Apples Trick funktioniert noch immer: Mit Knebelverträgen verpflichtet der Konzern die Zulieferer zu absolutem Stillschweigen. So bleibt dann wenigstens ein Rest an Spannung erhalten, wenn der Termin für die Präsentation einer neuen Gerätegeneration näher rückt. An diesem Mittwoch war es wieder so weit. Verglichen mit dem Hype früherer Tage hielt sich die Aufregung allerdings in Grenzen.
Das hat zwei Gründe: Über die neuen iPhones, die dort gezeigt wurden, war vorab bereits das meiste bekannt. Eine Überraschung gab es immerhin: Mit einer Outdoor-Version der Apple Watch, genannt Ultra, will der Konzern offenbar Konkurrenten wie Garmin angreifen, die diesen Markt beherrschen.
Bei den neuen iPhones 14 zeigt sich, dass die Smartphone-Technologie an einem Punkt angelangt ist, an dem die Fortschritte, die es von Jahr zu Jahr gibt, mittlerweile eher mess- als spürbar sind. Wenn die Kamera jetzt auch mit weniger Licht auskommt, wird man das nicht immer sofort bemerken. Besonders bei den Pro-Modellen legt Apple großen Wert auf die Kameras. Ein neu entwickelter Sensor mit 48 Megapixeln vereint jeweils vier davon, um mehr Licht einzufangen. Hier zeigt sich auch der Vorteil von Apple gegenüber der Konkurrenz. Apple entwickelt das meiste selbst, etwa Chips und Software, und kann alles besser aufeinander abstimmen.
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Zudem ist es Apple gelungen, sich als eine Art Modeunternehmen zu positionieren, wie die Branchenexpertin Annette Zimmermann vom Beratungsunternehmen Gartner sagt. Das schlägt sich in den Verkaufszahlen nieder: 2020, im ersten Jahr der Pandemie, ging der Gesamtmarkt für Smartphones um satte 15 Prozent nach unten. Apple aber gelang es als einzigem Anbieter, ein Wachstum von immerhin drei Prozent hinzulegen. Und als im Jahr darauf ein Nachholeffekt einsetzte, wuchs der Markt um sechs Prozent, Apples Smartphone-Absatz aber gleich um 20 Prozent.
Auch die jüngste Generation dürfte demnach ihre Abnehmer finden. Das iPhone 14 gibt es in vier Varianten und zwei Größen. Zwei Modelle, die den Beinamen Pro tragen, sind besser ausgestattet und teurer. Wie die günstigeren Modelle soll es sie mit Bildschirmgrößen von 6,1 Zoll und 6,7 Zoll geben. Der Unterschied zwischen den Pro-Modellen erschöpft sich anders als bei der Vorgängergeneration nicht weitgehend in einer besseren Kameraausstattung. Die Pro-Modelle haben den besseren Chip und eine veränderte Notch. So heißt die kleine Einbuchtung oben am Bildschirm. Bei den Pro-Modellen sieht sie nun aus wie eine Pille. Diese kann sich sozusagen aufblasen, etwa wenn ein Anruf eingeht.
Die größte Neuerung, die schon länger erwartete Möglichkeit, Satellitenkommunikation zum Absetzen von Notrufen zu nutzen, funktioniert anders als erwartet auf allen neuen iPhones 14, zunächst aber nur in den USA und Kanada. Das iPhone Mini mit 5,4-Zoll-Bildschirm bleibt dagegen auf der Strecke.
Für viele inzwischen ein Ärgernis: Allem Anschein nach will Apple beim iPhone noch immer nicht auf seinen eigenen Ladeanschluss, genannt Lightning, verzichten. Der war zu seiner Einführung der Konkurrenz überlegen, doch mittlerweile hat sich längst der USB-C-Standard etabliert. USB-C ist dem Lightning-Anschluss längst technisch voraus, überträgt etwa Daten bis zu 20 Mal schneller.
Der Grund für das Zögern ist nicht schwer zu erraten. Es geht um Geld. Denn damit ein Hersteller sein Zubehör als geeignet für Apple-Geräte bewerben darf, muss er einen Obolus an die Kalifornier zahlen. Diese Quelle will man in Cupertino, dem Hauptsitz von Apple, wohl gern so lang sprudeln lassen wie möglich. Allzu lang wird das aber nicht mehr funktionieren, denn von Herbst 2024 an dürfen in der EU nur noch Geräte mit USB-C-Anschluss verkauft werden.
Neues gab es schließlich auch noch von Apples Computer-Uhr. Die Apple Watch 8 bringt neue Fähigkeiten mit wie Unfallerkennung und Temperaturmessung - ein logischer Schritt für den Konzern, der seit Jahren massiv in den Gesundheitssektor investiert. Damit sollen Frauen auch einen Hinweis auf einen möglichen Eisprung erhalten. Die Daten bleiben Apple zufolge auf dem Gerät.
Überraschend zeigte Apple bei der - wie seit Jahren üblich - vorab aufgezeichneten Präsentation eine Outdoor-Version der Apple Watch, genannt Ultra. Mit ihrem relativ großen Titangehäuse ist sie ein gutes Stück wuchtiger als die normalen Apple-Uhren, hält dafür aber auch mehr aus. Man kann sie auch zum Tauchen nutzen. Weil die Bedienung per Berührungsbildschirm draußen oder gar unter Wasser wenig sinnvoll ist, haben ihr die Ingenieure einen zusätzlichen, frei belegbaren Knopf spendiert und die Krone größer gemacht. Der Preis ist ziemlich Apple-like: 999 Euro werden für die Apple Watch Ultra fällig.