IT-Dienstleister:Atos-Aktie stürzt ab

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Bereits im September war Atos aus dem Pariser Auswahlindex CAC40 gefallen. (Foto: Vincent Isore/imago images/IP3press)

Schon wieder muss der französische Dienstleister Atos seine Gewinn-Erwartungen korrigieren, der Aktienkurs sinkt daraufhin auf den niedrigsten Stand seit 2012.

Die französische IT-Firma Atos kämpft weiter mit Gegenwind und überrascht nur kurz nach Amtsantritt des neuen Chefs Rodolphe Belmer mit einer weiteren Warnung vor zurückgehendem Gewinn. Wegen Verzögerungen bei Geschäften und geringeren Margen beim Wiederverkauf von Hard- und Software könnten die bereits vor sieben Monaten nach unten korrigierten Jahresziele nicht eingehalten werden, teilte die Gesellschaft mit. Die Aktien der IT-Firma stürzten in Paris daraufhin um bis zu 17 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Mitte 2012 ab. Bereits im September war Atos aus dem Pariser Auswahlindex CAC40 gefallen, was zu Übernahmespekulationen geführt hatte.

Der neue Vorstandsvorsitzende Rodolphe Belmer gab sich am Montag dennoch zuversichtlich. "Die meisten Posten, die dieser gravierenden Abweichung zugrunde liegen, sind einmalig", erklärte der Manager. Belmer muss aber nun rasch eine Trendwende schaffen, denn die Lage ist angespannt: Im abgelaufenen Jahr sind die Erlöse um 2,4 Prozent auf 10,8 Milliarden Euro gefallen. Nach Konzern-Angaben lag auch die operative Marge nur noch bei rund vier Prozent. Außerdem fiel ein negativer Geldfluss von 420 Millionen Euro an - bisher war von einem positiven Wert die Rede gewesen: Der sogenannte Cash Flow ist ein Indikator für die Liquiditätsentwicklung eines Unternehmens.

Ende Februar möchte Belmer eine neue Strategie präsentieren, um im kommenden Quartal die Kehrtwende zu schaffen. Erst vor einer Woche war der ehemalige Chef des Satellitenbetreibers Eutelsat bei Atos eingestiegen. Belmer soll vor allem die Transformation des Konzerns gestalten: Ähnlich wie der deutsche Rivale T-Systems möchte sich auch Atos verstärkt auf das Cloud-Geschäft konzentrieren.

Im Zuge des Umbaus kürzte der IT-Dienstleister 2021 bei seinem Infrastruktur-Zweig - und strich allein in Deutschland rund 1300 Stellen. Ausschließlich cloudbasiert bleibt das Geschäft allerdings nicht. So möchte Atos mit EU-Geldern einen der schnellsten Supercomputer der Welt entwickeln. Das Projekt "Leonardo" soll dabei den Weg zur nächsten Stufe der Rechenleistung ebnen. Die Franzosen erhielten dafür von der EU-Kommission Geld in Höhe von 120 Millionen Euro.

Weltweit beschäftigt Atos über 100 000 Mitarbeiter. In Deutschland arbeiten nach der letzten Kürzungsrunde noch gut 9000 Angestellte bei dem französischen Konzern. Vor zehn Jahren hatte Atos hierzulande die Siemens IT-Sparte SIS aufgekauft und im Gegenzug 15 Prozent seiner Aktien an die Münchner abgetreten. Siemens versorgte die Franzosen damals zusätzlich mit einem Auftrag von über 5,5 Milliarden Euro. Bis heute ist Siemens Kunde bei Atos. Erst Ende 2020 hatten beide Unternehmen ihre strategische Partnerschaft für weitere fünf Jahre verlängert.

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