Computer:Analyse: Facebook lässt Teenies öffentlich posten

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Berlin (dpa) - Die Einstellungen bei Facebook zum Schutz der Privatsphäre sind eine Wissenschaft für sich. Damit Kinder und Jugendliche ihre Einträge nicht ungewollt ins Netz pusten, setzt Facebook nun diese Voreinstellungen enger.

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Berlin (dpa) - Die Einstellungen bei Facebook zum Schutz der Privatsphäre sind eine Wissenschaft für sich. Damit Kinder und Jugendliche ihre Einträge nicht ungewollt ins Netz pusten, setzt Facebook nun diese Voreinstellungen enger.

Die Beiträge von jungen Neu-Einsteigern sind standardmäßig zunächst nur für einen kleineren Kreis sichtbar. Denn gleichzeitig geht das Netzwerk einen Schritt in die entgegengesetzte Richtung. Es erlaubt ab sofort komplett öffentliche Einträge von Teenagern - bisher war das für 13- bis 17-Jährige nicht möglich.

Die Statusmeldungen von neuen jugendlichen Mitgliedern gehen künftig standardmäßig nur an die eigenen Facebook-Kontakte oder „Freunde“. Bisher war der Empfängerkreis größer, auch „Freunde von Freunden“ gehörten dazu. Das können mehrere tausend Menschen sein. „Das fand ich schon immer nicht wirklich privat“, sagt Michaela Zinke, die sich beim Verbraucherzentrale Bundesverband seit 2009 mit dem Online-Netzwerk beschäftigt. „Deswegen finde ich das super“, freut sie sich über die Änderung.

Die engere Voreinstellung gilt nur für Kinder und Jugendliche, die sich neu bei Facebook anmelden. Wer schon dabei ist, müsste den Empfängerkreis seiner Statusmeldungen selbst einschränken.

Gleichzeitig kündigte Facebook an, dass Jugendliche ab sofort auch öffentliche Einträge machen können. „Teenager gehören zu den schlauesten Nutzern von Sozialen Netzwerken“, heißt es in der Facebook-Mitteilung, und weiter: „Sie wollen gehört werden“. Damit das nicht schiefgeht, soll es Warnhinweise geben, wenn Jugendliche ihren ersten öffentlichen Eintrag machen wollen. „Wusstest Du, dass öffentliche Beiträge von jedem gesehen werden können, nicht nur von Personen, die du kennst?“, steht dort. Die Sprache soll klar und verständlich sein, sagt Facebooks deutscher Politik-Verantwortlicher Gunnar Bender. Kinder und Jugendliche sollten erst öffentlich posten können, wenn sie so eine „Lernkurve“ durchlaufen haben.

Verbraucherschützerin Zinke ist jedoch skeptisch, ob das funktioniert. „Diese Frage ist kein wirklicher Warnhinweis“, sagt sie. „Das macht noch nicht deutlich, dass „öffentlich“ bedeutet: im gesamten World Wide Web. Denn die öffentlichen Einträge könnten auch über Suchmaschinen gefunden und so potenziell von allen Internetnutzern gelesen werden. Das sei auch erwachsenen Facebook-Nutzern häufig nicht bewusst.

Auch innerhalb von Facebook können die Einträge an unerwarteter Stelle wieder auftauchen. Denn das Netzwerk stellt seine Suchfunktion um. Englischsprachige Nutzer können schon jetzt nach Freunden suchen, die in derselben Stadt wohnen oder eine bestimmte Fernsehserie mögen. Erst vergangene Woche kündigte das Unternehmen an, dass künftig alle Mitglieder in der Suchfunktion auftauchen. Eine Einstellung, die das für das eigene Profil ausschloss, wurde entfernt. Dass Facebook den Teenies öffentliche Einträge ermöglicht, passt in diese Strategie.

Hinzu kommt: Zwar liegt Facebooks offizielle Altersgrenze bei 13 Jahren, doch auch viele jüngere Kinder haben ein Profil bei dem Netzwerk. „Die sind schon sehr fit, wie das alles funktioniert, aber die Medienkompetenz und Lebenserfahrung ist noch nicht da“, sagt Zinke. Sie plädiert dafür, dass sich Kinder und Jugendliche weiterhin nur innerhalb ihres Netzwerkes bewegen sollten.

Die Ankündigung vom Donnerstag deutet an, dass Facebook an weiteren Funktionen für Teenies arbeitet. Man denke darüber nach, wie sie „besser mit Personen Kontakt aufnehmen können, die sie kennen könnten“, heißt es.

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