USA:Bayer verliert Rechtsstreit um Glyphosat und muss 2,25 Milliarden Dollar zahlen

Lesezeit: 2 min

Kanister des Unkrautvernichters Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat in einem Regal in den USA. (Foto: Haven Daley/dpa)

Es ist die bislang höchste Schadenersatzzahlung in Prozessen um glyphosathaltige Unkrautvernichter. Der Konzern will in Berufung gehen.

Bei den Glyphosat-Prozessen in den USA hat der Agrar- und Pharmakonzern Bayer wieder eine Niederlage einstecken müssen. Wie die Anwälte eines Klägers mitteilten, war am Freitag die Jury eines Gerichts in Philadelphia zu dem Schluss gekommen, dass Bayer 2,25 Milliarden US-Dollar (etwa 2,1 Milliarden Euro) an den Mann aus Pennsylvania zahlen muss. Es ist die bislang höchste Schadenersatzzahlung in Prozessen um glyphosathaltige Unkrautvernichter.

Der Kläger war nach eigenen Aussagen nach dem Kontakt mit dem glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmittel Roundup an Krebs erkrankt. Das Gericht entschied, dass seine Krebserkrankung das Ergebnis der mehrjährigen Verwendung von Roundup für die Gartenarbeit in seinem Haus war. "Der Strafschadenersatzspruch der Jury sendet ein klares Signal, dass dieser multinationale Konzern grundlegende Veränderungen braucht", teilten Tom Kline und Jason Itkin, die Anwälte des Klägers, in einer gemeinsamen Erklärung mit.

Alle Nachrichten im Überblick
:SZ am Morgen & Abend Newsletter

Alles, was Sie heute wissen müssen: Die wichtigsten Nachrichten des Tages, zusammengefasst und eingeordnet von der SZ-Redaktion. Hier kostenlos anmelden.

Das Urteil sieht konkret eine Entschädigungszahlung von 250 Millionen US-Dollar und einen Strafschadensersatz in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar vor. Bayer erklärte, dass man mit dem Urteil der Jury nicht einverstanden sei und glaube, in einem Berufungsverfahren starke Argumente dafür zu haben, das Urteil aufzuheben und den hohen Schadenersatz streichen zu lassen. Das Urteil stehe im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen und Bewertungen der Behörden. Das Unternehmen betonte, dass Schadenersatzansprüche in früheren Gerichtsverhandlungen nach einem Berufungsverfahren um 90 Prozent gekürzt worden waren.

Die Verpackung eines Unkrautvernichtungsmittels, das den Wirkstoff Glyphosat enthält. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Bayer verwies darauf, dass der Konzern sich in zehn der jüngsten 16 Fälle vor Gericht durchgesetzt habe. Nach fünf verlorenen Prozessen in Folge hatte Bayer im Dezember in den USA erstmals eine Glyphosat-Klage wieder für sich entschieden. Das Urteil eines Geschworenengerichts in San Benito County stehe im Einklang mit den Beweisen in dem Fall, dass der Unkrautvernichter Roundup keinen Krebs verursache und nicht für die Krankheit des Klägers verantwortlich sei, teilte der Konzern damals mit.

SZ PlusUnkrautvernichtungsmittel
:Der Weg ist frei für weitere zehn Jahre Glyphosat

Die EU-Mitgliedstaaten können sich einfach nicht auf eine gemeinsame Position einigen. Damit kann die EU-Kommission nun ihren eigenen Vorschlag umsetzen - und die Zulassung verlängern.

Von Josef Kelnberger

Die Probleme rund um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup hatte Bayer sich 2018 mit der über 60 Milliarden Dollar teuren Übernahme der US-Firma Monsanto ins Haus geholt. Im selben Jahr folgte ein erstes Urteil gegen das Dax-Unternehmen. Das setzte in den USA eine Klagewelle in Gang. 2020 legte Bayer ein milliardenschweres Programm auf, um den Großteil der Klagen ohne Haftungseingeständnis beizulegen. Zuletzt waren nach Bayer-Angaben noch 52 000 der insgesamt etwa 165 000 eingereichten Klagen offen. Bayer betont, weiter von der Sicherheit von Glyphosat überzeugt zu sein.

Behörden weltweit stuften das Mittel als nicht krebserregend ein. Die Krebsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation WHO hingegen bewertete den Wirkstoff 2015 als "wahrscheinlich krebserregend". Bayer hat bereits etwa 9,5 Milliarden Dollar gezahlt, um Klagen vom Tisch zu bekommen.

© SZ/dpa/rtr/dta - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusReden wir über Geld
:"Mit Geld Geld verdienen. Das Prinzip finde ich total scheiße"

Michel Ruge war Bodyguard, Bestsellerautor, Kiezkind. Ein Gespräch über die Kunst des Einladens, den emotionalen Wert einer Rolex und die Gründe, warum seine Tochter nie etwas erben wird.

Interview von Ulrike Nimz und Jana Stegemann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: