Banken:153 Attacken: Rückgang bei Geldautomaten-Sprengungen in NRW

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Scherben liegen vor einer Filiale der Sparkasse, in der ein Geldautomat gesprengt wurde. (Foto: Guido Schulmann/dpa)

Bei den Sprengattacken auf Geldautomaten zeichnet sich in Nordrhein-Westfalen ein Rückgang ab. Kurz vor Jahresende haben sich die Angriffe auf 153 Fälle summiert.

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Bei den Sprengattacken auf Geldautomaten zeichnet sich in Nordrhein-Westfalen ein Rückgang ab. Kurz vor Jahresende lag die Zahl bei 153 Angriffen, wie das Landeskriminalamt NRW in Düsseldorf auf Anfrage mitteilte (Stand 29.12.). In 69 Fällen blieb der Angriff im Versuch stecken. Das war ein Anteil von 45 Prozent.

Sollte es dabei bleiben, wäre dies ein Rückgang von 16 Prozent im Vergleich zum Rekordjahr 2022, als 182 Geldautomaten angegriffen wurden. Zugleich lag die Zahl leicht über der von 2021. Damals waren 151 Angriffe registriert worden.

„Wir sehen, die Maßnahmen bringen was. Aber wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. „Die Sprenger finden noch zu oft den Weg in die Banken, an die Automaten und an unser Geld. Wir müssen weiter dran bleiben und dafür sorgen, dass sich diese kaltschnäuzigen Beutezüge nicht mehr lohnen. Jede Sprengung ist eine Gefahr für Leib und Leben.“

Bundesweit war der Trend uneinheitlich. In mehreren anderen Bundesländern zeichnete sich ebenfalls ein Rückgang ab, wie eine dpa-Umfrage ergab, etwa in Niedersachsen, Bayern und Sachsen. In Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg und Hessen verzeichneten die Ermittler aber bereits vor Jahresende einen Zuwachs.

Bei den Fällen im Vorjahr entstand laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft ein Schaden von gut 110 Millionen Euro. Der Schaden an den Geräten und den Gebäuden übersteige dabei zumeist den Schaden durch das gestohlene Geld. Bundesweit gebe es rund 55 000 Geldautomaten.

Den Geldinstituten empfiehlt die Polizei, die Automaten nachts unter Verschluss zu halten, Vernebelungsanlagen zu installieren und die Bargeldbeträge in den Automaten so zu präparieren, dass sie bei einer Explosion eingefärbt und verklebt werden.

Im Kampf gegen das Phänomen der Sprengattacken hatte sich auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) für das Ausrüsten der Geräte mit Farb-Kleb-Patronen ausgesprochen. In den Niederlanden sei es damit gelungen, das Problem rasch in den Griff zu bekommen.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft hatte im Sommer ebenfalls gefordert, sich im Kampf gegen das Phänomen endlich an den Niederlanden zu orientieren, die es schnell und erfolgreich hätten bekämpfen können. Die bisherigen Absprachen zwischen Landeskriminalämtern, Innenministerien und Banken seien völlig unzureichend.

Auch der Düsseldorfer Oberstaatsanwalt Daniel Vollmert hatte berichtet, das bei Geldinstituten, die die Farb-Kleb-Patronen in Deutschland einsetzten, sofort ein deutlicher Rückgang der Sprengangriffe zu beobachten sei.

Hinter einem Großteil der Geldautomaten-Angriffe, die in NRW aufgeklärt werden konnten, steckt nach früheren Angaben der Ermittler eine Szene von 400 bis 500 Männern aus den niederländischen Ballungszentren Utrecht, Amsterdam und Rotterdam.

Wegen ihrer Vorliebe für schnelle Fluchtwagen der Marke Audi werden sie auch als „Audi-Bande“ bezeichnet. Zuletzt waren aber auch Tatserien von Trittbrettfahrern aus anderen Regionen bekannt geworden.

© dpa-infocom, dpa:231230-99-444071/2

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