Pan Gongsheng:Das ist der neue chinesische Zentralbankchef

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Wenn Pan künftig die Leitzinsen senken will, braucht er die Zustimmung von Chinas Premierminister Li Qiang. (Foto: Mark Schiefelbein/AP)

Der erfahrene Finanzfachmann Pan Gongsheng soll dabei helfen, Chinas schwächelnde Konjunktur wieder anzukurbeln. Geldpolitische Entscheidungen kann er allein jedoch nicht treffen.

Auf ihn wartet eine Mammutaufgabe: Der erfahrene Finanzfachmann Pan Gongsheng ist zum Chef der chinesischen Zentralbank ernannt worden. Damit hat er eine Schlüsselrolle bei der Ankurbelung der zuletzt schwächelnden Konjunktur in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Beobachter werten den Schritt als Zeichen, dass die chinesische Führung ihre bisherige geldpolitische Linie beibehalten will.

Der 60-Jährige, der nach Stationen bei verschiedenen Staatsbanken seit 2012 für die Zentralbank arbeitet, löst Yi Gang ab, der mit 65 das offizielle Rentenalter erreicht hat. Er war bislang unter anderem für die Überwachung von Chinas Währungsreserven in Höhe von drei Billionen Dollar zuständig. Pan gilt als Technokrat, der Reformen im Bankensektor und bei den Wechselkursen vorangetrieben hat. In anderen Bereichen wie dem Immobiliensektor verfolgte er jedoch einen risikoaversen Ansatz, der ein weiteres Aufblähen der überschuldeten Bilanzen der Immobilienkonzerne verhindern soll. Die Ernennung kam nicht überraschend, da Pan Anfang Juli bereits als Parteichef der Zentralbank installiert worden war und sich seitdem mit diversen internationalen Kollegen sowie US-Finanzministerin Janet Yellen getroffen hatte.

Der Wirtschaftsprofessor an der US-Eliteuniversität Cornell, Eswar Prasad, hofft nach Pans Ernennung auf "schrittweise, marktorientierte Reformen, die die Finanzmärkte und den Wechselkurs weiter liberalisieren und die Öffnung des Kapitalverkehrs fördern". Angesichts der vielen wirtschaftlichen Herausforderungen sowie der "enormen politischen Zwänge, denen die Zentralbank unterworfen ist", sei Pans Spielraum jedoch begrenzt. Anders als in den USA oder der EU ist die Zentralbank in China nämlich nicht unabhängig, sondern untersteht der Regierungskontrolle. Wenn Pan etwa die Leitzinsen senken will, braucht er die Zustimmung von Chinas Premierminister Li Qiang.

Die Rufe nach Konjunkturmaßnahmen nehmen angesichts der schwachen Wachstumszahlen im ersten Halbjahr zu. Am Montag erst hatte das Politbüro der Kommunistischen Partei unter dem Vorsitz von Staats- und Parteichef Xi Jinping angedeutet, dass die Regierung wahrscheinlich die Zinssätze weiter senken, die Ausgabe von Infrastrukturanleihen beschleunigen und die Regulierung des wichtigen Immobilienmarkts lockern würde. Analysten gehen angesichts der hohen Staatsverschuldung jedoch nicht von einem massiven Konjunkturpaket aus.

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