Apple:iPhone X: Primus im Weihnachtsgeschäft, Sorgenkind im neuen Jahr?

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Trotz eines Einstiegspreises von knapp 1000 Dollar begehrt: das iPhone X. (Foto: AP)
  • Apple-Chef Tim Cook kann erneut Rekorde vermelden. Obwohl das Weihnachtsquartal 2017 eine Woche kürzer war als im vergangenen Jahr steigt der Gewinn im Jahresvergleich um zwölf Prozent - und das bei weniger verkauften Smartphones.
  • Diesen Erfolg verdankt Apple vor allem seinem neuen Premium-Produkt, dem iPhone X.
  • Seit Verkaufsstart sei es jeden Tag das bestverkaufte Apple-Gerät gewesen, so Cook. Und das bei einem Startpreis 1149 Euro.

Analyse von Mirjam Hauck

Manches Medium hatte in den vergangenen Tagen gemutmaßt, das iPhone X könnte zum großen Flop für Apple werden. So berichtete das Wall Street Journal mit Verweis auf anonyme Quellen, dass Apple im ersten Quartal 2018 die Produktion seines Premiumproduktes halbieren werde. Sollten ursprünglich 40 Millionen Smartphones gefertigt werden, plane der Konzern jetzt nur noch die Produktion von 20 Millionen iPhone X. Das Indiz dafür, das die Zeitung gefunden haben wollte: Apple habe bei den Zulieferern 60 Prozent weniger Bauteile bestellt. Solche Einschätzungen auf Basis von Informationen aus der Zulieferkette hatten sich jedoch in der Vergangenheit oft als falsch erwiesen.

Und so ist es wohl auch diesmal gewesen. Apple-Chef Tim Cook verkündete am Donnerstagabend Rekordzahlen aus dem Weihnachtsgeschäft - vor allem dank des iPhone X. Der Gewinn stieg im Jahresvergleich um zwölf Prozent auf gut 20 Milliarden Dollar. Und das, obwohl das Weihnachtsquartal diesmal mit 13 Wochen eine Woche kürzer gewesen sei als im Jahr zuvor, wie der Firmen-Chef betonte. Den bisherigen Rekord hatte Apple im Weihnachtsquartal 2015 mit 18,4 Milliarden Dollar Gewinn erzielt.

iPhone X
:Apple steigert Gewinn um knapp 13 Prozent

Das Weihnachtsgeschäft hat dem Unternehmen Rekordzahlen beschwert. Dabei helfen vor allem die Smartphones - auch wenn ihr Absatz insgesamt zurückgegangen ist.

Das iPhone X sei seit dem Verkaufsstart jede Woche das bestverkaufte Apple-Gerät gewesen, sagte Cook. Auch im Vergleich zur Konkurrenz schnitt Apples Premium-Gerät den Marktforschern von Canalys zufolge im Weihnachtsgeschäft hervorragend ab. Im vierten Quartal 2017 war das iPhone X demnach das Smartphone, das sich insgesamt am besten verkaufte - und das bei einem Einstiegspreis von 999 Dollar. 29 Millionen Stück verkaufte Apple, davon sieben Millionen allein in China. Insgesamt ging der iPhone-Absatz im Jahresvergleich jedoch um eine Million Geräte auf 77,3 Millionen zurück. Mehr Gewinn machte das Unternehmen dennoch.

Apple-Fans mussten bis zu sechs Wochen auf ihr neues iPhone warten

Das könnte daran gelegen haben, dass das iPhone X erst im November statt wie in vorangegangenen Jahren üblich schon im September in den Handel kam. Außerdem hatte Apple bei der Markteinführung mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen. Teilweise mussten Apple-Fans bis zu sechs Wochen auf ihr neues Smartphone warten. Grund waren Verzögerungen bei der Fertigung einzelner Module. Mittlerweile bekommt ein Kunde, der das Gerät im Apple-Webshop kauft, sein iPhone X am darauffolgenden Arbeitstag zugestellt. Und das bisher teuerste iPhone ist eindeutig populär: Der durchschnittliche Preis eines verkauften Apple-Telefons stieg im Jahresvergleich von 695 auf 796 Dollar.

Die Prognose für das laufende Vierteljahr verfehlte allerdings die Erwartungen der Analysten. Das könnte darauf hindeuten, dass sich das iPhone X nach dem ersten Schub nun doch schlechter verkauft als gehofft. Finanzchef Luca Maestri versuchte, diesem Eindruck entgegenzuwirken. Der Umsatz mit dem iPhone X werde im laufenden Quartal im zweistelligen Prozentbereich wachsen, erklärte er.

Das Gerät, das in Deutschland in der Basisversion 1149 Euro und in der Spitzenversion 1319 Euro kostet, bietet als Alleinstellungsmerkmal im Vergleich mit dem ebenfalls im September 2018 vorgestellten iPhone 8 vor allem die Entsperrung per Gesichtserkennung und einen Oled-, statt LED-Bildschirm. Doch nicht jeder iPhone-X-Besitzer ist vom ersten iPhone mit randlosem Display begeistert.

So sagte ausgerechnet Apple-Mitbegründer Steve Wozniak jüngst dem Business Insider, dass ihn der Power-Button an der Seite nerve, weil er nicht verlässlich für einen Befehl stehe: Wenn man ihn schnell drücke, passiere etwas anderes als beim zweimaligen Drücken. Bediene man den Button dreimal, bringe das noch mal ein anderes Ergebnis. Er bevorzuge Dinge, die einfach und verständlich seien.

Man kann das auch so lesen, dass Wozniak findet, dass Apple mit dem iPhone X gegen sein oberstes Prinzip verstößt, intuitive und einfache Geräte zu entwickeln.

Das iPhone bleibt dennoch das wichtigste Gerät für Apple, mehr als die Hälfte seines Umsatzes macht der Tech-Konzern mit seinen Smartphones. Im Steuerjahr 2017 waren sie für einen Gewinn von etwa 48 Milliarden Dollar verantwortlich. Nach Angaben der Marktforscher von Comscore sind 43 Prozent der in den USA genutzten Smartphones von Apple. Etwa 86 Millionen US-Amerikaner über 13 Jahren besitzen ein iPhone. Für dieses Jahr setzt Apple aber auch auf ein anderes Gerät, den smarten Lautsprecher HomePod. Das Konkurrenzprodukt zu Amazons Echo und Google Home soll 349 Dollar kosten und ist vom 9. Februar an in den USA, Großbritannien und Australien im Handel. In Deutschland soll der HomePod im Frühjahr in die Geschäfte kommen.

Apple braucht gute Nachrichten

Gute Nachrichten wie die, die Tim Cook am Donnerstag verkünden konnte, sind wichtig für den Konzern. Das jüngste Desaster ist nicht lange her: Im Dezember wurde bekannt, dass Apple die Leistung bei vorangegangenen iPhone-Modellen drosselt, wenn der Akku älter wird. Einige Apple-Nutzer fühlten sich durch diese Vorgehensweise betrogen und reichten in den USA eine Sammelklage ein. Auch die französische Justiz ermittelt wegen des Verdachts der Täuschung und "geplanter Obsoleszenz". Zudem gab es immer wieder Probleme mit der Software auf den iPhones.

Anfang Januar hatten zwei Apple-Großinvestoren, ein Hedgefonds und ein Pensionsfonds, den Konzern außerdem aufgefordert, etwas gegen mutmaßliche Smartphone-Sucht bei jungen Menschen zu tun. Es gebe immer mehr Belege dafür, dass eine intensive Smartphone-Nutzung für Jugendliche negative Folgen haben könne, schrieben die finanzstarken Autoren des offenen Briefes. Das wachsende gesellschaftliche Unbehagen über digitale Konsumententechnik werde irgendwann auch Apple treffen. Auf den Konzerngewinn hat sich dieses Unbehagen allerdings bisher noch nicht ausgewirkt.

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