Banken helfen Griechenland:Hilfe, die nichts kostet

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Deutsche-Bank-Chef Ackermann und der Finanzminister Schäuble loben sich gegenseitig. Und immerhin - die Finanzinstitute ducken sich nicht weg.

Marc Beise

Es gibt Wirtschaftsführer, die sich in Zeiten der Krise wegducken. Plötzlich müssen andere ins Rampenlicht, es soll nur nichts am ersten Mann im Unternehmen hängen bleiben.

Mit der Kraft der zwei Herzen: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann (l.) und Finanzminister Wolfgang Schäuble. (Foto: Foto: Reuters)

Und wenn es sich um ein firmenübergreifendes Problem handelt, dann soll das bitte der Staat regeln. Josef Ackermann geht in der Griechenland-Krise einen anderen Weg.

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank hat von Anfang an im griechischen Drama mitgewirkt - und dabei sorgfältig darauf geachtet, nicht als Teil des Problems zu erscheinen, sondern als Teil der Lösung. Er hat in Athen privatwirtschaftliche Hilfe zu organisieren versucht, lange bevor die Situation so eskalierte, dass nun die Welt den Griechen mit 110 Milliarden Euro über drei Jahre unter die Arme greifen muss.

Eine andere Idee lautete, dass die Banken sich an jenen 8,4 Milliarden Euro beteiligen, die Deutschland in einem ersten Schritt dieses Jahr zur Verfügung stellt. Beides scheiterte letztlich an der Bundesregierung, die diese Form der Unterstützung nicht wollte. Jetzt kommt der Banker auf Umwegen zum Ziel, indem Banken und Versicherungen das internationale Hilfspaket für Griechenland indirekt stützen.

Damit ist die Diskussion da gelandet, wo sie hingehört. Denn eine direkte Unterstützung des Hilfspakets, wenn sie rechtlich überhaupt zulässig wäre, hätte staatliches und privates Handeln verwischt. Sie hätte auch Verantwortlichkeiten falsch zugeordnet. Denn an der aktuellen Misere sind nicht die kreditgebenden Banken schuld.

Bei aller berechtigten Kritik an den Geldhäusern im Zusammenhang mit dem Handel hochriskanter Finanzprodukte kann man ihnen die soeben abgewendete Zahlungsunfähigkeit Griechenlands nicht wirklich anlasten. Nicht der, der Geld verleiht, ist der Sünder, sondern der, der über seine Verhältnisse lebt. Und was wäre im übrigen gewesen, wenn die Gelder eines Tages tatsächlich verloren wären: Dann hätte derselbe Staat, der den Banken harakirihaftes Verhalten vorwirft, diese explizit ins Risiko getrieben.

Wenn dagegen die Finanzunternehmen nun ankündigen, weitere KfW-Anleihen zu zeichnen, mit denen der deutsche Hilfsbeitrag finanziert wird, dann helfen sie sinnvoll. Sie halten den privaten Geldhandel am Laufen, der sonst womöglich zum Erliegen käme; vielleicht kommen die Staaten sogar mit weniger als 110 Milliarden Euro weg.

Umgekehrt könnte sich die Hilfszusage für die Banken sogar rechnen, denn sie kaufen Anleihen mit hohen Zinsen, weil die Euro-Länder die Rückzahlung verbürgen. Die Banken und Versicherungen kündigen ferner an, bestehende Kreditlinien für den griechischen Staat und die Banken des Landes offenzuhalten. Auch das ist in ihrem eigenen Interesse. Andernfalls nämlich müssten sie ihre Forderungen womöglich abschreiben.

Für die Regierung und die Banken ist das eine "win-win"-Situation; beide profitieren: Die Bundesregierung, die wenige Tage vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen ein unpopuläres Milliardenpaket durchs Parlament bringen muss, kann darauf verweisen, dass man die "bösen" Banken an der Lösung der Probleme beteiligt.

Und Ackermann, politisch und medienöffentlich perfekt beraten, tut etwas fürs Image seiner Branche: Seht her, wir übernehmen Verantwortung. Nicht von ungefähr lobten sich am Dienstag der Bankchef und der Finanzminister gegenseitig. Ein bisschen Lob kann nicht schaden, aber man sollte nicht übertreiben. Die Banken helfen, ja. Sie ducken sich nicht weg, immerhin. Aber sie tun das im eigenen Interesse.

Diese Form der Kooperation darf freilich nicht dazu führen, dass die Banken nun aus Dankbarkeit von anderem verschont werden. Wenn die Banken doch so schön helfen, könnte man meinen, dann braucht es ja gar keine neuen, strikteren Regeln mehr.

Das Verbot bestimmter Spekulationsgeschäfte und der Zwang zu mehr Eigenkapital sind nur zwei Beispiele für Maßnahmen, die zur Hochzeit der Verwerfungen allgemein für dringend sinnvoll erachtet wurden und nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Die Bewältigung der großen Krise steht noch am Anfang.

© SZ vom 05.05.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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