Pharma- und Chemieindustrie:Bayer plant großen Personalabbau

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Bill Anderson arbeitet seit April 2023 für Bayer, seit Anfang Juni ist er Vorstandschef als Nachfolger von Werner Baumann. (Foto: Tom Kaeckenhoff/Reuters)

Vorstandschef Bill Anderson will den Konzern von alten Strukturen befreien - und bis Ende 2025 Stellen abbauen. Unklar ist noch, wie viele genau gehen müssen.

Von Elisabeth Dostert, München

Bayer-Chef Bill Anderson hat nie einen Hehl daraus gemacht, wie der ideale Mitarbeiter für ihn aussieht und welche Struktur eine Firma haben soll. Mitarbeiter sollen denken wie Unternehmer und die Struktur einer Firma soll schlank sein, also aus möglichst wenigen Hierarchieebenen bestehen. In den vergangenen Monaten hat Anderson deutlich geäußert, dass Bayer von seinen Idealen ziemlich weit entfernt ist. Schon vor Wochen hat der Konzernchef angekündigt, weltweit ein neues Organisationsmodell einführen zu wollen. Es heißt "Dynamic Shared Ownership". Bayer liefert keine Übersetzung. Sinngemäß kommt der Ausdruck "geteilte Verantwortung" dem englischen Begriff schon nahe, und dynamisch soll das Ganze auch sein.

Seit Mittwochabend, da verschickte der Konzern eine Pressemitteilung, ist klarer, was das für die rund 22 000 Beschäftigten in Deutschland bedeutet: einen "erheblichen Personalabbau". Eine Zahl nennt Bayer in der Mitteilung nicht. Der Stellenabbau solle spätestens Ende 2025 abgeschlossen sein.

Bayer befinde sich derzeit aus "unterschiedlichen Gründen in einer schwierigen Lage", wird Heike Prinz, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektorin, in der Mitteilung zitiert. Und das "einschneidende Maßnahmen" nötig seien. Ähnliche Worte dürfte sie wohl auch in der Betriebsversammlung am Donnerstagnachmittag gewählt haben, in der die Mitarbeiter über das Modell informiert wurden.

"Schweren Herzens" habe der Betriebsrat weiteren Einschnitten zugestimmt

Der Aktienkurs gab am Donnerstag bis zum frühen Nachmittag um fast drei Prozent nach. Seit Mai 2016, damals kündigte der Konzern aus Leverkusen die Übernahme von Monsanto an, hat das Papier rund zwei Drittel seines Wertes eingebüßt. "Wir erwarten, dass Bayer sich der Dringlichkeit seiner Situation bewusst ist", sagte Markus Manns, Fondsmanager von Union Investment der SZ. Die Fondsgesellschaft erwartet eine kritische Überprüfung der Konzernstruktur und Maßnahmen, um die Rechtsrisiken zu begrenzen, die Verschuldung abzubauen, den Cashflow zu erhöhen und die Pharma-Pipeline zu verbessern, also mehr aussichtsreiche Produkte in der Entwicklung zu haben. Das Vertrauen der Investoren müsse dringend wiederhergestellt werden.

"Schweren Herzens" habe der Betriebsrat weiteren Einschnitten zugestimmt, wird Heike Hausfeld, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, in der Mitteilung des Konzerns zitiert. In den Verhandlungen mit dem Arbeitgeber sei es aber gelungen, den bevorstehenden Stellenabbau "im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten so sozialverträglich wie möglich zu gestalten". Die allgemeine Beschäftigungssicherung sei um ein weiteres Jahr bis Ende 2026 verlängert worden. "Die seit 27 Jahren eher theoretische Gefahr von betriebsbedingten Kündigungen ist damit zu einer realen Option geworden", zitiert die Rheinische Post Hausfeld.

In der Mitteilung kommt auch Barbara Gansewendt, Vorsitzende des Konzernsprecherausschusses der Bayer AG zu Wort, sie vertritt die leitenden Angestellten. Das neue Betriebsmodell werde zulasten vieler Führungskräfte gehen. "Das ist für uns eine überaus bittere Entwicklung, zu der es unter den gegebenen Voraussetzungen aber keine gangbare Alternative gibt", so Gansewendt.

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