Streit mit Epic Games:Apple sperrt Fortnite weiter vom iPhone aus

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"Fortnite" ist eines der weltweit bekanntesten Videospiele. (Foto: Dado Ruvic/REUTERS)

Epic Games wollte das beliebte Spiel auf iPhones in der EU zurückbringen - aufgrund der neuen DMA-Regeln. Doch der US-Konzern lässt das nicht zu. Jetzt prüft allerdings die EU, ob Apple gegen EU-Recht verstößt.

Die Macher des Online-Spiels "Fortnite" haben einen Rückschlag bei ihren Plänen erlitten, in der EU auf das iPhone zurückzukehren. Apple sperrte den dafür vorgesehenen Entwickler-Account aus. Der Konzern betonte am Mittwoch, nach früheren Regelverstößen der Entwicklerfirma Epic Games sei vor Gericht sein Recht bestätigt worden, sie von der Plattform zu werfen.

Der Streit zwischen Apple und Epic Games hat auch die Europäische Union (EU) auf den Plan gerufen. "Ich habe unsere Behörde damit beauftragt, den Vorgang als Priorität zu behandeln", schrieb EU-Wirtschaftskommissar Thierry Breton am Donnerstag auf dem Kurznachrichtendienst X. "Unter dem Digital Markets Act gibt es keinen Raum für Drohungen von Großkonzernen, um Entwickler zum Schweigen zu bringen". Die Kartellbehörde hatte am Mittwoch Auskunft darüber angefordert, warum der US-Konzern den "Fortnite"-Macher daran hindere, einen eigenen Online-Marktplatz für iPhones und iPads aufzubauen. Auf dieser Grundlage werde sie entscheiden, ob Apple damit gegen EU-Recht verstößt.

"Fortnite" ist eines der weltweit bekanntesten Videospiele, mehrere Hundert Millionen Menschen spielen es - vor allem den sogenannten Battle-Royal-Modus: Darin kämpfen bis zu 100 Spieler gegeneinander - bis nur noch einer übrig ist und damit die Runde gewonnen hat. Bei dem Streit zwischen Apple und Epic Games geht es um viel Geld. Der Marktforschungsfirma Sensor Tower zufolge sollen mit In-App-Käufen in den App-Stores im kommenden Jahr 187 Milliarden Dollar umgesetzt werden, 2025 sollen es 207 Milliarden sein.

Mit dem Greifen des Digitalgesetzes DMA (Digital Markets Act) muss Apple in der EU seit Donnerstag nun erstmals zulassen, dass auf dem iPhone auch Anwendungen aus anderen Quellen als dem hauseigenen App Store geladen werden dürfen. Epic will das nutzen, um das seit August 2020 nach einem Regelverstoß aus dem App Store verbannte "Fortnite" zumindest in der Europäischen Union auf das iPhone zurückzubringen. Epic machte die neue Kontroverse am Mittwoch in einem Blogeintrag öffentlich. Demnach sperrte Apple bereits am 2. März einen wenige Wochen zuvor eingerichteten schwedischen Entwickler-Account von Epic Games aus. In dem ebenfalls veröffentlichten Brief der Anwälte heißt es, Epic sei "nachweislich nicht zu vertrauen".

Auslöser für den langen Streit war ein Versuch von Epic, die Abgabe von 15 oder 30 Prozent vom Kaufpreis umgehen, die Apple bei Geschäften in seinem App Store einbehält. An den App-Prüfern des Konzerns wurde eine Version der App mit verstecktem Software-Code durchgeschleust. Nutzer konnten so virtuelle Artikel auch an Apple vorbei kaufen.

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Apple warf "Fortnite" wegen der Regel-Verletzung aus dem App Store. Epic zog dagegen vor Gericht in den USA, verlor aber in allen Instanzen. Epic bezeichnete die Verbannung des schwedischen Entwickler-Accounts als Vergeltung für die scharfe Kritik von Firmenchef Tim Sweeney an Apples Umsetzung der DMA-Vorgaben. Er hatte die geplanten Apple-Regeln für andere App-Marktplätze unter anderem als "Müll" bezeichnet und dem Konzern vorgeworfen, damit den Wettbewerb bremsen zu wollen.

Apple nennt App-Installationen aus anderen Quellen ein Sicherheitsrisiko

Sweeney legte am Mittwoch noch nach und schrieb beim Online-Dienst X, Apple versuche, App-Entwickler einzuschüchtern. Apple führt in den neuen Bedingungen unter anderem nach einer Million Downloads einer App in einem Zwölfmonatszeitraum eine Abgabe von 50 Cent für jede weitere Erstinstallation ein. Die Entwickler können aber auch im alten Modell bleiben und ihre Apps nur über Apples App Store vertreiben. Wechseln sie jedoch ins neue System, gibt es keinen Weg zurück zu den bisherigen Bedingungen. Der Konzern nennt App-Installationen aus anderen Quellen ein Sicherheitsrisiko.

Auch der Musikstreaming-Marktführer Spotify wirft Apple vor, mit der DMA-Umsetzung den Vertrieb über andere Marktplätze für App-Entwickler wirtschaftlich nicht tragbar machen zu wollen.

© SZ/dpa/Reuters/mri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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