Computerspiel "Steep" im Test:Rumms, Felswand, rumms, Baumwipfel

Snowboarden, Skifahren, Paragliden, sich mit dem Wingsuit in die Tiefe stürzen: Im Computerspiel "Steep" schafft man einen Triple Rodeo 540 - ohne Knochenbrüche.

Von Caspar von Au

Worum geht es in "Steep"?

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(Foto: Ubisoft/PR)

Angespielt, nicht durchgespielt: Unsere Games-Kurzkritik "Screenshot" beantwortet Fragen zu den neuesten Computer- und Videospielen auf allen gängigen Plattformen. Und gibt einen ersten Eindruck, worauf Sie sich bei einem neuen Spiel freuen können - und wann Sie lieber noch skeptisch sein sollten. Eine knietiefe Schicht Pulverschnee bedeckt den Gipfel des Mont Blanc. Noch unberührt - denn im nächsten Augenblick brettert ein Snowboardfahrer den Hang herunter, nutzt das Dach einer Hütte als Absprungschanze und vollführt einen Triple Rodeo 540 - also ein dreifacher Vorwärtssalto mit eineinhalbfacher Drehung. "Steep" (deutsch: steil, abschüssig) ist ein Open-World-Onlinespiel, bei dem der Spieler als Winter-Extremsportler in den Alpen unterwegs ist. Spieler können die schneebedeckten Hänge wahlweise auf Skiern oder dem Snowboard herunterflitzen, im Wingsuit oder mit dem Gleitschirm über die Felsen und Wälder fliegen. Wer fegt am schnellsten die Piste runter? Wer zeigt die waghalsigsten Stunts? Wer entdeckt die entlegensten Gipfel für einen Absprung? Es bleibt dabei jedem selbst überlassen, ob er Sportart und Sportgerät regelmäßig wechselt oder sich darauf spezialisiert, mit dem Gleitschirm Loopings zu fliegen oder mit dem Snowboard unbefahrene Pisten zu erkunden. "Steep" kann man entweder alleine spielen oder man tut sich mit anderen Spielern zusammen, die man auf den Pisten trifft, um gemeinsam Stunts zu kombinieren oder in Rennen gegeneinander anzutreten.

Was sieht vielversprechend aus?

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(Foto: Ubisoft/PR)

Keine Staus auf dem Weg zum Skigebiet, kein Warten am Lift, keine überfüllten Pisten, keine Verletzungen. "Steep" versucht, den Wintersport möglichst spaßig aussehen zu lassen. Per Knopfdruck befördert einen das Spiel vom Tal auf den Berg. Auch Tag- und Nachtzeit lassen sich bequem per Knopfdruck einstellen. Die Spieler können sich von einem Hubschrauber überall absetzen lassen. Die im Spiel unberührten Hänge und Gletscher, die es zu erkunden gibt, sind schier unendlich. Wer keine Lust auf vorgegebene Strecken hat, kann auch einfach 20 Minuten lang vorbei an verschneiten Wäldern und Dörfern ins Tal gleiten. Schon jetzt ist die Welt in "Steep" riesig: Der Mont Blanc zwischen Frankreich und Italien, das Matterhorn in den Walliser Alpen und der Ortler in Tirol sind nur drei der Gipfel, die man als Spieler erkunden kann. Die Entwickler versprechen, dass die Welt weiter wachsen wird. Die neuen Inhalte sollen den Spielern kostenlos zum Download zur Verfügung stehen, darunter: neue Berge mit neuen Pisten, Alaska als neues Gebiet und parallel zu real ausgetragenen Sportwettkämpfen, wie zum Beispiel die "Free Ride World Tour."

Warum sollte man trotzdem kritisch sein?

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(Foto: Ubisoft/PR)

Der Endlos-Spielplatz kann aber auch stören. Gerade am Anfang fühlt man sich vom Spiel alleine gelassen: Die Steuerung ist teilweise gewöhnungsbedürftig und wird nur oberflächlich erklärt. Das führt dazu, dass man gerade bei Tricks manchmal unwillkürlich auf Tasten herumtippt und den analogen Stick wahllos schlingern lässt. Ein bisschen mehr Anleitung hätte dem Spiel gut getan. Merkwürdig in der Luft hängt auch die Charakterauswahl im Spiel: Zwar gibt es acht fiktionale Extremsportler zwischen denen man wählen und ständig wechseln kann, aber mehr als das Aussehen durch unterschiedliche Kleidungsstücke und Ausrüstung kann man nicht beeinflussen. Die Charaktere unterscheiden sich nicht in Attributen und lernen auch keine neuen Fähigkeiten, wenn man sie häufiger nutzt. Wie auch in der echten Extremsportszene geht in "Steep" nichts ohne auffällig platzierte Sponsoren: Der Hubschrauber, der einen zu entlegenen Gipfeln fliegt, wirbt für einen großen Brausehersteller. Beim Ausstieg gibt es eine virtuelle Dose Energydrink gratis dazu. Auf dem Fallschirm prangt - auch aus großer Entfernung gut lesbar - das Logo eines Herstellers von Actionkameras. Skier, Snowboards, Jacken, Handschuhe, Rucksäcke und Aufnäher für die Rucksäcke stammen von bekannten Unternehmen, die Extremsportartikel vertreiben. Aber diese Art der Produktplatzierung ist von zahlreichen anderen Spielen bekannt.

Woran erinnert "Steep"?

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(Foto: Ubisoft/PR)

Cork 7 Tail, Rodeo 1080 Seatbelt, Double Back-Flip Tweak. Am meisten Spaß macht es - egal ob in der dafür angelegten Half-Pipe oder über einen Felsen - die Ski oder das Snowboard rotieren zu lassen. In "Steep" sind all die Stunts möglich, die man in der Realität als Laie im Schnee nicht hinkriegt oder bei denen man sich alle Knochen brechen würde. Das Spiel schafft es gerade in den Freestyle-Wettbewerben einen Ehrgeiz zu triggern, den man zuletzt beim Spielen der erfolgreichen "Tony Hawk Pro Skater"-Serie verspürt hat. So kann es sein, dass man zum 51. Mal dieselbe Buckelpiste heruntersaust, um endlich diesen verflixten Highscore zu knacken.

Was passiert, wenn man das Spiel zum ersten Mal startet?

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(Foto: Ubisoft/PR)

Rumms. Sam Berger ist mit dem Wingsuit bekleidet von der Absprungschanze am Mont Fleuri abgesprungen, um sich in die Tiefe zu stürzen. Weit gekommen ist Sam nicht, der virtuelle Körper krümmt sich vor Schmerzen auf den Holzplanken der Schanze. Die Einführung in die Welt von "Steep" beginnt ausgerechnet mit der schwersten der vier Disziplinen des Spiels. Es dauert einige Versuche, bis man den Dreh raushat und den Sturzflug bis zur Zielmarkierung 771 Meter unter der Absprungstelle erfolgreich landet. Der Weg dorthin ist schmerzhaft. (Rumms. Felswand. Rumms. Baumwipfel.) Unfälle und Stürze haben in "Steep" keine übergeordnete Rolle, vielmehr warnen die Entwickler auf dem Ladebildschirm ausdrücklich davor, die halsbrecherischen Tricks und Sprünge aus dem Spiel am echten Berg auszuprobieren. Wer häufig stürzt, sammelt g-Kraft-Punkte und wird den anderen Spielern fortan als "Knochensammler", eines von sechs Spielprofilen, angezeigt. Der Rest der Einführung plätschert so vor sich hin: Man streift einmal alle vier Disziplinen und führt in die verschiedenen Modi der Wettbewerbe ein. Es gibt Rennen auf Zeit, Freestyle-Wettbewerbe, bei denen man mit akrobatischen Sprüngen möglichst viele Punkte sammeln muss, Slalomläufe durch den Wald und noch einige mehr. Abschließend heißt es: "Zeit, dein eigenes Ding zu machen. Du kannst alles machen, aber denk immer daran, deinen Ruf zu verbessern." "Steep" ist am 2. Dezember 2016 für PC, Xbox und Playstation erschienen.

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