BayernLB: HAAG-Skandal:Haider wollte offenbar zehn Millionen Euro

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Im Zuge des Verkaufs der Hypo Alpe Adria an die BayernLB soll der damalige Landeshauptmann Haider Jörg Kärntens Profifussball im Blick gehabt haben.

K. Ott

Bayerns Landesbank setzt zur Aufklärung ihrer Affären nun eigene Ermittler ein. Eine Sondereinheit aus eigenen Beschäftigten soll dem Korruptionsverdacht beim Kauf der österreichischen Finanzgruppe Hypo Alpe Adria im Jahr 2007 nachgehen. Zusätzlich soll eine "externe Expertengruppe" eingeschaltet werden, die aus Anwälten und Wirtschaftsprüfern besteht und "den gesamten Sachverhalt aufarbeiten soll", so der CSU-Landtagsabgeordnete Ernst Weidenbusch zur SZ.

Gerüchten zufolge, soll Jörg Haider für den Verkauf der Hypo Alpe Adria ein Fußballteam von der BayernLB gefordert haben, Kostenpunkt: 10 Millionen Euro. (Foto: Foto: dpa)

Er leitet die Parlamentarische Kontrollkommission für die BayernLB. Nach seinen Angaben hat der BayernLB-Vorstand diese Woche beschlossen, eigene Untersuchungen einzuleiten. Als Voraussetzung für den Verkauf der Hypo Alpe Adria an die BayernLB soll der damalige Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider im Frühjahr 2007 ursprünglich zehn Millionen Euro für den Profifußball in der Landeshauptstadt Klagenfurt gefordert haben.

Kärnten war Hauptinhaber der Hypo Alpe Adria. Geflossen sind dann insgesamt fünf Millionen Euro, die dazu genutzt wurden, einen Erstligisten zu kaufen und zu finanzieren. Haider kam 2008 bei einem Autounfall ums Leben. Die Münchner Staatsanwaltschaft verdächtigt den alten Vorstand der BayernLB, Haider als "ausländischen Amtsträger" mit dem Fußball-Sponsoring bestochen zu haben.

Mit der Einsetzung eigener Ermittler orientiert sich die Bank am Vorbild von Konzernen wie Siemens und MAN, die Korruptionsaffären mit Hilfe von externen Fachleuten bewältigt haben. Die Ermittlungen, abgestimmt mit den Staatsanwälten, führten dazu, dass Affären schneller aufgeklärt wurden.

Den Affären bei BayernLB und Hypo Alpe Adria widmen sich auch Untersuchungsausschüsse in den Landtagen von Bayern und Kärnten. In Klagenfurt sollen nach Angaben des Ausschussvorsitzenden Rolf Holub von den Grünen zahlreiche Zeugen zum Fußball-Sponsoring vernommen werden, darunter auch Haiders Witwe Claudia, die früher Vizepräsidentin des SK Austria Kärnten war. Holub will auch die Sponsorverträge anfordern.

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Veruntreuung

Laut einer internen Chronik der BayernLB und nach Erkenntnissen der Münchner Staatsanwaltschaft war das Fußballgeschäft zeitgleich mit dem Verkauf der Hypo Alpe Adria eingefädelt worden. Haider soll den Deal mit dem damaligen BayernLB-Vorstandschef Werner Schmidt verabredet haben, gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelt. Die BayernLB hatte den Kaufvertrag für die Hypo Alpe Adria am 22. Mai 2007 abgeschlossen.

Einen Tag zuvor hatte die Kärntner Bank schnell noch einen Sponsorvertrag mit dem neuen Erstligisten in Klagenfurt für das dortige Stadion vereinbart und anschließend fünf Millionen Euro auf zehn Jahre im Voraus bezahlt. Wenige Wochen später beteiligte sich eine Tochterbank der BayernLB, die DKB in Berlin, an dem Sponsorvertrag. Die DKB sollte 2,5 Millionen Euro zahlen, abzüglich Steuern flossen schließlich 2,1 Millionen Euro. Allerdings erst im April 2009.

Das Abkommen sah offenbar Bandenwerbung und VIP-Tickets für die DKB im Stadion vor. Nach Angaben von Holub ist die DKB bisher aber dort nicht in Erscheinung getreten. Sollte die DKB gezahlt haben, ohne dafür Gegenleistungen zu bekommen, dann wäre das Veruntreuung von Bankvermögen. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt offenbar auch in diese Richtung. Die DKB äußert sich nicht zu den Ermittlungen.

© SZ vom 19.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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