

Mainz, wo Biontech seinen Sitz hat, freut sich über hohe Einnahmen. Die verschuldete Stadt wird in diesem Jahr voraussichtlich einen Überschuss von gut einer Milliarde Euro ausweisen, teilten Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) und Finanzdezernent Günter Beck (Bündnis 90/Die Grünen) am Dienstag auf einer Pressekonferenz mit, ohne freilich aufzuschlüsseln, von wem das Geld kommt. Biontech dürfte einen maßgeblichen Beitrag leisten. "Durch den Erfolg von Biontech wurde Mainz in der Pandemie zur Apotheke der Welt", sagte Ebling laut Pressemitteilung. Die Stadt will nun den Gewerbe-Hebesatz von 440 auf 310 Prozentpunkte senken - und investieren.

In den nächsten Jahren wolle Mainz zum Zentrum für Biotechnologie werden mit den Schwerpunkten Krebs- und Altersforschung. "Die Erfolge von Biontech, aber auch von Ganymed oder Tron, sind wunderbare Beispiele dafür, wie universitäre Grundlagenforschung in innovative Produkte überführt werden kann, um die Lebensqualität der Menschen nachhaltig zu verbessern", schwärmte Ebling. Hinter den Firmen und auch hinter der Forschungseinrichtung Tron stecken die Biontech-Gründer Uğur Şahin, Özlem Türeci und Christoph Huber. Auf 30 Hektar soll in Mainz ein Biotech-Campus entstehen mit dem Potenzial für rund 5000 neue Arbeitsplätze in den nächsten zehn Jahren. Das Investitionsvolumen beziffern die Politiker auf eine Milliarde Euro.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: