CO₂-Preis:Wie teuer Tanken und Heizen jetzt wird

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Die Preise für Benzin und Diesel sind im neuen Jahr tatsächlich etwas gestiegen. (Foto: Artur Widak/IMAGO/NurPhoto)

Wer 2024 mit fossilen Kraftstoffen heizt oder damit sein Auto betankt, muss mehr zahlen. Denn der CO₂-Preis steigt. Wen das besonders trifft und welche Ideen es gibt, die Bürger zu entlasten.

Von Nakissa Salavati

Was klimaschädlich ist, wird teurer: Das ist die Idee des CO₂-Preises. Er wirkt wie eine Steuer, weil er Bürgern und Industrie den Anreiz geben soll, ihr Verhalten zu ändern und statt fossile Energien mittel- bis langfristig erneuerbare Energien zu nutzen. Den nationalen CO₂-Preis gibt es in Deutschland bereits, er beträgt derzeit 30 Euro pro Tonne Kohlendioxid und wird nun nicht um zehn, sondern schon um 15 Euro auf 45 Euro erhöht. Grund für die stärkere Erhöhung ist, dass der Bundesregierung nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts das Geld für viele Förderprojekte fehlt. Eigentlich sind die 45 Euro pro Tonne Kohlendioxid nicht neu: Schon die Große Koalition unter Angela Merkel plante die Erhöhung, in der Energiekrise setzte die derzeitige Regierung sie aber aus - bis jetzt. Was der CO₂-Preis konkret bedeutet und wie eine Entlastung aussehen könnte: ein Überblick.

Benzin und Diesel

Das neue Jahr ist da und die Preise für Benzin und Diesel sind tatsächlich etwas gestiegen. Am 31. Dezember 2023 kostete Benzin im Durchschnitt 1,71 Euro pro Liter, Diesel 1,69 Euro. Am 2. Januar waren es 1,73 Euro für Benzin und 1,70 Euro für Diesel, wie das Vergleichsportal Verivox ausgewertet hat. Ob dieser leichte Anstieg direkt mit dem CO₂-Preis zusammenhängt, ist nicht ganz klar, meint Energieexperte Lundquist Neubauer von Verivox. Verbraucher spürten die Erhöhungen nicht von einem Tag auf den anderen: "Der CO₂-Preis führt nicht automatisch zum Jahreswechsel zu sprungartig höheren Verbraucherpreisen, da diese Abgabe von den Unternehmen entrichtet werden muss, die Brenn- und Kraftstoffe verkaufen. In deren Kalkulation war ein höherer CO₂-Preis im Jahr 2024 bereits teilweise eingeflossen." Die Erhöhung ist also bereits seit Mitte Dezember eingepreist.

Aufs ganze Jahr gerechnet wird es schon deutlicher: Dem ADAC zufolge kosten Benzin und Diesel in diesem Jahr wegen des höheren CO₂-Preises zusätzlich 1,4 bis 1,6 Cent je Liter mehr, als bisher angenommen. Insgesamt seien es dann für Benzin 4,3 Cent und für Diesel 4,7 Cent mehr also noch 2023. Im Jahr 2026, wenn der CO₂-Preis erneut deutlich steigt, könnte Benzin im Mittel sogar 17 Cent und Diesel etwa 19 Cent mehr pro Liter kosten als 2023, so die Prognose des Automobilclubs.

Heizöl

Wer eine Ölheizung hat, muss in regelmäßigen Abständen den Tank befüllen lassen. Der Preis, den man für die Lieferung zahlt, richtet sich daher stark nach dem Zeitpunkt, zu dem man das Heizöl benötigt. Im Winter ist die Nachfrage hoch, die Unternehmen verlangen entsprechend höhere Preise, während sie im Frühjahr Heizöl billiger anbieten. Vergleichsplattformen wie Esyoil geben den Durchschnittspreis für je 100 Liter an: Demnach lag am 31. Dezember der Preis noch bei 104 Euro, am 2. Januar waren es 105 Euro. "Das allerdings entspricht in etwa dem Durchschnittspreis im Dezember 2023", meint Verivox-Experte Neubauer. Florian Munder vom Verbraucherzentrale Bundesverband glaubt, dass man den Anstieg in den kommenden Wochen spüren wird. "Wenn man nicht unbedingt jetzt die Öltanks auffüllen muss, sollte man bis ins Frühjahr warten, weil bis dahin die Preise in der Regel sinken."

Erdgas

Tarife fürs Heizen mit Erdgas schließen Kunden längerfristig ab. Der Preis, den Versorger verlangen, richtet sich unter anderem danach, wann sie wie günstig Erdgas an der Börse einkaufen konnten. Zum Jahreswechsel sind die durchschnittlichen Preise für Erdgas sogar leicht gesunken, von etwa 11,4 Cent pro Kilowattstunde auf 10,74 Cent, wie Verivox-Daten zeigen. Viele örtliche Versorger hätten gerade Preissenkungen angekündigt, trotz steigender CO₂-Kosten. Das kann sich aber vermutlich ändern, zumal auch die Mehrwertsteuer auf Erdgas wieder 19 Prozent beträgt. Verivox hat für eine Familie mit einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden Erdgas Mehrkosten von knapp 80 Euro für 2024 berechnet.

Verbraucherschützer Munder weist darauf hin, dass Versorger auch in bestehenden Tarifen die Preise erhöhen können, Kunden aber darüber informieren müssen. "Alle Tarife werden teurer, umso mehr sollte man sich informieren, ob sich ein Wechsel lohnt. Kunden in der Grundversorgung können sogar jederzeit innerhalb von 14 Tagen wechseln." Wer erst verzögert Preiserhöhungen spürt, sind Mieter. Sie zahlen die Heizkosten mit der Jahresabrechnung. Fernwärmekunden bekommen eine Preisanpassung in der Regel erst zur Jahresabrechnung mit und können, anders als Erdgaskunden, den Versorger nicht wechseln.

Klimageld als Ausgleich

Hohe Heizkosten treffen alle Haushalte, finanziell spürbar sind sie aber vor allem für jene mit geringem Einkommen - und auch die Mittelschicht war relativ gesehen besonders betroffen. Allein im Zeitraum von März 2022 bis Juni 2023 sind die Energiekosten um ein Drittel gestiegen. Knapp drei Viertel der deutschen Haushalte mussten in diesem Zeitraum mehr als zehn Prozent für Heizkosten ausgeben, Forscher sprechen dann von "Energiearmut". Auch deswegen fordern Verbraucherschützer, Wissenschaftler und Politiker als Ausgleich ein Klimageld, wie es im Koalitionsvertrag bereits beschlossen wurde. Von einer Pro-Kopf-Pauschale hätten relativ zum Einkommen primär jene am meisten, die wenig verdienen. Bisher allerdings fließt das Geld aus der CO₂-Abgabe in den Klima- und Transformationsfonds, der für das Klimageld noch keine Milliarden vorsieht. Die Ökonomin Veronika Grimm legte kürzlich eine Analyse vor, wie man das Klimageld umsetzen könnte und verweist auf Österreich, das bereits einen entsprechenden Bonus an seine Bürger auszahlt.

Damit dies auch in Deutschland klappt, muss der Bund die Steuer-Identifikationsnummer, die jeder mit Geburt erhält, mit einer Kontonummer verbinden. Bis voraussichtlich Ende 2024 soll dies klappen, hieß es nun vom Finanzministerium. Ob und in welcher Höhe das Klimageld dann ausgezahlt wird, ist damit bislang nicht geklärt. Ökonomin Grimm, die die Bundesregierung auch berät, führt eine Beispielrechnung auf: Im Jahr 2024 könnte das Klimageld etwa 167 Euro pro Person betragen, im Jahr 2025 wären es bei einem CO₂-Preis von 55 Euro schon um die 202 Euro. Der Bund solle die Einnahmen aus der Abgabe extra für die Pro-Kopf-Pauschale ansparen - am besten ab dem 1. Januar 2024.

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