Versicherung:Die Bafin fordert höhere Preise für Autoversicherungen

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Autos nach Unfällen zu reparieren wird immer teurer. (Foto: Erwin Wodicka/imago images/McPHOTO)

Die Finanzaufsicht findet, die Preiserhöhungen der Kfz-Versicherer seien zu niedrig. Warum eine Behörde eine gesamte Branche zu Preiserhöhungen mahnt und das sogar sinnvoll sein kann.

Von Friederike Krieger, Köln

Eines der wichtigsten Ziele der Bundesregierung ist die Eindämmung der Inflation. Aber es gibt eine Behörde, die von Unternehmen ausdrücklich kräftigere Preiserhöhungen verlangt. Die Finanzaufsicht Bafin glaubt, dass Versicherer in Schwierigkeiten geraten könnten, wenn sie ihre Preise nicht noch deutlicher erhöhen als es die Gesellschaften ohnehin schon tun.

Bei den Verbraucherpreisen deutet sich Entspannung an. Die sogenannte Schadeninflation steigt dagegen nach wie vor, und zwar deutlicher als die normale Inflation. Damit sind etwa steigende Kosten für die Reparatur von Unfallfahrzeugen gemeint. So hat der Reparaturkostenindex in der Kfz-Versicherung im dritten Quartal 2023 mit fast acht Prozent einen ähnlich hohen Anstieg gegenüber dem Vorjahr gezeigt wie im Jahr 2022.

Die Bafin fordert, dass die Versicherer ausreichend Geld für die steigenden Schäden zurücklegen und die Preise erhöhen, damit sie nicht in der Verlustzone landen. Mit den bisherigen Bemühungen ist die Behörde nicht zufrieden. "In einzelnen Sparten wie der Kraftfahrtversicherung sanken die Prämien aufgrund des hohen Wettbewerbs sogar", kritisiert Referent Filip Uzelac-Schüler im hauseigenen Bafin-Journal. "Da in diesen bedeutenden Sparten für das Geschäftsjahr 2023 Verluste drohen, müssen die Unternehmen die Prämien dringend erhöhen." Aber die Gesellschaften fürchten wegen des harten Wettbewerbs Marktanteile zu verlieren, wenn sie zu allzu kräftig zulangen bei den Preisen.

Der Rückversicherer Hannover Rück, der einen guten Überblick über die Kfz-Versicherung hat, rechnet für das kommende Jahr für die Autoversicherer mit einem technischen Verlust von 2,7 Milliarden Euro. Im Jahr 2023 waren es drei Milliarden Euro. Die Kfz-Versicherer geben in diesem Jahr für jeden Euro an Prämien, den sie einnehmen, etwa 1,10 Euro für Schäden und Kosten aus. Allerdings: Bei dieser Rechnung bleiben die Kapitalerträge der Versicherer aus den angelegten Rückstellungen außen vor.

"Die Schadeninflation muss weit oben auf der Agenda der Versicherer bleiben", fordert der Bafin-Referent. Wie im Vorjahr werde die Bafin sehr genau analysieren, wie die Versicherer sie in ihrem Jahresabschluss 2023 berücksichtigen, und bei Bedarf eingreifen.

Diese Drohung kommt nicht von ungefähr. Die Bafin will verhindern, dass in einigen Jahren Versicherer in Existenznot geraten und Schäden nicht mehr bezahlen können, weil sie keine ausreichend hohen Rückstellungen gebildet haben. Es handelt sich um ein Langzeitproblem: Vor allem für Schäden oder mögliche Schäden aus der Haftpflichtversicherung müssen die Unternehmen hohe Rückstellungen bilden.

Ein Unfallopfer, das eine Behinderung erleidet, kann jahrzehntelang ein Recht auf Zahlungen des Versicherers für Pflege und Behandlung haben, wenn die Gesellschaft den schuldigen Fahrer versichert hat. Fehler von Ärzten oder Architekten können noch nach vielen Jahren zu Ansprüchen von Geschädigten führen.

Die Bafin fragt sich, ob die Rückstellungen dafür angesichts der Inflation ausreichend sind. Bereits 2022 hatte die Aufsicht angemahnt, dass die Unternehmen die Inflation angemessen berücksichtigen sollen. Mit dem Ergebnis ihrer Mahnung zeigt sich die Behörde nicht sonderlich zufrieden. Die versicherungstechnischen Rückstellungen seien sogar geschrumpft, schreibt Uzelac-Schüler. "Das ist angesichts der hohen Teuerungsrate überraschend."

Sein Vorwurf: Viele Versicherer machen zu optimistische Annahmen zur Entwicklung der Inflation. "Für das Jahr 2023 lagen die Annahmen über die Schadeninflation teilweise deutlich unter einschlägigen repräsentativen Inflationsindizes."

"Es ist klar: Für den Bilanzstichtag 2023 müssen viele Versicherer nachbessern", schreibt der Bafin-Offizielle. Neben der aktuellen Schadeninflation müssten sie auch die hohe Unsicherheit mit Blick auf künftige Schadenaufwendungen berücksichtigen.

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