Umsatzeinbruch bei Apple:Den Chinesen zu teuer

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Rund ein Fünftel seines Geschäfts macht Apple in China. Dort sind den Konsumenten die Apple-Produkte zu teuer. (Foto: dpa)
  • Apple verkauft weniger Smartphones als erwartet. Das lässt den Aktienkurs einbrechen.
  • In China hat Apple Konkurrenz, die Smartphones viel günstiger anbietet.
  • Nachdem die Finanzchefin von Huawei festgenommen worden ist, bieten einige Firmen ihren Angestellten Kaufprämien für Huawei-Smartphones. Auch das schmälert Apples Umsatz.

Von Christoph Giesen, Peking

Es ist noch gar nicht lange her, da übernachteten Wanderarbeiter vor den Apple-Stores in Peking oder Shanghai. Sie wussten: Auf der anderen Seite der Erde hatte gerade ein Mann mit dunklem Pullover ein neues Mobiltelefon vorgestellt, und bald würden sie die Geräte kaufen können, für viel Geld zwar, aber nicht zu ihrem Schaden. Denn in den Tagen danach lungerten sie vor den Läden und verhökerten die Smartphones mit einem satten Aufschlag. Die Nachfrage auf dem Schwarzmarkt war groß. Manche Schwarzhändler gingen gar ins Risiko und deckten sich in Hongkong ein, sie klebten sich die neusten iPhones an Arme und Beine und schmuggelten sie zurück nach China.

Vorbei! In der Volksrepublik, dem zweitwichtigsten Markt von Apple, hat die Nachfrage nach iPhones merklich abgenommen, das spürt der Konzern nun auch in der Bilanz. Am späten Mittwoch hat Apple die Umsatzprognose für das vierte Quartal auf 84 Milliarden Dollar gesenkt - und versetzte damit den weltweiten Börsen, die schon seit Wochen höchst nervös sind, einen neuerlichen Schock. Die Apple-Aktie verlor am Donnerstag bis kurz vor Handelsende gut neun Prozent, der Aktienindex Dax 1,55 Prozent, der Dow Jones lag mit mehr als zwei Prozent im Minus.

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Noch im November war das Apple-Management von Erlösen in Höhe von 89 bis 93 Milliarden ausgegangen. In der Vergangenheit stellte der Konzern in den 13 Wochen vor dem Jahresende mehrfach Rekorde bei Umsatz und Gewinn auf. Im Jahr 2017 betrug der Umsatz im vierten Quartal 88,3 Milliarden Dollar, der Gewinn lag bei 20 Milliarden Dollar.

Doch nun schwächelt China. In der Volksrepublik macht Apple etwa ein Fünftel seines Geschäfts. Vor allem beim iPhone, dem mit Abstand wichtigsten Apple-Produkt, brach der Umsatz ein - etwa 60 Prozent der gesamten Erlöse bringt der Verkauf bislang ein.

"Während wir einige Herausforderungen in Schlüsselmärkten erwartet haben, haben wir den Umfang der wirtschaftlichen Verlangsamung, insbesondere in China, nicht vorhersehen", schrieb Konzernchef Tim Cook in einer Mitteilung an Investoren. Das wirtschaftliche Umfeld in der Volksrepublik sei nach Einschätzung der Konzernführung beeinflusst von den "wachsenden Handelsspannungen mit den Vereinigten Staaten". Die beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt liegen seit Monaten im Handelsstreit und haben sich gegenseitig mit Strafzöllen in Milliardenhöhe überzogen - iPhones, gefertigt in China, sind davon bislang allerdings noch ausgenommen.

Manche Firmen warnen ihre Mitarbeiter schon davor, Produkte von Apple zu kaufen

Doch warum hat Apple ein China-Problem? Lange Zeit galt ein Apple-Gerät in der Volksrepublik als Statussymbol: Seht her, ich kann mir ein Gerät leisten, das in Kalifornien entwickelt wurde - keinen Schrott aus China. Inzwischen haben viele chinesische Marken jedoch technisch aufgeholt. Immer mehr Chinesen sind stolz darauf, eine "Handmaschine", wie die Mobiltelefone auf Chinesisch heißen, von einem heimischen Hersteller zu nutzen.

Lag der Marktanteil von Apple im ersten Quartal 2018 in China bei 11,2 Prozent, waren es nur wenige Monate später laut Erhebungen der amerikanischen Marktforschungsfirma International Data Corporation nur noch 6,7 Prozent. Apple liegt damit auf Rang fünf in der Volksrepublik. Die ersten vier Plätze belegen ausschließlich chinesische Herstellern: Huawei, Oppo, Vivo und Xiaomi teilen sich knapp 80 Prozent des Marktes. Auch Samsung hat inzwischen das Nachsehen in China.

Auch Apple leidet unter dem Handelsstreit

Das ist der Status Quo, dazu kommt nun der Handelsstreit. Richtig ist, dass der Zwist zwischen China und Vereinigten Staaten die Konsumenten bereits erreicht hat. Die Autoindustrie zum Beispiel hat in den vergangenen Monaten erhebliche Auftragsrückgänge zu verzeichnen. Dabei lässt sich folgendes Muster erkennen: Chinesische Kunden, die ursprünglich geplant hatten, ein Auto der gehobenen Mittelklasse zu kaufen, und zwar gern von einem ausländischen Hersteller, geben sich dieser Tage mit einem preiswerteren Gefährt zufrieden. Statt Mittelklasse eher Kleinwagen. Manch einer verschiebt den Kauf ganz auf.

Unstrittig ist: Die Geräte von Apple sind die teuersten. Das günstigste neue Telefon kostet in Europa 849 Euro. Die am bestem ausgestattete Variante schlägt derzeit mit 1649 Euro zu Buche. Möglicherweise haben chinesische Kunden aufgrund des Handelsstreits preiswertere Geräte gekauft. Konkrete Zahlen liegen allerdings noch nicht vor.

Belastend für Apple wirkte sich auch die Festnahme der inzwischen auf Kaution freigelassenen Finanzchefin des Wettbewerbers Huawei Anfang Dezember in Kanada aus. Nach der Festnahme auf Betreiben eines Gerichts in New York, gegen die die Führung in Peking scharf protestiert hatte, boten einige Firmen ihren Angestellten Zuschüsse beim Kauf von Huawei-Smartphones an. Andere warnten ihre Beschäftigten gar vor dem Kauf von Apple-Produkten.

© SZ vom 04.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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