Wettbewerb:Beschwerde gegen Apple

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Apps auf einem iPhone: Oft tracken die Betreiber solcher kleinen Programme das Nutzerverhalten. (Foto: Jenny Kane/AP)

Die Medien- und Werbewirtschaft schaltet das Bundeskartellamt ein: Ihr geht der Datenschutz beim neuen iOS-Betriebssystem zu weit.

Von Caspar Busse, München

Es ist nur ein kleines Pop-up mit einer Frage zum Datenschutz, die Apple-Kunden und iPhone-Nutzer demnächst beantworten sollen. Doch es hat schon jetzt große Auswirkungen. Denn dahinter steht ein grundsätzliches Problem der Tech-Welt. Soll es einen richtigen und guten Schutz der Privatsphäre der Kunden geben? Oder ist es wichtiger, dass die Konkurrenz im Netz funktioniert?

Datenschutz gegen Wettbewerb, das ist also die Frage, mit der sich nun auch das Bundeskartellamt in Bonn beschäftigen muss. Ein Sprecher der Behörde bestätigte, dass eine entsprechende Beschwerde gegen das jüngste Update für das Apple-Betriebssystems iOS eingegangen ist. Weitere Details wurde nicht mitgeteilt. An das Amt haben sich verschiedene deutsche Verbände von Medienunternehmen und Werbetreibende gewandt, denn sie sehen die Konkurrenz in Gefahr.

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Die Materie ist komplex: iPhone- und iPad-Kunden sowie die Nutzer von Apple-TV müssen künftig einwilligen, wenn andere Apps ihre Daten sammeln wollen. Bislang musste der, der das nicht wollte, aktiv widersprechen. Apple hat am Montagabend iOS 14.5, das Update des Betriebssystems, zum Download bereitgestellt, nun ist die ausdrückliche Zustimmung der Nutzenden notwendig, bevor ihnen eine individuelle Werbe-Identifikationsnummer zugewiesen werden darf (außen vor bleiben die Macintosh-Rechner). Dafür muss man aktiv "Erlauben" anklicken. Apple begründet die Transparenz im Umgang mit Apps mit einem besseren Schutz der Privatsphäre. "Wir glauben, dass User selbst entscheiden sollten, welche Daten über sie gesammelt werden", teilte Apple-Chef Tim Cook mit.

Experten gehen nun davon aus, dass viele Nutzer das Tracking zu Werbezwecken durch Dritte nicht erlauben werden. Viele Anbieter bangen damit aber um ihr Werbegeschäft. App-Anbieter finanzieren ihr Angebot oft mit den Daten, die sie durch das Tracking der Nutzer erhalten. Auch Facebook ist alarmiert, das soziale Netzwerk ist auf Werbeeinnahmen angewiesen. Könnten nun iPhone-Nutzer und ihre Interessen aber nicht im Netz verfolgt werden, ist es deutlich schwerer, die Nutzer mit zielgerichteter Werbung anzusteuern. Entsprechend weniger werden die Werbekunden zahlen.

Werbeunternehmen, Targeting-Firmen und Anbieter von Tracking-Technologie fürchten nun um ihre Geschäftsmodelle. Auch viele Entwicklerinnen und Entwickler integrieren Facebooks Software-Bausteine in Apps, sammeln so wertvolle Nutzerdaten und blenden dann personalisierte Anzeigen ein. Zeitungs- und Zeitschriftenverlage und die Werbebranche gehen nun beim Kartellamt gegen Apples Pläne vor. Sie argumentieren, Apple missbrauche seine Marktmacht. Apple schließe faktisch alle Wettbewerber von der Verarbeitung kommerziell relevanter Daten im Apple-Ökosystem aus, so die Verbände. Seine eigenen Dienste nehme der US-Riese, der sein Geld vor allem mit Hardware verdient, aber von der geplanten Änderung aus und sammle selbst weiter Nutzerdaten. Zu den Beschwerdeführer gehören der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft, der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger, der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger, die Arbeitsgemeinschaft Onlineforschung und der Markenverband.

Von Apple gab es zunächst keinen Kommentar. Bei einer ähnlichen Beschwerde in Frankreich hatte der Konzern betont, dass er Datenschutz als Menschenrecht betrachte und die Nutzer selbst entscheiden dürfen, mit wem sie ihre Daten teilten. In Frankreich waren Werbe-Verbände mit einer vergleichbaren Wettbewerbsbeschwerde gegen Apple aber vorerst gescheitert.

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